Yoricks Nachtgedanken bei Tage

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    Im Heimatsender wurde gestern über eine Fachtagung unter dem Titel "Doch es geht! – Schule in einer Kultur der Digitalität gestalten" berichtet. Dort trafen sich Lehrkräfte und diskutierten über Lernen in der digitalen Welt, unter anderem widmete sich ein Workshop der Frage, wie man Videospiele im Unterricht einsetzen könnte. Ich will jetzt gar nicht einmal in Abrede stellen, dass letztere durchaus Potenzial haben; nur habe ich bereits oft genug darauf hingewiesen, dass sich das Bildungswesen hier zwiefach auf dem Holzweg befindet, wenn es glaubt, die Digitalisierung sei entscheidend bei der Lösung unserer Bildungsmisere und noch mehr, wenn man meint, man müsse wieder und wieder und immer mehr vermeintlich moderne Alltagsdinge aus der Lebenswelt der Schüler einbinden, um den Unterricht für diese attraktiver zu gestalten.


    Dass Tafel und Kreide völlig ausreichend und wesentlich weniger störanfällig sind als sündhaft teure digitale Whiteboards und digitale Tafeln, noch dazu das Tempo der eigenen Erarbeitung bessere Ergebnisse zeitigt als vorgearbeitete digitale, will ich nicht schon wieder diskutieren. Digitale Möglichkeiten können den Unterricht bereichern, erleichtern und effizienter gestalten; aber sie sind nur ein Aspekt eines wesentlich vielgestaltigeren Lernprozesses. Dass es nicht die Aufgabe von Schule sein kann und schon gar nicht in diesen unruhigen, nervösen und reizüberfluteten Zeiten, alle möglichen Zerstreuungen der Unterhaltungsindustrie in den Lehrplan einzubauen, sondern sogar ganz im Gegenteil diesen bewusst entgegenzusteuern hätte, muss immer wieder betont werden. Eingängige Bücher zu lesen, populäre Musik zu hören und PC-Spiele zu zocken, sollte auch weiterhin der Freizeit der Schüler überlassen werden; wenngleich es gerade am Gymnasium sinnvoll wäre, auch auf diese außercurricularen Beschäftigungen Einfluss zu nehmen.


    Ich vergleiche das gerne mit den christlichen Kirchen in der westlichen Welt, besonders der evangelischen; die glauben, sie könnten die verlorenen Schäfchen mit Mätzchen, Albernheiten, infantilem Entgegenkommen und Kinkerlitzchen zurückgewinnen in den Schoß der heiligen Mutter Kirche und die Gemeinschaft der Gläubigen. Oder wie Bibliotheken, Museen und andere kulturelle Einrichtungen glauben, sie müssten sich nur auf das Niveau der imaginierten Klientel begeben, um sie wieder anzulocken. Dass sie alle irren, habe ich in diesen Blättern schon mehrfach ausgeführt, denn der Preis für diese Anbiederung ist der Verlust der eigenen Identität und die Leute werden trotzdem nicht bekehrt, weder religiös noch hochkulturell. Wer seine wesentlichen Glaubenssätze aufgibt, um Gläubige zurückzugewinnen, verliert am Ende beide. Moderne Konzerte in der Kirche und Motorradgottesdienste sind interessante Bereicherungen, aber sie gewinnen niemandem den Glauben zurück, es ist nur eine Unterhaltungsmöglichkeit mehr im Spätkapitalismus. Kein Mensch wird später Tolstoi lesen, nur weil er in der Schule „Harry Potter“ behandelt hat. Niemand wird nach einer langen Nacht im Museum zum regelmäßigen Museumsgänger oder ins klassische Konzert gehen, weil mal eines in einem Park draußen stattfand.


    So ist und bleibt das auch in der Schule. Die ist dafür da, die kulturelle Tradition zu vermitteln und abendländische Kultur weiterzuführen in modernerem Gewand. Oft genug ist sie der letzte Ort, an dem Menschen mit den großen Kulturgütern vom Buch bis zur Hochtechnologie bekannt gemacht werden. Es ist eben nicht die Aufgabe der Schule, jede Mode mitzumachen und auf jeden Trend aufzuspringen; sondern ganz im Gegenteil die Beständigkeiten und Kontinuitäten deutlich zu machen, Sinn und die großen Zusammenhänge zu vermitteln und die Schüler in die Lage zu versetzen, mit diesen erprobten Bildungsgütern ihre eigene Welt zu verstehen, zu genießen und mitzugestalten. Natürlich wird jede moderne Schule die Lebenswelt des Schülers aktiv einbinden, produktionsorientiert arbeiten und in verschiedenen sozialen Konstellationen. Aber die Inhalte und Methoden haben sich an dem zu orientieren, was über die eigene Gegenwart hinaus Bestand hatte über Jahrtausende und damit seinen Wahrheitsgehalt bewiesen. Alles Weitere kann der mündige junge Mensch und Bürger später alleine angehen mit seinen Altersgenossen und Generationskollegen.

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    Wenn man die blutjunge Klimaaktivistin im Internet sieht, die weinend und total aufgelöst Angst vor dem Klimawandel hat; was natürlich viral ging und auch in allen möglichen TV-Sendungen gezeigt wurde; sagt man sich natürlich, dass es hysterische Frauenzimmer schon immer gegeben hat, so what. Ich frage mich in diesen Kontexten jedoch immer, ob es das früher auch alles in diesen Ausprägungen schon gegeben und nur dank fehlender Massenmedien und technischer Möglichkeiten niemand erfahren und erlitten hat außer dem engsten familiären und sozialen Umfeld oder ob das ein Produkt unserer modernen Welt ist?! Sicher scheint mir, dass vor allem das Internet samt Social Media den Nährboden bildet für alle armen Irren, die sich früher allein wähnten und nun einander finden auf der ganzen Welt. Und sicher scheint mir auch, dass sich bestehende Tendenzen im weltweiten Netz hochschaukeln, spiegeln, vervielfachen und zuweilen ganz außer Kontrolle geraten. Dennoch meine ich auch, dass es auch vor 100 oder 200 Jahren genauso viel dumme, arrogante, hysterische oder manipulative Leute gab wie heute; nur dass es niemand bemerkt hat, weil diese kein Forum besaßen, man ihre Stimme nicht hörte. Insofern ist die massenmediale und digitale Revolution der letzten Jahrzehnte ein Hauptgewinn für die Anthropologen, Psychologen, Soziologen; nur fürchte ich, diese fürchten sich selbst vor den gewonnennen Erkenntnissen, die allen Kulturpessimisten der analogen Vergangenheit mehr und mehr Recht geben.

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    Da der Trockner unserer Waschmaschine im Keller neuerdings Geräusche macht wie ein kaputter Düsenjet und das ganze Haus dem Einsturz nahe vibiert, frage ich meine Gemahlin, was sie denn gerne für eine neue hätte. Sie sagt, es müsste eine sein, die die schmutzige Wäsche oben in den Wäschekorb legt, diesen runterträgt, die Wäsche sortiert, sich selbst befüllt und anstellt, dann wäscht und trocknet und das lautlos, dann sich selber leerräumt, die Wäsche aufhängt, später wieder abnimmt, zusammenlegt, hochträgt und in den Schrank legt. Ich habe nun keinerlei Schimmer, ob Bauknecht, Siemens, Miele und wie sie alle heißen, dieses Modell anbieten und was es kosten würde.

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    Nachrichten aus der Pädagogischen Provinz


    In der benachbarten Universitätsstadt setzt man in einigen Schulen unter Leistungskontrollen und Klassenarbeiten keinen Notenspiegel mehr mit der Begründung, wenn sich ein Schüler im unteren Bereich sähe des Leistungsspektrums, könnte er sich verletzt und diskriminiert fühlen. In meiner aktiven Zeit habe ich es noch miterlebt, dass auf Weisung keine Noten mehr vor der Klasse angesagt werden durften, um die Persönlichkeitsrechte des Schülers und seine Privatsphäre zu schützen, dem Datenschutz Genüge zu tun und vor allem zu verhindern, dass jemand ausgelacht und gemobbt wird oder sonstwie soziale Folgen zu spüren bekommen hätte.


    Ich weiß nicht, ob man überhaupt etwas zu diesen Holzwegen "moderner" Pädagogik sagen muss, da es doch auf der Hand liegt; dass zum Beispiel ein Notenspiegel eine wichtige analytische Instanz für die Bemessung des Leistungsniveaus einer Lerngemeinschaft ist, sondern vor allem in psyychologischer Hinsicht unabdingbar, um die Schüler zu motivieren, die für solche Reize empfänglich sind. Bei mir war es früher jedenfalls so; wenn ich schlechter war als vorgenommen oder erwartet, habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt und mehr gearbeitet und gelernt. Den Lernenden im Unklaren zu lassen über seinen Platz innerhalb der Leistungshierarchie, ist sowohl für ihn selbst kontraproduktiv als auch für die gesamte Klasse.


    Dies freilich nur in einem Kontext, der das Leistungsprinzip als zentral nicht nur für das Bildungswesen, sondern für die gesamte Gesellschaft ansieht. Leistung ensteht durch Fordern und Fördern, durch Selektion und Auswahl, Bildung und Erziehung, Belohnung und Nicht-Belohnung, Anreiz und Motivation, Vergleich und Einordung, Analyse und Plan. In diesem Sinne hat man sich in der Bundesrepublik schon lange vom Leistungsprinzip verabschiedet in allen Bereichen, die nicht ausschließlich für sich selbst verantwortlich sind und von niemandem alimentiert werden. Die Politisierung und ideologische Vereinnahmung ist inzwischen sogar in den Naturwissenschaften an den Universitäten angekommen und hat namhaften Wissenschaftlern das Leistungsprinzip komplett ausgehöhlt.


    In einer Zeit, in der die politische Meinung und die ideologische Haltung als wichtiger erachtet werden als reines Können, umfangreiches Sachwissen und komplexe Fähigkeiten und Fertigkeiten, hat dieses Leistungsprinzip keinerlei Chance mehr. Kein Wunder also, dass bereits in den Schulen alles dafür getan wird, den potenziellen Leistungserbringer und künftigen Leistungsträger zu demotivieren und die Masse des unteren Durchschnitts sich im Glauben wiegen zu lassen, man sei doch gut genug und wenn es darauf ankäme, würde man eben das nachbeten, was von einem erwartet wird. Wohin das alles führen wird, nämlich zum Niedergang einer einstmals stolzen und leistungsfähigen Kulturnation, kann man längst erkennen. Und ganz am Ende wird die totale Niederlage Deutschland stehen, der wirtschaftliche, soziale, juristische und politische Kollaps. Dieser scheint jedoch politisch gewollt und auch die Masse der Bevölkerung stört sich nicht daran. So sei es eben.

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    Zur Jugendweihe meines älteren Neffen


    Mein lieber M****, geliebter Neffe, der Jugend geweihtes älteres Bruderkind;


    als ich 1985 im Mai Jugendweihe hatte, ging dem ein langes Jahr voraus mit sogenannten Jugendstunden der FDJ, in denen wir Schüler in der DDR darauf vorbereitet werden sollten, als junge Erwachsene nützliche und verantwortungsbewusste Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft zu werden, wir besuchten unter anderem die Gedenkstätte Buchenwald. Die feierlichen Reden während des Festaktes haben das betont, feierliche Mienen umrahmten die hochtrabenden Worte, die uns aufgeregten Jungen und Mädchen im Speisesaal der R********** Schule ehrlich gesagt genauso wenig interessierten wie das jedem überreichte großformatige Buch „Aus meinem Leben“ von Staats- und Parteichef Erich Honecker. Mein Vater, dein Opa, hatte 1962 immerhin noch „Weltall Erde Mensch“ bekommen, aber diese großen Zeiten waren schon lange vorbei, der erste Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden lag schon im Sterben, das wussten wir aber noch nicht.


    Wir hatten uns so sehr auf die Jugendweihe gefreut, sie war auf dem Dorf immer ein besonderes Ereignis. Die gesamte Familie war zu Gast, alle Verwandten und Bekannten, man bekam jede Menge Geschenke, viel Geld und allerlei nützliche kleine Sachen. Die meisten hofften auf das Moped, meist eine Simson S71, die ich ein Jahr später von meinen Eltern nach der bestandenen Fahrerlaubnis geschenkt bekam; oder auf Unterhaltungselektronik, möglichst aus dem Westen. Ich sparte schon lange auf einen “Radio-Kassetten-Recorder RFT KR 650“ aus dem VEB Sternradio Berlin, den ich für 1100 DDR-Mark in Eisenberg in einem Geschäft gesehen hatte, als ich dort meine erste Knie-OP hinter mich bringen musste. Ich besaß bis dahin nur einen sehr alten Kassettenrecorder, den ich von deinem Opa überlassen bekommen hatte, der ihn wiederum von seinem Cousin bekam, dem Sohn der Schwester deiner Uroma R*******. Dort konnte man nur MCs abspielen, aber der erträumte Radiorecorder versprach zusätzlich Radioempfang auf mehreren Wellenlängen (MW, KW, UKW), so dass ich endlich Musiksendungen im Radio hätte unkompliziert aufnehmen können, ohne mit hunderterlei Kabeln bei lausiger Qualität das große Radio auf dem Wohnzimmerschrank nutzen zu müssen, wobei man freitags abends um 6 die Eltern gestört hätte, wenn auf Bayern 3 die Hitparade lief. Das Bandzählwerk verfügte über eine Memory-Funktion und es gab ein eingebautes Mikrofon, alles in allem für Ostverhältnisse ein Hightech-Gerät, das in späteren Modellen sogar zwei Lautsprecher und zwei Kassettendecks aufwies.


    Leider erwies sich meine Verwandtschaft, die natürlich auch die deine ist, auch wenn du sie nicht mehr persönlich kennst; als weniger zahlungskräftig als die meiner Freunde im Dorf, sodass ich anfangs sehr traurig war, denn das Geld reichte nicht annähernd. Meine Großmutter mütterlicherseits, also die Mutter deiner Oma Gabi, deine Uroma I*** aus L******* bei Halle (Saale), die zwanzig Jahre vor deiner Geburt verstorben ist, konnte das nicht mit ansehen, und hat mir jeden Tag des verlängerten Jugendweihewochenendes neues Geld zugesteckt, bis es für meinen Traum reichte. Sie war selbst in keiner Weise wohlhabend und hatte außer deiner Oma noch vier andere Kinder plus die dazugehörigen Enkel; sodass diese Uneigennützigkeit sicher an ihrer Existenz nagte. Aber sie war ein besonderer Mensch, ich habe viel von ihr geerbt; wer weiß, von wem du das meiste bekommen hast an genetischem Material, das wird sich meist erst viel später weisen.


    Meine Jugendweihe war das letzte Mal vor der Goldenen Hochzeit deiner Großeltern im Jahr 2021, die du ja miterlebt hast, dass fast die gesamte Familie beieinandersaß und feierte; die alten Fotos muten an wie ein Traum aus längst vergangenen Jahrhunderten. Die große gesellschaftspolitische Wende mit dem Untergang der DDR 1989/90 hat alles verändert; Staat, Gesellschaft und ganze Familien zerrissen und verstreut. Dafür gab es neue Bindungen und andere Familien wuchsen zusammen. Sonst gäbe es dich nicht, denn sonst hätte dein Vater, mein Bruder, deine Mutter, meine Schwägerin, nicht kennenlernen können. Wir alle sind das Ergebnis unendlich langer und verzweigter Stammbäume und es reichte ein Nichts und man wäre nie geboren und feierte nie 14 Jahre später Jugendweihe. Ich durfte sie feiern, es war ein großes Fest, es wurde getafelt im großen Wohnzimmer in R********** und abends zogen wir Jugendlichen als gesamte Klasse von Haus zu Haus durchs Dorf; überall, wo Jugendweihe gefeiert wurde, reichte man uns etwas zu essen und vor allem Schnaps. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, es klingt nicht korrekt, aber so war das. Wir torkelten durch den Ort, tranken, lachten, lärmten, knutschten, sangen und feierten wirklich unbeschwert. Der Kater am nächsten Morgen wurde bekämpft in althergebrachter Weise, man machte mit dem weiter, was man abends und nachts zuletzt hatte. Ich werde meine Jugendweihe nie vergessen, an die deines Vaters 1993 an gleicher Stelle habe ich nur noch undeutliche Erinnerungen, obwohl damals schon gefilmt wurde und irgendwo ein Tape existieren muss, das mich als äußerst unattraktiven Studenten mit wirren Locken und hässlicher Hornbrille einfängt, wie mein Bruder zuweilen und sicher zu Recht behauptet hat.


    Ich hoffe nun sehr, dass auch du, lieber M****, deine Jugendweihe nie vergessen wirst, aber ich vermute, dass sich der Stellenwert dieser Schleuse ins Erwachsenenalter stark verändert hat gegenüber früheren Zeiten. Du lebst in einer ganz anderen Zeit, in einer ganz anderen Welt als dein Opa seinerzeit, dein Onkel und selbst dein Vater: Über einen „modernen“ hochpreisigen Radiorecorder kannst du sicher nicht einmal mehr schmunzeln, der du mit Musikdateien und Streamingdiensten aufwächst. Ein Moped brauchst du in einer Stadt wie J*** eigentlich nicht, du kommst auch so von A nach B, und wenn du von einem Motorrad träumst, hat das andere Gründe als die reine Mobilität, die für uns Mitte der 80er auf dem Dorf nur mit dem Moped gewährleistet war. Du lebst in einer Welt, in der es alles im Überfluss gibt; das Auswählen länger dauert als das Sparen und Entgegenfiebern. Du gehörst zu den Digital Natives, hast die digitalen Technologien mit der Muttermilch aufgesogen; PC, Laptop, Tablet, Smartphone sind für dich selbstverständliche Zugänge zur Welt. Du wächst in einer sozial abgesicherten Familie auf, dir wird es materiell und natürlich auch emotional und bezüglich elterlicher und geschwisterlicher Liebe an nichts fehlen.


    Was also soll man dir wünschen an so einem Tag? Was soll man hoffen für deine Zukunft? Was ist das für eine Erwachsenwelt, in die du symbolisch aufgenommen wirst? Ich bin der festen Überzeugung, dass es heutzutage wesentlich schwieriger ist Kind zu sein als zu meiner Zeit, und als Erwachsener werden diese Schwierigkeiten nicht geringer. Die Welt ist so komplex, so vielgestaltig, so unübersichtlich geworden mit ihren tausenden Möglichkeiten, dass man sich leicht verirren kann mit seinen Sehnsüchten, Wünschen, Träumen; das eigene Wollen und Streben nach Gütern, Liebe, Anerkennung, Geborgenheit, Freiheit, Unabhängigkeit und so weiter wird für viele Wendungen, Glücksmomente und Schicksalsschläge sorgen. Niemand kann dich vor allen Widrigkeiten des Lebens beschützen und schon gar nicht vor den eigenen Hoffnungen und Ängsten. Aber du bist ein guter Junge mit einem guten Herzen und es klingt immer ein wenig esoterisch, wenn man sagt, folge diesem Herzen ohne den Verstand ganz zu vernachlässigen, aber weiter ist wirklich nichts zu sagen, das ist die ganze Wahrheit.


    Früher in religiösen Zeiten hat man gesagt, was man auch heute den Konfirmanden sagt, den konfessionell gebundenen Jugendweihlingen, dass man nie tiefer fallen könne als in Gottes Hand. Du aber kannst dir sicher sein, dass du bei allem, was du noch vor dir hast, nie tiefer fallen kannst als in den Schoß deiner Familie. Alle werden für dich da sein, wenn du sie brauchst; deine Eltern natürlich und dein Bruder; aber auch deine Großmütter, deine Onkel und Tanten, Cousinen und Cousins. Natürlich sind jetzt deine Freunde im gleichen Alter deine wichtigsten Bezugspersonen, aber es macht einen frei und emotional stark, wenn man weiß, dass man die Familie immer in der Hinterhand hat. Du hast natürlich viel geerbt von deinen Vorfahren, aber als erwachsener Mensch bist du dazu aufgerufen, ganz allein du selbst zu werden. Das kann mitunter viele Jahrzehnte dauern, ich vermag davon ein Lied zu singen; aber wie das ganze Leben im Fluss ist, wird es trotz aller Unveränderlichkeiten auch deine Persönlichkeit und dein Charakter und dein Wesen sein. Habe keine Angst und vertraue auf dich und die deinen. Und wenn du die hehren Worte während der Festveranstaltung hörst, dann denke daran, dass sie auch von den Hoffnungen, Ängsten und der Verunsicherung der Erwachsenen künden, die für euch junge Leute nur das Beste wollen, aber mitunter selbst noch ringen mit den Fährnissen seit ihrer eigenen Jugendweihe oder Konfirmation. Eine Generation umfasst in der Regel 30 Jahre: Drei Jahrzehnte in unserer schnelllebigen Welt können aber wie Jahrhunderte sein, das kommende Zeitalter wird deine Generation selbst gestalten müssen. Sie wird das schaffen wie alle, die vor ihr lebten.


    Ich wünsche dir also alles Gute für deine Zukunft, ich habe keinerlei Bedenken, dass du deinen Weg nicht machen wirst, ich bin da absolut zuversichtlich.


    Dein dich liebender Onkel H****

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    Genau wie die Liste der Friedensnobelpreisträger liest sich die der Träger des Karlspreis wie das Who ist Who vollkommen ungeeigneter Kandidaten, wenn man sich die jeweilige Intention der Preisausschreibung vergegenwärtigt. Mit dem "Internationalen Karlspreis zu Aachen" werden seit 1950 "Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet", die sich um "Europa und die europäische Einigung verdient" gemacht haben. Inwiefern der diesjährige Preisträger als Oberhaupt seiner Nation das Verdienst erworben hat, vermag ich nicht zu sagen. Immerhin amüsiere ich mich schon seit Jahrzehnten über den Umstand, dass man ausgerechnet Karl den Großen zum Namensgeber für den Preis kürte, denn wiewohl er zu meiner ehrlichen Freude als erster großer Förderer der abendländischen Kultur in Europa gelten kann, ist er doch auch ein unerbittlicher, rücksichtsloser und grausamer Feldherr und Eroberer gewesen, der vor Massenmord und Genozid nicht zurückschreckte. Da hätte man genausogut Napoleon oder andere Hegemonen als Namensgeber des Preises in Betracht ziehen können. Insofern scheint die diesjährige Wahl doch wieder ihrer eigenen Logik zu folgen; denn Aachen als Symbol der Brücke zwischen europäischer Vergangenheit und Zukunft mag dann auch bis Kiew reichen.

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    Man hört und liest inzwischen sehr häufig, geht es um die um sich greifenden Übertreibungen der Cancel Culture besonders auch im sprachlichen Bereich, die Zeiten hätten sich eben geändert, die Menschen sähen inzwischen vieles anders und daher müsse man das einfach akzeptieren. Begriffe wie Mehrheitsgesellschaft oder gesellschaftliche Mitte werden hierbei gern zitiert. So bestehe beispielsweise heute etwa im gesellschaftlich-politischen Diskurs ein Bewusstsein für die negative Bedeutung des Begriffes „Zigeuner“. Daher sei dieser aus dem Sprachgebrauch deutschsprachiger staatlicher und nichtstaatlicher Verwaltung, der Justiz, großer gesellschaftlicher Institutionen wie der Gewerkschaften oder der Kirchen, internationaler Behörden und der Politik inzwischen verschwunden und werde auch in den Medien kaum noch gebraucht. Ich denke, man muss weder Soziologie noch Linguistik noch Geschichte noch Medienwissenschaften studiert haben, um zu erkennen, wie eindimensional und an den Ausformungen der herrschenden Diskurskultur vorbei derartige Befunde proklamiert werden. Mit Hilfe der empirischen Sozialforschung ließe sich leicht nachweisen, wo gesamtgesellschaftliche Veränderungen von unten und innen zu verzeichnen wären und wo die jeweiligen Katalysatoren der Meinungsindustrie ihre Akzente setzen, die bestenfalls minderheitspolitisch zu fassen wären.

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    Wenn nun löblicherweise in den letzten Jahren immer wieder Sachbücher, Belletristik, Filme und Dokumentationen zum Thema Migration erscheinen, die den Blickwinkel der Migranten einnehmen und mal plakativ mal einfühlsam und differenziert die Leben und Biografien schildern; bin ich auf der einen Seite dankbar für diese mal tiefen mal oberflächlichen Einblicke, zum anderen ertappe ich mich wieder dabei, mich belehrt und moralisch am Nasenring durch die Manage geführt zu sehen.


    Ganz ehrlich: Dass man plötzlich auf der Flucht ist, sein Land womöglich für immer verlassen muss, Not und Elend erlebt, Familienangehörige und Freunde für immer aus den Augen oder durch den Tod ganz verliert, das Leben sich also vollkommen ändert und man in einem neuen Land vollkommen neu anfangen muss unter den scheelen Blicken der Einheimischen und unter ständiger Gefahr, von feindlichen Elementen bedroht, der gesellschaftlichen Mitte nicht akzeptiert und prinzipiell abgelehnt zu werden ohne wirkliche Chance auf Integration selbst beim besten Willen und Wollen, dann ist das ein Gedanke, der jedem Menschen mit Seele und Empfinden mitten ins Herz sticht.


    Aber das ist wie mit allem Elend in der Welt: Hinzusehen und nichts dagegen tun zu können, tut weh; die Welt und den Menschen in ihr global als das zu akzeptieren, was er ist, egal welche gesellschaftlichen Verhältnisse gerade irgendwo herrschen, ist hart. Aber eines darf man nie vergessen: Das eine ist die Emotion, das Gefühl; das andere sind der Verstand und die Vernunft, die uns gerade hier im Westen in die Lage versetzt haben in den letzten Jahrhunderten, Menschen aus anderen Teilen der Welt zu helfen und Not wenn nicht zu beseitigen so doch zu lindern.


    Daher ist es überhaupt nicht die Frage, ob der Migrant an sich, der politisches Asyl sucht oder einfach nur als Wirtschaftsflüchtling ein besseres Leben haben will sozial gesehen; ein Problem darstellt für das Zielland aus ethisch-moralischer und also rein menschlicher und humaner Perspektive, sondern natürlich die, wie viele Migranten ein über eintausend Jahre gewachsener National- und Sozialstaat aufnehmen und integrieren kann, ohne auf lange Sicht selbst zu kollabieren und auf diese Weise niemandem auf der Welt mehr sicherer Hafen und anderweitig nützlich sein kann. Eine Frage, die sich potenziert, wenn die Mehrzahl der Einwanderer aus fremden Kulturen mit gänzlich anders gearteten Lebensvorstellungen, oft bildungsfern und wenig vertraut mit den Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, meist Anhänger einer unduldsamen und sich radikalisierenden Religion, stammen.


    Aber wenn ich dann selbst die Wissenschaft statt Vernunft Un- und Halbwahres predigen höre im Namen der vermeintlichen Menschlichkeit, stößt mir das sauer auf. Wenn man plötzlich beginnt, Äpfel mit Birnen und vergleichen, anachronistisch und ahistorisch zu argumentieren und alte Weisheiten als brandneu ausgibt, nur um die verfehlte Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik zu rechtfertigen. Denn natürlich sind, wie es im Klappentext von „Die Reise unserer Gene: Eine Geschichte über uns und unsere Vorfahren“ von Johannes Krause und Thomas Trappe heißt, Migration und Wanderungsbewegungen keine Phänomene der Neuzeit. Aber die Betrachtung der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen und seiner Ausbreitung hat praktisch nichts mit den historischen Phänomenen des 21. Jahrhunderts zu tun.


    Jede Völkerbildung und Ethnogenese hat mit Vermischung zu tun, mit einem einzigen Hin und Her nicht nur zur Zeit der Völkerwanderung. Aber hier handelt es sich um Phänomene aus der Vor- und Frühzeit der Hochkulturen, als alles noch im Wandel war und ohne Stabilität und Festigkeit. So ist das europäische Abendland eben ein Resultat der Verschmelzung griechischer, römischer, jüdisch-christlicher Traditionen mit den Völkern des Nordens, des Westens und des Ostens, den Germanen, Kelten, Slawen und so weiter. Besonders in Deutschland sieht man geradezu vorbildlich dieses Konglomerat aus romanischen, germanischen und slawischen Einschlüssen sich assimilieren und fortentwickeln. Aber dieser Prozess hat schon vor 1100 Jahren zu einem frühmittelalterlich verfassten Staatswesen geführt, das sich im Laufe der Jahrhunderte vor allem im Osten weiterer slawischer Stämme bemächtigte, ansonsten aber ethnisch weitgehend homogen blieb bis zum Wahnsinn des Nationalsozialismus.


    Und so ist es natürlich unlauter, die Siedlungspolitik der kurmärkischen Hohenzollern im 17. und 18. Jahrhundert sozusagen als Vorläufer heutiger Migrationsbewegungen anzuführen. Als mit seinem Edikt von Potsdam Kurfürst Friedrich Wilhelm 1685 zehntausende flüchtende Hugenotten nach Brandenburg einlud, hatte das handfeste wirtschaftliche Gründe und weniger solche der religiösen Toleranz. Bald kamen 15.000, vor allem nach Berlin, wo sie um 1700 ein Fünftel der Einwohner ausmachten. Sie waren natürlich erst einmal fremd und sprachen französisch, aber sie waren mehrheitlich auch gut ausgebildet, fleißig, religiös ähnlich und bereit zur Assimilation. Brandenburg-Preußen verdankte diesen Flüchtlingen viel, ohne sie ist der weitere Aufstieg nicht zu denken. Aber, und das bekräftigen die Historiker, sie kamen eben aus einem prosperierenden Nachbarland, das wirtschaftlich und kulturell deutlich weiter war als Brandenburg.


    Genauso unlauter, wenn nicht gar zynisch ist es, die rund 12 bis 14 Millionen Kriegsflüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten sowie Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa, die seit 1944 zurück ins Reich fluteten und nach dem Krieg auf alle möglichen Territorien aufgeteilt wurden, sodass im Osten bis heute jeder Vierte einen „Migrationshintergrund“ dieser Art hat, als Beispiel anzuführen. Mal ganz abgesehen von den historischen Umständen und der schieren Größenordnung, handelte es sich hier um Deutsche oder Volksdeutsche, also um Angehörige des gleichen Volkes mit gleicher Sprache, Kultur, Geschichte, Religion und so weiter; also um Deutsche wie etwa die Friesen oder Bayern. Genauso gut hätte bei einem anderen Verlauf der Geschichte womöglich Baden-Württemberg oder das Rheinland in den Osten evakuiert werden müssen. Wenn man überlegt, wie schwer es schon diese Deutschen aus dem ehemaligen Osten hatten, wie beengt und zunächst wenig akzeptiert sie über Jahrzehnte leben mussten, bis sie sich durch harte Arbeit und zähen Fleiß etwas aufbauen konnten und assimiliert wurden, dann ist es doch nur natürlich, die Vorgänge heute sehr kritisch zu betrachten.


    Denn alle Beispiele aus der Geschichte machen eines deutlich und zwar genauso wie der rein gefühlsmäßige Zugang: Der ungebremste Zustrom von Millionen bildungsfernen Flüchtlingen aus kulturfremden Gegenden der Welt ist für einen Nationalstaat wie Deutschland, der seit 150 Jahren als Sozialstaat flächendeckend funktioniert, nicht zu stemmen, ohne sich selbst existenziell zu gefährden. Die Zustände in den Kommunen zeigen das deutlich, die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ist gescheitert. Aber zugeben will man das nicht. Und gegensteuern schon gar nicht. Lieber sonnt man sich in der eigenen Menschlichkeit und bastelt sich eine neue Geschichte, die zum eigenen Handeln besser passt.

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    Das Schlimmste daran, dass man von Alkohol oder Tabak nicht lassen kann in meinen Augen und die einzige Chance, die Finger davon zu lassen, ist die Angst vor dem weiteren Verlust der Freiheit. Denn gesundheitliche oder finanzielle Aspekte scheren die meisten Trinker und Raucher wenig; aber die Rituale rund um den Abusus und Missbrauch werden schnell zu Zwangshandlungen und zur landläufigen Sucht nicht unbedingt in dem Sinne, dass der Körper nach den Giften und Stimulantien verlangt, sondern der Geist und die Seele und vor allem die unbezwingbare Furcht, es möchte sozial ungut ausgehen ohne die Betäubung und das Totschlagen der Zeit.


    Wer sich als Raucher in ein Café setzen kann und nicht automatisch zum dampfenden Kaffee sich eine Zigarette in den Mund stecken muss und trotzdem die Situation genießt, der ist wirklich frei. Wer bei angenehmen Temperaturen draußen im Grünen mit Freunden in angeregter Unterhaltung sitzt und weder Bier noch Wein braucht zur Vervollkommnung der Situation, der ist wirklich frei. Wer sich nicht nur auf den Punsch am Winterabend freuen muss, der ist wirklich frei; wer sich nicht alle paar korrigierten Klassenarbeiten mit einer Kippe belohnen muss, der ist wirklich frei. Frei ist also der, der in jedem Moment auch anders könnte und vor allem mit weniger auskäme im Augenblick.


    Und der, wenn es gerade mal passt, auch ein Bierchen trinkt oder eine Fluppe pafft, weil er weiß, dass er frei ist und jederzeit anders könnte. Der Verzicht führt immer zum Mehr an Allem, so abstrus das auch klingen mag; auch in den sozialen Beziehungen, wenngleich die Quantität sich schnell ändert und sich die Zahl der Menschen, mit denen man zu tun hat, gandenlos minimiert, weil die Bande nur durch Sehnen und Süchte zusammengehalten wurden. Die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen aber steigt, man möcht es nie wieder anders haben und würde gegebenenfalls lieber alleine leben als in den Illusionen haltloser Bindungen. Die Freiheit ist das höchste Gut, nicht Liebe, Leben, Sucht und Blut.

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    Seien wir ehrlich: Ein gestandener Mann, der in seiner Arbeit aufgeht; der ein Hobby, ein Steckenpferd hat, das ihn ganz und gar ausfüllt; ob er das im Garten, in der Werkstatt, im Bastelzimmer oder der Bibliothek ausübt und reitet, braucht keine Frau mit schwankendem Gefühls- und Hormonhaushalt, die ihn ununterbrochen mit ihren Ansprüchen nervt und ihm dann Kinder anhängt, die wiederum nerven und permanent nur wollen und fordern. Natürlich, eine liebe und einfühlsame Partnerin, selbstständig und ausgeglichen; die den Mann so akzeptiert wie er ist und seine Liebhabereien auch; das ja. Aber dieses klassische Modell, nein, nie und nimmer. So lange die Libido noch intakt ist, nimmt er eben regelmäßig Geld in die Hand und geht ins Bordell, wenn er nicht durch Attraktivität One-Night-Stands haben kann. Und im Alter, wenn sich die Drüsen beruhigt haben, ist es ohnehin egal.


    Ich komme auf diesen Gedanken nach dem tausendseitigen Ehedrama im Roman "Die Mauersegler" von Fernando Aramburu; in dem der Protagonist unter anderem eine Gummipuppe als Ersatz für seine ihn seit Jahren darben lassende Gattin heranzieht; und weil ich kürzlich auf YouTube einige Auftritte von Stefanie Sargnagel gesehen habe, bei denen ich furchtbar lachen musste. Die intelligenten und urkomischen Texte der Letzteren drehen das Verhältnis natürlich um, da sind die Männer die störenden Faktoren, obwohl man sie und ihren Penis hin und wieder braucht. Aber dass es auch Frauen wesentlich einfacher und besser hätten alleine und ohne Partner, erschließt sich aus den Miniaturen mehr als leidlich. Vielleicht sollte man also endlich dieses ganze Paarungs- und Liebesgedöns sein lassen und jeder sein Zeug machen, wie es ihm beliebt. Am Besten stellte man das Beisammensein von heterosexuellen Mann-Frau-Paaren unter Strafe; aber ich fürchte, genau dann würde dieses Ur-Modell der Schöpfung wieder stark nachgefragt.

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    Auf der Heckscheibe des Minibaggers einer Baufirma beim Nachbarn schräg gegenüber steht in großen Lettern "Tanzt ihr Stricher". Ich habe selbstverständlich mit dem Rotstift das Komma und das Ausrufezeichen ergänzt, schließlich endet einem alten Freund und Kollegen nach der Bildungs- und Erziehungsauftrag nicht an der Schulschwelle. Ich wollte erst noch das Substantiv unterstreichen und WW für Wortwahl danebensetzen; aber ich denke, im Rahmen meines Ermessenspielraums konnte man hier die volkstümlich-derbere Formulierung stehenlassen, zumal ich auf Anhieb kein Synonym gewusst hätte und ich ja auch nicht weiß, in welchem Kontext die Anrede hier zu verstehen ist.

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    Ich habe in diesen Blättern natürlich schon mehrfach auf das Problem "Rechtschreibung" in unserer Republik aufmerksam gemacht und es bedarf keiner übergroßen Intelligenz, um zu analysieren, dass der beinahe komplette Verlust orthographischer Befähigung eine Folge der Rechtschreibreform von 1996 ist, des Genderns, das übrigens im krassen Gegensatz zum diesbezüglichen amtlichen Regelwerk mit Gesetzescharakter steht; der Lese- und Schreibfaulheit der Deutschen, der digitalen Medien und der „Rechtschreibprogramme“ bei Word und Co., auf die man sich kritiklos verlässt – es ist eigentlich ein Wunder, dass man manchen Menschen immer noch eine Normsprachliche Korrektheit bescheinigen kann. Eine kluge Freundin wies mich aber heute darauf hin, dass womöglich die Anfangssilbe der Grund dafür ist; dass die Rechtschreibung keinerlei Stellenwert mehr besitzt.

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    Mein persönlicher Protest gegen die hier schon vorgetragene Kritik an der mangelhaften Kritik an den Verfolgern des großen Schriftstellers Salman Rushdie und am fehlenden Nobelpreises für seinen großartigen Roman "Die Satanischen Verse“ oder wenigstens das Gesamtwerk kann natürlich zunächst nur der des Konsumenten und Propagandisten sein. So besitze ich zwar die zuerst erworbene und gelesene Taschenbuch-Ausgabe von Droemer Knaur, erwarb später schon für ordentliches Geld die nicht genug zu rühmende und verdienstvolle deutsche Erstausgabe des Artikel 19 Verlages und dennoch musste ich nun auch noch die "Prachtausgabe" vom Penguin Verlag, die im letzten Jahr erschienen ist, unbedingt haben. Natürlich macht man vor allem die Verleger und Händler reich und auch der Autor mag Geld genug haben inzwischen; aber mir ist das persönlich wichtig, die drei Ausgaben zwischen sämtlichen anderen ins Deutsche übersetzten Büchern von Salman Rushdie stehen zu sehen. Ich würde mir auch eine englische und arabische hinstellen, wenn ich das eine nur besser könnte und die andere überhaupt existiert.

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    Wenn man sich die modernen Begriffe anschaut wie Entsorgungsgesellschaft, Wertstoffhof, Umweltdienste und am Ehrlichsten noch Abfallwirtschaft; dann möchte man glatt vergessen, dass es sich um weiter nichts als eine Deponie handelt, wo der Zivilisationsmüll zwischengelagert wird. Wie stets und überall - die schönen Worte sollen die Wirklichkeit kaschieren.

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    Zu den schwereren Verpflichtungen meines Ehestandes gehört der monatliche Großeinkauf mit Schwiegermutter im diska um die Ecke. Dieses Unternehmen gerät ja nach Ausgangslage, also dem Befinden der von mir Oma genannten Mutter meiner Frau und natürlich meinem eigenen Befinden, dem Wetter, der Anzahl der anderen Besucher usw. zu einer unterhaltsamen, mesit aber doch recht anstrengenden Veranstaltung, die man umstandslos in einem Kurzroman verarbeiten könnte, was ich vielleicht noch nachhole. Hier soll es aber lediglich darum gehen, was für ein sicherer Indikator dieser Einkauf für die Inflation wie die wirtschaftliche und soziale Schieflage derzeit ist: Denn Oma kauft immer das gleiche seit vielen Jahren; die gleichen Lebensmittel, die gleichen Marken, die gleiche Menge. Und so standen am Ende auch immer so etwas um die 80 Euro auf dem Kassenzettel. Inzwischen stehen dort aber immer mindestens 125 Euro und das für wirklich die absolut gleichen Waren vom Brot bis zur Sülze aus dem Glas; wir reden also von einer Teuerung von wenigstens 45 Euro für Waren des täglichen Bedarfs, also der Hälfte mehr zu berappendes Geld für den gleichen Warenwert. Bei im Grunde gleichbleibenden Bezügen, dafür aber stetig steigenden Energie- und Brennstoffpreisen: Und das alles unter der Ägide eines sozialdemokratischen Kanzlers!