Eure liebsten Solo-Orgelwerke

  • ... interessieren mich. Begrenzungen hinsichtlich der Anzahl gibt es nicht. Wünschenswert wäre es aus meiner Sicht allerdings, wenn Ihr Eure Favoriten möglichst kleinteilig mitteilen könntet (z.B. Choral ABC aus Bachs Orgelbüchlein). Wer mich zudem vollends glücklich machen möchte, nennt obendrein bevorzugte Aufnahmen (Interpret*in/Instrument) incl. einer kurzen Begründung.

  • Also jetzt muss ich doch nach erfolgten Umbaumaßnahmen und trotz immer noch bescheidener akustischer Möglichkeiten menen guten alten Dual wieder flottmachen, damit ich einen aussagekräftigen Interpretationsvergleich meines absoluten Lieblingswerks für Orgel, nämlich der Passacaglia und Fuge c-Moll, BWV 582, eben nicht nur aus der Erinnerung anstellen kann. Ich besitze das Werk in 4 Interpretationen, nämlich von Walcha und Rogg auf LP sowie von Alain und Stockmeier auf CD. Leider alle schon lange nicht mehr gehört (dafür aber auf YouTube; s.u.) gefiel mir nach meiner Erinnerung die Interpretation von Rogg am besten aufgrund seiner Klarheit in der Artikulation und der Durchhörbarkeit der Stimmenverläufe, was auf der Orgel weiß Gott alles andere als leicht ist. Aber ich werde mich da morgen nochmals hörend versichern.

    Da Uli nach meiner Erinnerung erlaubt hat, auch in normalen Threads YouTube-Links einzustellen, mache ich auch Gebrauch davon mit einer, wie ich finde, sehr gelungenen Aufnahme des Werks mit Ton Koopman. Leider habe ich auf YouTube keine Angaben zur Orgel gefunden.

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    Viel erbauliche Freude beim Sehen und Hören - es lohnt sich!

    Grüße, harry

  • Johann Sebastian Bach - Toccata & Fuge d-moll BWV 565

    Das ist das Werk, was immer noch ikonenhaft über alles Georgelte steht; ist sicherlich das erste Bach-Stück, was ich verinnerlicht habe. Und da ich es nicht übermäßig häufig höre, bin ich es auch nicht über. Der Beginn ist magisch, einmalig! Ich mag das einfach...:love:

    Meine erste Einspielung auf CD ist immer noch die, die ich als Maßstab nehme, auch wenn es nicht immer fair anderen Aufnahmen gegenüber ist:

    513TAcDUNeL._SL300_.jpg

    Peter Hurford

    Große Domorgel am Ratzeburger Dom (Ratzeburg, Schleswig-Holstein) - (P) 1980 Argo

    Ich gehe davon aus, daß es die Rieger-Orgel von 1978 ist, weil der Instrumentenklang schon fast symphonisch ist. Und die Aufnahme hat ein ordentliches Pfund an Wucht und Tiefe. Aber es ist die Artikulation, die Rhythmik, die Pointierung der Pausen, die sich in meinem Gehirn eingebrannt hat.

    Hier nachhörbar:

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    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    meines absoluten Lieblingswerks für Orgel, nämlich der Passacaglia und Fuge c-Moll, BWV 582,

    Dem schließe ich mich vollends an ... ein bedrohlicher Ohrwurm.

    Entsprechende Orgelfavoriten poste ich später; meine Lieblingseinspielung ist leider etwas unorthodox:

    ... und da wären wir auch gleich bei Nr. 2:

    Jan Pieterzoon Sweelinck (1562-1621)

    Mein junges Leben hat ein End

    Eine an- resp. entsprechende Orgelvariante besitze ich allerdings leider nicht; Fabio Ciofini hatte mich leider nicht so wirklich überzeugen können.

  • Jan Pieterzoon Sweelinck (1562-1621)

    Nach 2mal Bach nun also Sweelinck.

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    Dieser akustische Leckerbissen voll charaktervoller überbordener Schönheit mit Irene de Ruvo zeigt, dass Sweelincks Fantasia, dieser Hymnus an die Melancholie, der sich acht Minuten lang in absteigenden Linien ergeht, dann und wann in rasante Tiratae ausbricht, aber immer wieder zum klagenden Tonfall zurückfindet und erst am Schluss durch eine Durterz dezente Tröstung spendet, vorzugsweise an einem kleinformatigen historischen Instrument gespielt werden sollte.

    Irene de Ruvo traktiert die Orgel der Chiesa della Madonna del Popolo, Romagnano Sesia.

    Ich liebe dieses Video.

    meine Lieblingseinspielung ist leider etwas unorthodox

    BWV 582: Edward Power Biggs, Pedalcembalo

    • Offizieller Beitrag

    BWV 582: Edward Power Biggs, Pedalcembalo

    Ja auch; ich kann nur nicht feststellen, ob die nominierten Lieblingsorgelwerke eben auch auf Orgel gespielt sein sollen!?

  • Ja auch; ich kann nur nicht feststellen, ob die nominierten Lieblingsorgelwerke eben auch auf Orgel gespielt sein sollen!?

    *yes* ist doch quasi eine Orgel (zwar ohne Windbetrieb), verfügt aber immerhin über ein oder zwei Manual(-e) und ein Pedal.

  • Bach / Erbarm dich mein, o Herre Gott / Robert Noehren

    Nach deiner grossn Barmherzigkeit.
    Wasch ab, mach rein mein Missetat,
    Ich kenn mein Sünd und ist mir leid.
    Allein ich dir gesündigt hab,
    Das ist wider mich stetiglich;
    Das Bös vor dir niht mag bestahn,
    du bleibst gerecht, ob du urteilst mich.

    Erbarm dich mein, o Herre Gott - Verzierungen ohne Ende; angesichts eines sehr langsamen Grundtempos durchaus sehr passend, wie ich finde - Erinnerungen an John Scott Whiteley aus Naumburg, St. Wenzel (ZH) - hieraus entnommen:

    Rieger - IV/58, Pacific Union College Church, Angwin (Kalifornien)

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  • Zuerst zurück zu Bach "Toccata und Fuge" d-Moll:

    Ich gehe davon aus, daß es die Rieger-Orgel von 1978 ist

    ...und zwar die im Ratzeburger Dom. Das ist aber zumindest auf meinem Monitor auf dem von Dir eingestellten Cover nicht zu erkennen. Die YouTube-Aufnahme entstand jedenfalls an der Orgel der "Our Lady Of Sorrows Church" in Toronto. So steht's im Vorspann.

    auch wenn es nicht immer fair anderen Aufnahmen gegenüber ist

    Inwiefern? Es gibt zig weitere hochkarätige Interpretationen an zig verschiedenen Orgeln; und ich habe mir die Hurford-Aufnahme ganz und sehr aufmerksam angehört und kann eigentlich keine interpretatorische Besonderheit feststellen, die sie von anderen hochkarätigen Interpretationen wesentlich abhebt. Dies gilt im Übrigen auch für den Klang/die Klanggewalt der Orgel, wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich schon deutlich differenziertere und einfallsreichere Regisitrierungen als bei vorliegender Aufnahme gehört habe. Nichtsdestotrotz ist das natürlich eine sehr gute und überzeugende Interpretation.

    Zu Sweelinck: Ein herrliches Stück, überzeugend interpretiert an einer wunderbaren Orgel, an deren Klang ich mich begeistern kann.

    ...dann und wann in rasante Tiratae ausbricht...,

    ...aber selbst in diesen "Tiradae", die sich vorwiegend in der Oberstimme abspielen, bleiben die "absteigenden Linien", wenn man genau hinhört, immer präsent, eben in der Unterstimme. Auf mich wirkt das wie eine Ciacona, deren "Thema" mit einer ungeheuren Kunstfertigkeit verarbeitet wird, einmal ganz abgesehen von dem Thema selbst, das allein schon durch seine Chromatik und die damit verbunden harmonischen Vertracktheiten frappiert.

    Schließlich:

    ...ist doch quasi eine Orgel (zwar ohne Windbetrieb), verfügt aber immerhin über ein oder zwei Manual(-e) und ein Pedal.

    Wenn man also Werke für Pedal-"Cembalo" hier gelten lässt, müsste man auch fairerweise Schumanns Stücke für den Pedal-"Flügel" hier gelten lassen. Schließlich war das zu Schumanns Zeit auch "OPI".

    Grüße aus dem verschneiten Odenwald, harry

  • Die YouTube-Aufnahme entstand jedenfalls an der Orgel der "Our Lady Of Sorrows Church" in Toronto. So steht's im Vorspann.

    Ich wußte, daß das kommt...*plem*

    Das ist falsch - ich habe in die Aufnahme reingehört und sage: das ist die vom Ratzeberger Dom. An der kanadischen Orgel hat Hurford nie BWV 565 eingespielt; dort entstanden Aufnahmen anderer Werke innerhalb des Decca-Zyklus, und außerhalb davon hat er nie wieder in Toronto aufgenommen. Außerdem wird das auch nochmals im Kommentar bestätigt. Da hat jemand beim Video erstellen schlicht und einfach nicht aufgepaßt...*hä*


    Inwiefern?

    Weil sie mich geprägt hat - das eben der Aspekt des Erstgehörten, der sich durch Ausschließlichkeit noch steigert. Heute würde ich nicht sagen, daß sie besonders hervorsticht, aber ihr Ablauf ist halt in meinen Gedächtnis eingebrannt. Und ich kann das halt nicht immer komplett ablegen. Mit interpretatorischen Gründen hat das nur am Rande zu tun.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

    • Offizieller Beitrag

    An der kanadischen Orgel hat Hurford nie BWV 565 eingespielt; dort entstanden Aufnahmen anderer Werke innerhalb des Decca-Zyklus, und außerhalb davon hat er nie wieder in Toronto aufgenommen.

    Nur zur Unterstützung:

    R-9533226-1523361759-8806.jpeg.jpg

    Zumindest laut Discogs gibt es darüber hinaus nur zwei Hurford-565er: 1983 Concert Hall, Sydney Opera House, und 1993 Martinikerk, Groningen, Holland.

    *sante*

    • Offizieller Beitrag

    Johann Sebastian Bach - Toccata & Fuge d-moll BWV 565

    Das ist das Werk, was immer noch ikonenhaft über alles Georgelte steht; ist sicherlich das erste Bach-Stück, was ich verinnerlicht habe. Und da ich es nicht übermäßig häufig höre, bin ich es auch nicht über. Der Beginn ist magisch, einmalig! Ich mag das einfach...:love:

    Das kann ich bedenkenlos unterschreiben, mir geht es ganz genauso und meine liebste Aufnahme ist die hier: Toccata und Fuge d-moll BWV 565: Einspielungen

    Daneben habe ich ein Faible für Regers Variationen und Fuge über ein Originalthema fis-moll op. 73 (1903) in verschiedenen Einspielungen:

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  • Das ist falsch -

    Ärgerlich - nicht für Dich, sondern für mich. Hatte ich doch in meinem Beitrag nach

    So steht's im Vorspann.

    ...ursprünglich geschrieben: "Aber wie zuverlässig die Angaben zu Werken und Interpreten auf YouTube sind, weiß man ja mittlerweile". Ich habe diesen Satz geschrieben, weil ich das Gefühl hatte, dass Du Dir Deiner Sache sehr sicher warst - und ihn dann doch wieder gelöscht. War in diesem Fall echt ein Fehler.

    Aber noch was Anderes: Wenn ich lese, was ihr über Hurfords Aufnahmen wisst, was er wo und wann und bei welchem Label aufgenommen hat - also ehrlich, da kann ich nicht mitreden; und das alles zu recherchieren, habe ich weder Zeit noch Lust. Für mich ist wichtig, dass es eine in sich stimmige Interpretation in vernünftiger Klangqualität - und speziell in diesem Fall eine toll klingende Orgel ist.

    In einem möchte ich Dir allerdings unbedingt Recht geben:

    das eben der Aspekt des Erstgehörten,

    Das ist jetzt zwar OT, aber ich möchte dazu ein selbst "erfahrenes" Beispiel geben: Bartoks Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug habe ich in der Interpretation von Alfons und Aloys Kontarsky kennen und lieben gelernt. Zwischenzeitlich gibt es zig Aufnahmen des Stücks in einer spiel- und klangtechnischen Perfektion, mit denen die genannte Aufnahme bei weitem nicht mithalten kann. Trotzdem bin ich immer irgendwie "enttäuscht", wenn etwas "anders" (möglicherweise sogar besser) rüberkommt, als ich es von dem "Erstgehörten" verinnerlicht habe.

    Das wäre übrigens ein eigenes Thema für das Forum: z.B. in dem Sinn "Welche Rolle spielt eure Ersterfahrung mit einem speziellen Werk oder auch mit der Musik überhaupt für eure Rezeption? Gibt es bestimmte Vorlieben oder auch Abneigungen, die sich auf diese Ersterfahrungen zurückführen lassen?" Wäre bestimmt interessant.

    (NB: Leider habe ich noch alle verborgenen Winkel des Forums entdeckt; vielleicht gibt es ja schon etwas diesbezügliches)

    Viele Grüße aus dem (zumindest im vorderen Teil) nicht mehr verschneiten Odenwald, harry

    • Offizieller Beitrag

    Das wäre übrigens ein eigenes Thema für das Forum: z.B. in dem Sinn "Welche Rolle spielt eure Ersterfahrung mit einem speziellen Werk oder auch mit der Musik überhaupt für eure Rezeption? Gibt es bestimmte Vorlieben oder auch Abneigungen, die sich auf diese Ersterfahrungen zurückführen lassen?" Wäre bestimmt interessant.

    (NB: Leider habe ich noch alle verborgenen Winkel des Forums entdeckt; vielleicht gibt es ja schon etwas diesbezügliches)

    Wüsste ich nicht; wäre ein interessantes Thema.

  • Johann Sebastian Bach - Toccata & Fuge d-moll BWV 565


    Das ist das Werk, was immer noch ikonenhaft über alles Georgelte steht; ist sicherlich das erste Bach-Stück, was ich verinnerlicht habe. Und da ich es nicht übermäßig häufig höre, bin ich es auch nicht über. Der Beginn ist magisch, einmalig! Ich mag das einfach

    Ich auch und zwar seit ich als kleiner Bub' Richard Fleischers 20000 Meilen unter dem Meer erstmals im Fernsehen sah.

    Kapitän Nemo spielt:

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    Wenn es mir dann doch zuviel wird, höre ich mir sehr gern die Ataccot-Variante an - hört sich jedenfalls nicht verkehrt an.

  • Wenn's genehm ist, würde ich gerne auf den Anfang des Threads zurückkommen und dabei, so gut ich kann, einen Wunsch des Thread-Starters erfüllen:

    Wer mich zudem vollends glücklich machen möchte, nennt obendrein bevorzugte Aufnahmen (Interpret*in/Instrument) incl. einer kurzen Begründung.

    Also: Ich bin durch mit dem angekündigten Hörvergleich zu Passacaglia und Fuge BWV 582. Leider konnte ich erst heute meinen Plattenspieler in meine Anlage integrieren. Ins Rennen gingen (in alphabetischer Folge) Marie-Claire Alain, Lionel Rogg, Wolfgang Stockmeier und Helmut Walcha. Gibt es einen "eindeutigen" Sieger? Ebenso "eindeutige" Antwort: Nein! Gibt es andererseits einen eindeutigen Verlierer? Eigentlich auch nicht; zum einen: Wer dazu in der Lage ist, Bachs Gesamt-Orgelwerk auf CD einzuspielen, kann per se kein Verlierer sein, zum anderen haben alle genannten Aufnahmen ihre Meriten. Im direkten Hörvergleich kann dann allerdings die Aufnahme von Stockmeier nicht ganz mit den anderen mithalten. Das liegt zunächst an der Tempowahl (er braucht gute 2 min länger als Alain), dann aber auch an der Registrierung, die ich als etwas uninspiriert, um nicht zu sagen langweilig empfinde. An der verwendeten Orgel kann es nicht liegen, denn ihre Disposition bietet hinreichende Möglichkeiten (https://orgelbau-kreienbrink.de/kath-kirche-st…bau-1998-iii48/). Trotzdem kann ich der Aufnahme auch Positives abgewinnen: Ich höre Musik bei allem Genuss und Vergnügen auch analytisch, und durch das ruhige Tempo und die unaufdringliche Registrierung kann man sich sehr gut auf das Nachspüren der Stimmenverläufe im polyphonen Geflecht einlassen.

    Bei den übrigen Aufnahmen wird es echt schwierig, so etwas wie eine Rangfolge zu erstellen. In meinem Post zu Beginn schrieb ich, dass mir die Aufnahme mit Rogg als am überzeundsten in Erinnerung war, aber diese Einschätzung muss ich revidieren (Da wurde mir bewusst, wie wenig man sich auf seine Erinnerung verlassen kann). Vermutlich war ich da zu sehr auf die Fuge fixiert, die Rogg ungeheuer sportlich und mit starker Registrierung angeht, wodurch die Wucht dieses großartigen Werkes umso deutlicher und unmittelbarer hervortritt. Insgesamt gesehen ist mir aber die Registrierung, auch bei der Passacaglia, etwas zu kompakt, speziell im 8- und 4-Fußbereich, wodurch gerade in den virtuosen Passagen die Stimmenverläufe manchmal etwas "verschwimmen", was aber auch ein Problem der Aufnahmetechnik sein könnte. Interpretatorisch kommt ihm Alain am nächsten hinsichtlich Temperament und Virtuosität, aber sie bietet eine farbige und phantasievolle Registrierung, die mir ausgesprochen gut gefällt. Es ist natürlich schwierig den "Raum-Klang" einer Orgel abstrahiert von der Registrierung zu beurteilen, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Interpretation von Alain an einer anderen Orgel noch überzeugender sein könnte. Am meisten im Stich gelassen hat mich meine Erinnerung aber bezüglich Helmut Walcha. Dieses Wiederhören war für mich eine echte Überraschung, fast wie eine Neu-Entdeckung des Werks. Diese Interpretation strahlt eine solche Ruhe und Innigkeit aus, wie sie schwerlich wiederholbar ist. Woran das liegt, ist schwer zu sagen; an der Tempowahl ganz sicher nicht, denn er benötigt nur knapp 1 min länger als Alain. Vielleicht spielen aber dann doch die Orgel, die er ausgewählt hat, und seine Registrierung eine entscheidende Rolle. Es ist die große Orgel der St.-Laurenskerk Alkmaar. Ein Genuss, diese Orgel zu hören, zumal sie von der Tontechnik hervorragend eingefangen wurde (Aufnahme 1962!!).

    Fazit zum Schluss: Welche Aufnahme man bevorzugt, richtet sich nach den Prioritäten, die man sich setzt. Legt man Wert auf eine virtuose Interpretation und eine phantasivolle Registrierung, ist Marie-Claire Alain die erste Wahl. Ist einem eine verinnerlichte und intensive Interpretation - in diesem Fall verbunden mit einem herrlichen Orgelklang - wichtiger, greift man besser zu Helmut Walcha. Zieht man eine sehr virtuose und kräftig registrierte Wiedergabe vor, ist man mit Lionel Rogg gut bedient. Wer eine unspektaluräre, gediegene Sicht des Werks bevorzugt, kommt bei der keineswegs schlechten Interpretation von Wolfgang Stockmeier auf seine Kosten.

    Abschließend: Dies sind alles meine ganz persönlichen Ansichten zu den mir zur Verfügung stehenden Interpretationen. Sie erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wer die genannten Aufnahmen kennt und meine Ausführungen kommentieren möchte, kann dies gerne tun.

    Viele Grüße aus dem schönen Odenwald

    harry

  • Ich habe etwas vergessen: Zu den verwendeten Orgeln bei Alain, Rogg und Walcha schreibe ich morgen noch etwas.

  • Zu den verwendeten Orgeln bei Alain, Rogg und Walcha schreibe ich morgen noch etwas.

    Stockmeier gibt es nur eine Aufnahme, Walcha hast du die Stereo-Aufnahme erwähnt; geht es also noch um Alain und Rogg - sie haben jeweils drei GAs eingespielt. Da ist es wichtig, welche du gehört hast.

    Unser *opi* nahm *opi*-um - Bumms! fiel unser *opi* um.

  • Jetzt also zu den Orgeln.

    Über die Orgel, die Stockmeier verwendet, habe ich schon etwas geschrieben (s. Link in Post 16); ich komme nochmal darauf zurück, weil mir gestern erst auffiel, dass die Gesamtaufnahme (20 CDs) an verschiedenen Orgeln der Fa. Kreienbrink eingespielt wurde. Im Booklet zu dieser Edition erfährt man zu diesen Orgeln außer den Aufstellungsorten rein gar nichts.

    Ebenso unergiebig sind die Angaben zu den verwendeten Orgeln in Roggs 20-LP-Kassette. Die Passacaglia wurde an der Metzler-Orgel der St.-Pierre-Kathedrale in Genf aufgenommen. Leider wird man - im Gegensatz zu Kreienbrink - auch auf der Homepage der Fa. Metzler nicht fündig, sodass man bezüglich der Disposition wieder auf Wikipedia angewiesen ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_St._Peter_(Genf)).

    Walcha spielt an der großen Orgel der St.-Laurens-Kerk in Alkmaar, deren wechselvolle Geschichte im Beiheft zu der LP-Kassette "Die großen Orgelwerke" sehr ausführlich und anschaulich beschrieben wird. Eine Zusammenfassung kann man auf Wikipedia nachlesen (https://de.wikipedia.org/wiki/Laurenske…ro%C3%9Fe_Orgel), wo man auch die Dispostion der Orgel findet. Allerdings stimmt diese nicht ganz mit der im Beiheft abgedruckten überein.

    Über das Instrument, das Marie-Claire Alain verwendet, die Schwenkedel-Orgel des "Collegial de Saint-Donat", ist leider nur sehr wenig zu erfahren. Der Name "Schwenkedel" ist bei Wikipedia nicht bekannt, und die Firma hat anscheinend auch keine Homepage. Auch auf der Homepage von Saint-Donat gibt es keinen Hinweis auf die Orgel des Collèges. Immerhin habe ich auf

    https://www.die-orgelseite.de/orgelliste.php gefunden, dass die Orgel 3 Manuale besitzt und im Jahre 1970 erbaut wurde; bei der Disposition ist auch dort Fehlanzeige. Aber, wie an anderer Stelle im Forum schon einmal gesagt, wird halt weggespart, was nur geht, um die Preise so niedrig wie möglich zu halten. Schade für die Musik, aber in Zeiten eines immer mehr schrumpfenden CD-Marktes auch irgendwie verständlich.

  • geht es also noch um Alain und Rogg - sie haben jeweils drei GAs eingespielt. Da ist es wichtig, welche du gehört hast.

    Bei Alain heißt es im Booklet: Recorded between May 1978 and April 1980.

    Von Rogg habe ich die "Limitierte Sonderauflage" von Zweitausendeins, original wohl von EMI; es scheint wohl die Aufnahme von 1976 zu sein.