Jetzt auf den Augen - Filme (2019)

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Freund; das ist meines Erachtens zweifach zu bezweifeln und sagt sich auch leicht:

    1. Persönlich: Ich als Vertreter der Hochsensibilität mit depressiven Neigungen kann mich dem gar nicht aussetzen.

    2. Allgemein: Da müsste ja jeder Mensch aus den großen Nationen sich dem permanent aussetzen.

  • Der große Eisenbahnraub

    GB 1978

    Wiedersichtung nach knapp dreißig Jahren, und ich muß sagen: der Film hat sich gut gehalten. Eine klare Story mit netten Charakteren, eine hübsche Suspense-Dramaturgie, gute Darsteller und ein leicht augenzwinkernder Humor. Crichton hat sich aufs Wesentliche beschränkt und damit eine feine Krimikomödie zustandegebracht. Und die Szenen auf dem Zug sind schon atemberaubend, wenn man sich vor Augen führt, daß Connery höchstpersönlich auf dem Dach herumkroch. Dazu eine tolle Illusion des England im Jahre 1855. Yo... *yepp*

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Wenn Kintopp auf Tragik macht:

    Die Nibelungen

    BRD-Jugoslawien 1966/1967

    Harald Reinls Adaption ist natürlich nicht mit der kunstvollen Tragik von Fritz Lang vergleichbar - allein die Gewichte der Schauspieler lassen die Schale nach oben schnellen. Nein, hier herrscht ein flotter Ton vor: die Geschichte ist gerafft auf pure Äußerlichkeit; die Dialoge schwülstig, aber immerhin die Situation erfassend; die Charaktere eindimensional, aber nicht reines Klischee. Dennoch wirken manche Szenen unfreiwillig komisch, weil Reinl nicht nur das Talent zur Tragödie abgeht, sondern auch weil hier reine Unterhaltung produziert werden will. Der Zweiteiler folgt weitesgehend dem Inhalt der Lang-Adaption, erzählt aber den ganzen Bogen in der Hälfte der Zeit. Die Farben sind bunt, die Kameraarbeit handwerklich klasse, die Tricks ganz ordentlich, die Bauten und Kostüme gut bis trashig. Was abgeht, ist diese tragische Determinierung des Schicksals, die den Lang-Film so einmalig macht: hier ist eine Einstellung hübsch, nicht filmisch schlüssig; hier ist ein Kostüm hübsch, aber nicht charakterisierend; hier ist ein Dialog hübsch gesprochen, aber nicht mit Leben erfüllt. Was für eine Verschwendung an tollen Synchronsprechern, die die Leblosigkeit des Films kaschieren!

    Dazu kommt CCCs üblichen Probleme: das Filmmaterial wirkt immer zweite Klasse: eine vom OCN weit entfernte Quelle, die gut aufbereitet wird, aber nicht alle problematischen Shots im Griff kriegen kann (ist bei den DVDs ebenso gewesen). Dazu in einer Schnittfassung, die solide wirkt, aber manche Lücken hat, als ob Material fehlen würde (wobei es möglich ist, daß nie mehr da war als hier zu sehen). Die glänzende Oberfläche ist bei Die Nibelungen von Harald Reinl wörtlich wie auch im übertragenen Sinne zu verstehen - drei Stunden naive Erzählung zur distanzierten Erbauung. Funktioniert immerhin recht kurzweilig.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Und weil Hitchcock immer ein Vergnügen ist, sollte man ruhig noch z.B. die Dick Cavett Show von 1972 ansehen - allein schon wegen dem Opening:

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  • Ein Mann sieht rot

    USA 1974

    Unter den ganzen Vigilantenfilmen der 1970er ist er sowas wie eine Legende: der Prototyp des knallharten Rächerfilms, wo die Waffe in der Hand gegen die ganzen "Ratten" das Recht ersetzt. Ich hatte ihn erstaunlich lange nicht mehr gesehen, bestimmt fünfzehn Jahre nicht mehr. Aber irgendwie hatte ich vergessen, was an Death Wish so verführerisch ist...

    Ganz unbekümmert greift der Plot in die übliche Trickkiste, um die Sympathien klar auf Paul Kersey zu lenken, der immerhin erleben muß, daß der Tod seiner Frau und die Vergewaltigung seiner Tochter nicht zu einer Verurteilung führen wird; im Gegenteil: allmählich kommt er der Idee der Selbstjustiz immer näher, bis er sein erstes Opfer erschießt. Danach muß er kotzen, doch dann erkennt er, daß er sich dadurch wohler fühlt als bisher. Es wird sozusagen sein Hobby, "Ratten" zu jagen und sie zu töten, wenn sie ihn angreifen. Und die Polizei kommt ihm zwar auf die Spur, doch durch den generellen Rückgang an Gewaltverbrechen wollen sie ihn lieber aus der Stadt wissen als ihn öffentlich dingfest zu machen. Kersey kommt davon. Hurra, die Gerechtigkeit siegt... *firework*

    Ich muß schon sagen: so deutlich und unverdrossen hat selten ein Film so ein heißes Thema angepackt. Ich kann gut verstehen, warum Ein Mann sieht rot so heftig diskutiert wurde, denn er bringt keine Ironie oder Distanz auf, um sämtliche Widersprüchlichkeiten der Story auszuleuchten. Es bleibt ein knallharter Thriller, der eine verachtende Weltanschauung zeigt, ohne sie zu hinterfragen. Da gibt es keine Abmilderung, keine Grautöne, kein Verständnis.

    Doch das größte Verbrechen ist dabei die handwerkliche Raffinesse, mit der das gemacht wird: zwar hangelt sich der Plot nah an den Klischees vorbei, doch wirkt das Ganze stets präzise und verständig herausgearbeitet, so daß man hier als Zuschauer ein echter Soziopath sein muß, wenn man nichts dabei empfinden würde. Die Szenen sind klar struktuiert, der Plot clever konstruiert, die Charaktere recht glaubhaft, die Darsteller sind durch die Bank überzeugend. Und Bronson sieht halt gut aus, wenn er in der Gegend umherballert. Es gibt sicherlich keinen besseren Befürworter als solche Filme, wenn man sich für den Besitz von Schußwaffen einsetzt.

    In Deutschland war der Film immer ab 18 Jahren freigegeben gewesen - sogar indiziert, wenn ich mich recht erinnere; inzwischen liegt die im letzen Jahr neu aufgelegte Bluray ungekürzt als 16er vor. In den letzten Jahren sind einige berüchtigte Filme aus den Händen der deutschen Jugendschutzbehörden genommen worden, was ich begrüße; doch dafür muß man umso mehr sich bewußt machen, daß manche Filme mehr brauchen als nur eine Freigabe, um sie sinnvoll sehen zu können. Death Wish ist pures Rauschgift: es macht einen verführerisch glücklich, wenn man ihn konsumiert, aber beim nächsten Mal verursacht er eine höhere Dosis an Abstumpfung, die irgendwann die Seele massiv angreift. Dabei geht es mir nicht darum, vor einer Plage von Vigilanten zu warnen; denn es beginnt schon im Kleinen, wenn man den Nachbar haßt, weil er den Mülleimerdeckel nicht richtig verschlossen hat oder den Kollegen meidet, weil dieser angeblich im Job unfähig ist.

    Zurück zum Film: im Grunde zeigt er das ganze Dilemma, wie man es auch bei Jud Süß oder Geburt einer Nation hat - die Unfähigkeit, das heiße Eisen fallenzulassen, wenn es Zeit wird. Hier funktioniert die Identifizierung mit dem Protagonisten aufgrund einer ideologischen Sichtweise, die gewiß nicht von jedem geteilt wird, und solche Filme haben immer schon eine bitteren Beigeschmack aufgewiesen. Selbst ein Dirty Harry hatte in der Hinsicht wesentlich mehr Intelligenz und Rückgrat bewiesen, obwohl der auch nicht gerade harmlos mit seinem Thema umgeht. Vielleicht der Grund, warum ich Ein Mann sieht rot nicht häufig sehe: er geht zu unreflektiert mit diesem wichtigen Thema um.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Tobruk

    USA 1967

    Ein Kriegsfilm-Abenteuer um ein Kommando, welches in Nordafrika ein Benzindepot Rommels zerstören soll. Ein bißchen philosophisches Gequatsche, ein bißchen Sidekick-Humor, dazu eine Menge Action und die Entlarvung eines Spions in den eigenen Reihen - fertig ist das Star-Vehikel. Was man bekommt, ist gute Unterhaltung ohne besonderen Tiefgang - doch mehr will der Film auch nicht sein. Und besonders zimperlich ist er auch nicht.

    Gut... :)

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    Wir gestern Abend ganz klassisch über die SZ-Cinemathek; meine Gute wollte erst nicht, sie hatte mich falsch verstanden, ich fragte angeblich, ob sie "Fick mich am Valentinstag" mit mir schauen wolle und sowas Ordinäres käme gar nicht in Frage. Dann war sie doch beeindruckt.

    P.S. Ob der Director's Cut lohnt?

    • Offizieller Beitrag

    Miranda

    Zitat

    What we see and what we seem are but a dream, a dream within a dream.

    Miranda

    Zitat

    Everything begins and ends at the exactly right time and place.

    Marion

    Zitat

    A surprising number of human beings are without purpose, though it is probable that they are performing some function unknown to themselves.

    Mr. Whitehead

    Zitat

    There's some questions got answers and some haven't.