- Offizieller Beitrag
Es wird Zeit für einen Thread zu einer meiner Lieblingssonaten (neben den opera 81a und 106):
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Claviersonate c-moll op. 13
Claviersonate C-Dur op. 53
Ferdinand Ries (1784-1838)
Claviersonate fis-moll op. 26
Michele Bolla, Fortepiano nach Anton Walter c1800/1805 made by Ugo Casiglia
Der erste Eindruck hinterlässt leichte Hast, im Vergleich aber mit anderen mir bekannten Einspielungen täuscht dies offenbar:
Interpret | I | II | III | Instrument |
Michele Bolla | 11:29 | 3:43 | 10:28 | Anton Walter c1800/1805 (Ugo Casiglia) |
Alexeï Lubimov (1998/99) | 11:16 | 3:19 | 10:09 | John Broadwood & Son c1806 (Christopher Clarke) |
Alexeï Lubimov (2013) | 11:38 | 4:05 | 10:44 | Érard fréres 1802 (Christopher Clarke) |
Alexeï Lubimov (2020) | 11:17 | 3:38 | 10:20 | Paul McNulty (2019) nach Walter & Sohn c1805 |
Melvyn Tan | 10:14 | 3:20 | 09:25 | Dereck Adlam (1983) nach Nannette Streicher 1814 |
Ronald Brautigam | 10:05 | 3:29 | 09:20 | Conrad Graf 1819 |
Paul Badura-Skoda | 10:15 | 3:20 | 09:49 | John Broadwood c1815 |
Anthony Newman | 09:04 | 3:17 | 08:26 | Robert Smith nach Muzio Clementi 1804 |
Bart van Oort | 10:20 | 4:23 | 09:43 | Edwin Beunk & Johann Wennink (1993) nach Salvatore Lagrassa c1815 |
Olga Pashchenko | 11:28 | 4:00 | 10:26 | Conrad Graf, Wien 1824 |
Pierre Bouyer | 10:11 | 3:39 | 09:33 | Michael Rosenberger, 1803 (Sammlung Beunck) |
Leider ist der Aufnahme im Download kein Booklet beigefügt, so daß konkrete Angaben über das Instrument fehlen; wer aber offenen Ohres hört, wird auch die diversen genutzten Möglichkeiten wahrnehmen, die dieses Instrument offenbar bietet: mittels Moderator und Dämpferaufhebung kann z.B. im Finalsatz ein gar göttliches Crescendo dargeboten werden. So habe ich das wirklich noch nie gehört, ganz erstaunlich, erschreckend, zu Herzen gehend. Auch im Mittelsatz erzeugt der Moderator gar Schubertsche Selbstaufgabe: ein knapp vierminütiges Gefühl der Resignation und endlosen Leere, während die Zeit still zu stehen scheint - so wenig hoffnungsvoll (und 'wenig hoffnungsvoll' ist ja eben dann doch hoffnungsvoll, nur eben wenig) beginnt dann auch (attacca) das Finale und wird heller und heller, lauter und lauter, freudiger und freudiger (in genau dieser Reihenfolge, wobei mir bislang schleierhaft ist, wie man heller spielen kann, aber es geht offenbar) - und endet in einer schieren Eruption bei ca. 1'07 ... nachfolgend zwischendurch immer wieder kurze Erinnerungen an die seelische Kapitulation (z.B. ca. 1'58ff). Ebenso beeindruckend gelingt das Diminuendo ab c7'55 ... beinahe ersterbend bis zum finalen Triumpf-Ausbruch ...
WOW! Das werde ich mit den übrigen o.g. Aufnahmen demnächst vergleichen.
Das Instrument scheint recht robust zu sein, wo übliche Walter doch bereits bei op. 13 schier zerbersten; die Aufnahmetechnik finde ich sehr gut: gelegentlich hört man die Mechanik des Instrumentes ein wenig knarzen, knurren, arbeiten und klicken.