12 - Amadis (1684)

  • Lullys Amadis ist vielleicht die typischste, und klassischste Lully–Oper überhaupt.


    Hintergründe zum Werk:


    Das Werk wurde 1684 in Paris mit großem Erfolg aufgeführt. Die Quellen berichten sogar, dass diese Oper Lullys erfolgreichstes Werk seiner Karriere gewesen war. Nicht nur beim Publikum in Paris fand das Werk großen Anklang, auch der König höchst selbst erklärte diese Oper zu seiner Lieblingsoper (bis dahin war es stets die acht Jahre zuvor entstandene Tragèdie Atys gewesen). Am Hofe wurde bis zum Tode des Sonnenkönigs das Werk mindestens einmal im Jahr gespielt, meist jedoch häufiger. Instrumentalpassagen und einzelne Szenen waren überdies recht häufig bei den königlichen Konzerten zu hören. Manch ein Höfling seufzte bereits, wenn zum x-ten Male wieder Passagen aus Amadis gespielt wurden. Liselotte von der Pfalz kannte zwar alle Opern Lullys auswendig (sie benutzte sehr oft bestimmte Textpassagen aus den Werken) jedoch beklagte sie sich auch im Alter darüber, dass sie ständig die gleichen alten Opern vorgesetzt bekam; aber was am Hofe gespielt wurde, bestimmte nunmal der König.


    Die Oper gehört zu der „christlichen Opern-Trias“ : Amadis (1684) – Roland (1685) – Armide (1686). Diese letzten drei großen Opern Lullys hatten kein mythologisches Sujet mehr zur Grundlage, sondern behandelten französische bzw. christliche Ritter-Epen. Warum?


    1684 erfasste das ganze Königreich eine neue Religiosität. Der König beendete seine Ausschweifungen und wandte sich der Religion zu, dies mag wohl auch an seiner Heirat mit Madame de Maintenon gelegen haben, die er wohl in dieser Zeit heimlich geehelicht hatte (1683 war die Königin gestorben). 1685 wurde endlich das Edikt von Nantes aufgehoben, was bereits seit einiger Zeit von vielen Seiten gefordert wurde. Nach dieser Tat wurde Louis XIV. nicht mehr als Sonnenkönig bezeichnet, sondern Louis le Grand genannt.


    Auf dieser Welle des wiedererstarkten Katholizismus in Frankreich, bewegte sich auch Lully mit seinen Opern, die stets auch ein Politikum waren (was man ihm lange nicht verzieh). Doch auch wenn die Musik Lullys höchst politisch ist, eigentlich sogar Propaganda-Musik des französischen Absolutismus ist, so sagt dies doch nichts über die Qualität seiner Musik aus. Seine Musik wurde geliebt und überall in Europa verbreitet. Lully hatte das Glück, nicht unter Zeitdruck arbeiten zu müssen, ihm standen alle Mittel zur Verfügung. Und so ist jede Oper (jedes Jahr schrieb er nur ein Werk) von erlesener Qualität, sowohl musikalisch, als auch literarisch. Fast alle Operntexte stammten von dem hochgeschätzten Philippe Quinault, der mit Racine, Molière, Benserade, La Fontaine und Corneille in einem Atemzug genannt wurde.


    So auch Amadis. Zwar mag die Handlung der Oper für den heutigen Opernliebhaber etwas konfus wirken, aber im Zeitalter der Barockoper, war so etwas ja nicht ungewöhnlich. Natürlich folgt die Oper dem üblichen Aufbau: Prolog, 5 Akte mit je einem Divertissement. Die Handlung erzählt die etwas verworrene Geschichte um die Liebe des Ritters Amadis und der Prinzessin Oriane.
    Nach diversen Verwicklungen steht aber mal ausnahmsweise ein Happy End am Schluss der Tragèdie Lyrique.


    Musikalisch hat dieses Werk einiges zu bieten, das macht es vielleicht auch so typisch für Lullys Schaffen. Der Prolog wird gleich mit einer faszinierenden Szene eröffnet: einem Duett und einem furiosen Chor „Esprits empresses“. Das Divertissement des ersten Akts steht ganz im höfischen Pomp, 3 der schönsten Fanfaren Lullys kommen hier zum Zuge und ein Chor, der ebenfalls mit Pauken und Trompeten begleitet wird. Meist wurden dann diese Fanfaren später für königliche Zeremonien benutzt.


    Im zweiten Akt findet sich vielleicht eines der bekanntesten Stücke Lullys, die Tenor Arie „Bois epais“, die auf fast allen älteren Sänger-Recitals zu finden ist. Das Divertissement besteht aus einer einlullenden Symphonie, die an die berühmte Traumszene aus Atys erinnert. Dies wird jedoch von den Airs por les Demons et les Monstres jäh unterbrochen.


    Der Dritte Akt ist fast ein komlettes Divertissement, es ist eine Kerkerszene und der „Choeur des Captives“ gehört mit zu den schönsten die Lully wohl jemals geschrieben hat.


    Das Divertissement des vierten Aktes ist wieder eine Dämonenszene, die sich allerdings mit der Befreiung Orianes durch Amadis in ein vorläufiges Happy End wandelt.


    Das Divertissement des fünften Aktes ist ein monumentales Finale, eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem ersten Werk Cadmus et Hermione (1673) drängt sich auf, auch da war der 5. Akt fast nur dem Finale vorbehalten, es gibt keine wirkliche Handlung mehr. Die große abschließende Chaconne mit Solisten und Chor gehört zu den monumentalsten Kompositionen Lullys in dieser Art (fast 15 Minuten lang).

  • Ich hab nun beide Aufnahmen und bin auch von beiden begeistert.
    Allerdings muss ich sagen, dass die ältere Aufnahme von Hugo Reyne meinen Vorstellungen doch mehr entspricht.
    Schon der Prolog, "Aj jetends un bruit..." ist bei Reyne viel geheimnisvoller und sphärischer. Bei Rousset hingegen hat diese Eröffnungsszene durchaus auch seinen Reiz mit dem straffen Tempo.
    Rousset instrumentiert und arrangiert leicht anders, oft andere Tempi und gänzlich andere Sänger.
    Beide Aufnahmen lohnen sich von dieser phantastischen Oper.


    Zitat

    Ich finde beide unbedingt empfehlenswert!


    unbedingt ! :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel: