Sinfonien 1-9: Allgemeiner Thread

    • Offizieller Beitrag

    Sinfonie Nr. 1: „A Sea Symphony“ für Sopran, Bariton, Chor und Orchester (1910)

    Sinfonie Nr. 2: „A London Symphony“ (1913; bearbeitet 1920)

    Sinfonie Nr. 3: „Pastoral Symphony“ für Sopran und Orchester (1921)

    Sinfonie Nr. 4 f-moll (1931–1934)

    Sinfonie Nr. 5 D-Dur (1938–1943)

    Sinfonie Nr. 6 e-moll (1944–1947)

    Sinfonie Nr. 7: „Sinfonia Antartica“ (1949–1952)

    Sinfonie Nr. 8 d-moll (1953–1955)

    Sinfonie Nr. 9 e-moll (1956–1957)

    Für mich, ich gestehe es so frei- wie reumütig (warum eigentlich?), sind diese Sinfonien Neuland und ich tue mich eher schwer damit wie mit überhaupt der meisten Britischen Orchestermusik. Als wichtigste Eindrücke vermerke ich eine gewisse Bläserlastigkeit, wie schon ab hier beschrieben; aber auch eine Struktur- und Formlosigkeit; die ich nur so benenne, weil ich mir noch nicht anders zu helfen weiß und sicher Maßstäbe klassischer bis spätromantischer kontinentaleuropäischer Sinfonik anlege, die so nicht wirklich helfen. Viele Passagen kommen mir beliebig, ja banal vor; mir fehlt die konzeptuelle Klammer, der Zug zum Tor, der Sinn des Ganzen.

    "Wenn man sich nur das Urteilen abgewöhnen könnte, dieses dilettantische Verfälschen der Dinge! Wir wollen immer verstanden werden und sind selber unerbittlich verständnislos." (Verdi bei Franz Werfel)

  • Gutes Timing - ich bin gerade durch.

    Mir fällt zunächst mal auf, daß RWV häufig zugänglich klingt: Sea, London und Pastoral sind sehr eingängig komponiert, die Sinfonia antartica geradezu malerisch (als Basis diente der Score zum Film Scotts letzte Fahrt von 1948), die 4. deutlich von Schönberg und Strawinski beeinflußt, die restlichen mit atonalen Elementen durchsetzt. Das ist wirkungsvoll orchestriert und saftig dramatisch.

    Einordnen würde ich die Werke zwischen Spätromantik eines Brahms/Bruckner bis hin zum Neoklassizismus eines Strawinski - was also heißt, daß RVW stets recht konservativ blieb, aber dennoch neuere Anregungen aufnahm, soweit er dies akzeptieren konnte. Dadurch wirkt seine Musik älter als sie eigentlich ist.

    Die ersten drei Symphonien sind eigentlich genau in dem Bereich, wie ich britische Orchestermusik kennengelernt habe: melodieselig, leicht goutierbar, etwas patriotisch angehaucht. Da kommt die 4. wirklich wie ein Bruch daher, mit ihrer konsequenten Verweigerung einer klaren Tonart und einer komplexen Rhythmik. Tatsächlich hat er danach nie wieder so komponiert, doch die unbeschwerte Art von Sea/London/Pastoral war ein für allemal dahin.

    Es ist auch speziell die 4., die den größten Eindruck auf mich gemacht hat, gefolgt von der Sinfonia antartica und der Pastoral. Insgesamt eine interessante Musik, die ich bestimmt öfters laufen lassen kann.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.