Happy New Year: Die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker

  • Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist das bekannteste Neujahrskonzert der Welt und ist vor allem den Werken der Strauß-Dynastie mit Johann Strauß (Vater), Johann Strauß (Sohn), Josef Strauß und JEduard Strauß gewidmet. Es wird – nach Angaben der Wiener Philharmoniker – alljährlich via Fernsehen in (ca.) 92 Länder übertragen und von mehr als ca. 50 Millionen Zuschauern – zu großen Teilen live – mitverfolgt.


    Während den Rahmen des Musikprogramms immer Werke der Strauß-Dynastie (Johann Vater (seit 1946) & Sohn, Josef (seit 1941) und Eduard (seit 1964)) bilden, werden seit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 1961 auch regelmäßig Werke anderer Komponisten, wie Joseph Lanner, Carl Michael Ziehrer oder Joseph Hellmesberger junior, ins Programm genommen. Zusätzlich finden sich seit 1978 auch Werke musikalischer Jahresregenten, in dem Jahr beginnend mit dem 150. Todestag von Franz Schubert, im Programm des Neujahrskonzertes.


    Clemens Krauss ist der Gründungsdirigent der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker im Jahre 1941; er leitete diese bis 1945 und wieder von 1948 bis zu seinem Todesjahr 1954. Das erste Konzert dieser Art hatte bereits am 31. Dezember 1939 ebenfalls unter Leitung von Krauss stattgefunden. Erst mit dem Jahr 1941 fand es dann am Neujahrstag statt. In den Jahren des Berufsverbotes Krauss’ leitete der international renommierte österreichische Dirigent Josef Krips 1946 und 1947 das Neujahrskonzert. Erst seit dem Dirigat von Josef Krips am 1. Januar 1946 heißt dieses Konzert tatsächlich „Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker“.


    Willi Boskovsky genoss große internationale Popularität, die er vor allem als Nachfolger von Clemens Krauss als Dirigent der Silvester- und Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker in den Jahren 1955 bis 1979 erlangte. Boskovsky dirigierte diese Konzerte wie Johann Strauß mit der Geige in der Hand (Stehgeiger). Seit 1959 werden die Neujahrskonzerte via Eurovision in alle Erdteile übertragen. Dem Orchester verhalf Boskovsky damit zu weltweiter Popularität.


    Seit 1987 entscheidet das Orchester selbst, wer die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker leitet. Das sorgt für unterschiedliche Interpretationsansätze. Allerdings gibt es auch viele Dirigenten, die bisher noch nie eingeladen worden sind …



    :wink: LT










    • Offizieller Beitrag

    Ich selbst mache mir im Gegensatz zur obligatorischen Neunten aus Leipzig im MDR an Silvester nichts aus den Neujahrskonzerten; zum einen des Repertoires und zum anderen des Gedöns drumherum wegen, wer nun dirigieren darf und wer an VIPs im Publikum sitzt. Wer es mag, soll es sich anhören; aber das Neujahrskonzert ist geradezu ein Symbol für die Veräußerlichung und Oberflächlichkeit des Klassikbetriebs. Damit sage ich nichts über die gespielten Komponisten, die sind unschuldig. Mehr aus Zufall besitze ich auch einige Scheiben, etwa in der eben durchgehörten Muti-Box, da der olle Richard 1993, 1997, 2000, 2004, 2018 und 2021 das Dirigat übernommen hatte. Dieses Jahr habe ich aber tatsächlich vorsätzlich zugesehen und zugehört, weil ich kürzlich das wunderbare Buch von Franz Welser-Möst gelesen habe und meinem einstigen Lieblingsdirigenten Christian Thielemann werde ich nächstes Jahr auch zusehen und zuhören, sofern ich noch lebe oder er oder wir beide.

  • Seit 1987 gibt es bei den Neujahrskonzerten viel Licht und Abwechslung bei den Interpretationen und Programmen. Allerdings auch viel Schatten. Besonders verärgert war ich über die vermeintlich historisierenden Ansätze von Nikolaus Harnoncourt, der durch seine Präsentation der Musik jeglichen Drive nahm.


    Nachfolgend also ein Überblick der (aus meiner Sicht) wirklich lohnenswerten Konzerte.



    :wink: LT

  • Willi Boskovsky 1955 bis 1979


    Der damalige 1. Konzertmeister der Wiener Philharmoniker übernahm 1955, nach dem Tod von Clemens Krauss, die Neujahrkonzerte und leitete sie bis 1979. Boskovsky dirigierte diese Konzerte wie Johann Strauß mit der Geige in der Hand (Stehgeiger). Seit 1959 werden die Neujahrskonzerte via Eurovision in alle Erdteile übertragen.



    Willi Boskovsky - Best of New Year's Concert (1963-1979) - (2 DVD)

    Künstler: Wiener Philharmoniker, Willi Boskowsky

    Tonformat: mono

    Bild: 4:3 (NTSC)

    Label: DGG, 1963 - 1979


    Das komplette Neujahrskonzert des Jahres 1974 sowie musikalische Highlights der Jahre 1963-1979, die als "Boskovsky Ära" in die Geschichte der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker eingegangen sind. Zu hören sind die bekannten "Alltime-Favourites" wie der Kaiserwalzer, Pizzicato-Polka, Tritsch-Tratsch-Polka und der Radetzky-Marsch.


    Aber er ging auch mit den Wiener Philharmonikern ins Studio und produzierte dort eine Vielzahl von Werken der Strauß-Dynastie.




    Künstler: Wiener Philharmoniker, Willi Boskovsky

    Label: Decca, ADD, 1958-1979


    :wink: LT


  • Lorin Maazel 1980 bis 1986, 1994, 1996, 1999, 2005


    Mit Lorin Maazel stand ab 1980 einer der angesagtesten Dirigenten seiner Zeit am Pult der Neujajhskonzerte der Wiener Philharmoniker.


    Neujahrskonzert aus Wien 1980 Lorin MAAZEL DG CD New Year's Concert from Vienna - Bild 1 von 1


    Künstler: Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel

    Label: DGG, DDD, 1980


    Rezensionen: HiFi-Stereophonie: »Die digitale Aufnahmetechnik liefert einen sehr natürlichen unverfärbten Klang.«



    Neujahrskonzert aus Wien 1983 Lorin MAAZEL CD New Year's Concert Wiener Bonbons - Bild 1 von 1


    Künstler: Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel

    Label:: DGG, DDD, 1983


    Rezensionen: G. Wienke in FonoForum 3/84: »Die ›ewig jungen‹ Melodien werden – comme il faut – spritzig und beschwingt dargeboten. Die Erfüllung dieser Musik liegt allein in der orchestralen Brillanz und Präszision, die sich uneingeschränkt im Mitschnitt mitteilen. Klangbild: Breites Panorama mit guter Tiefenstaffelung.«





    Künstler: Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel

    Label:: Sony, DDD, 1994


    Rezensionen: C. Höslinger in FonoForum 6/94: "Prachtvolles, spannungsreiches Musizieren."




    Künstler: Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel

    Label:: RCA, DDD, 1996


    Rezensionen: E. Bezold in Stereo 3/96: »Mit Straußklängen zum Abheben das erste Highlight des Jahres!«





    Künstler: Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel

    Label:: RCA, DDD, 1999


    Rezensionen: R. Wagner in Klassik heute 7/99: »Die Wiener Philharmoniker klingen sehr ausgeschlafen, der Klang ist luxuriös, und was Lorin Maazels' Strauß-Bildern an Wiener Schmäh vielleicht abgeht, das gleicht er durch weltmännische Attitüde aus.«







    Künstler: Wiener Philharmoniker, Lorin Maazel

    Label:: DGG, DDD, 2005


    Rezensionen: Stereo 04/05: »Der geniale Maazel ist und bleibt ein Virtuose des Taktstocks. Mitreißend, wie die philharmonische Herrenclique die Walzer genüsslich durchatmen lässt und die vielen Polkas (darunter auch Raritäten) Frische und Esprit atmen.«




    :wink: LT



  • Herbert von Karajan 1987


    Ein einziges Mal hat Herbert von Karajan das traditionsreiche Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins dirigiert. Diese DVD hält jenes denkwürdige Ereignis und die federnde Eleganz der Wiener Musik fest. Trotz bereits fortgeschrittener physischer Einschränkung zwei Jahre vor seinem Tod, schuf Karajan das wohl legendärste Neujahrskonzert.






    Künstler: Kathleen Battle, Wiener Philharmoniker, Herbert von Karajan

    Label: DGG / Sony, DDD, 1987

    Rezensionen: HiFi-Vision 12/87: »Interpretation und Klangqualität: sehr gut.«




    :wink: LT




  • Carlos Kleiber 1989, 1992


    Carlos Kleiber verzauberte mit seinen Interpretation das Publikum. Dafür gab es lang anhaltenden Beifallsturm durch das Publikum.




    Künstler: Wiener Philharmoniker, Carlos Kleiber

    Label: Sony, DGG, DDD, 1989


    Rezensionen: T. Voigt in FonoForum 8/89: »Stern des Monats. ..Was Carlos Kleiber hier mit den Wiener Philharmonikern präsentiert, ist die Erfüllung aller Walzerträume. Selbst tausendfach abgenudelte Stücke klingen hier so frisch so unverbraucht, so herrlich vital, daß man gar nicht begreift, wieso man jemals dieser Meisterwerke überdrüssig werden konnte. Klangbild: (CD) ›live‹, klar, präsent, naturbelassen.«


    Stereoplay: So schön, so wunderbar weich, hauchzart-fein nuanciert bis aufs i-Tüpfelchen und hochgespannt-nervig kann man die Musik der Firma Strauß Vater & Söhne nur ganz ganz selten hören. Und selbst beim traditionellen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist dies ja keineswegs die Norm. Gewiß, man er- innert sich gern des frischen Winds im Vorjahr, als Claudio Abbado zum ers- ten Mal ans Pult geholt wurde, dieses rituelle Wiener Neujahrsopfer ohne Prätention zu zelebrieren; oder des Konzerts 1987, als Herbert von Karajan nicht nur die herrlich-quirlige Kathleen Battle den Frühlingsstimmen-Walzer wirbeln ließ, sondern höchstselbst beinahe einen Unfall verursacht hätte, als er für den Bruchteil eines Moments nicht präsent, einen falschen Einsatz gab und das Orchester nur durch vereintes Stummbleiben den Fehler fast unbe- merkt korrigierte. Ich gestehe gern, ich bin ein großer Bewunderer der Kunst von Carlos Klei- ber. Ein filigranes Webnetz wird bei ihm die "Fledermaus"-Ouvertüre, mit fast unmerklichen Akzenten läßt er die "Libelle" förmlich schwirren, kleinste Haltepunkte machen die "Acceperationen" zu einem Gewirr unter- schiedlichster Bewegungsformen.Ein fächelnder Wind wird bei ihm der "Früh- lingsstimmen-Walzer", ein flimmerndes impressionistisches Gemälde die "schöne, blaue Donau". Und "bei uns z'Haus", da gibt's keine Topfenstrudel, da speist man - Soufflé.





    Künstler: Wiener Philharmoniker, Carlos Kleiber

    Label: Sony, DDD, 1992


    Rezension: H. L. Zulauf in HiFiVision 6/92: »Das 92er Konzert wird in die Annalen der 150jährigen Geschichte des Orchesters eingehen – und das liegt einzig und allein am genialen Carlos Kleiber. Ich bin hell begeistert. Musik und Klangqualität: gut bis sehr gut.«



    :wink: LT








  • Georges Prêtre 2008, 2010


    Sein furioser Auftritt beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Jahre 2008 war legendär.




    Künstler: Wiener Philharmoniker, Georges Pretre

    Label: Decca, DDD/LA, 2008


    Publikum und Philharmoniker waren gleichermaßen begeistert und luden den Dirigenten 2010 nochmals ein.





    Künstler: Wiener Philharmoniker, Georges Pretre

    Label: Decca, DDD/LA, 2010




    :wink: LT












    • Offizieller Beitrag

    Herbert von Karajan 1987


    Ein einziges Mal hat Herbert von Karajan das traditionsreiche Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins dirigiert.

    Das klingt sehr erstaunlich. Gibt es Gründe dafür, dass der seinerzeit vielleicht bedeutendste Dirigent nicht öfter eingeladen wurde? Wegen der Zwistigkeiten mit Wien?

    • Offizieller Beitrag

    Carlos Kleiber 1989, 1992


    Carlos Kleiber verzauberte mit seinen Interpretation das Publikum. Dafür gab es lang anhaltenden Beifallsturm durch das Publikum.

    Du zitierst zu CK die einschlägigen Kritiken. Aber wie siehst du selbst diese Konzerte und die Lobeshymnen? Gerade bei CK, dessen Dirigierstil so auffällig und großartig ist, scheint mir das "Oberflächliche" wie gemacht für das Neujahrskonzert. Aber interpretiert er die vermeintlich "leichte Muße" wirlich anders und besser als andere?

  • Gustavo Dudamel 2017


    Mit Gustavo Dudamel stand der jüngste Dirigent am Pult der Wiener Philharmoniker , der jemals ein Neujahrskonzert am Orte geleitet hat.




    Künstler: Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, Wiener Philharmoniker, Gustavo Dudamel

    Label. Sony, DDD/LA, 2017


    Rezension: »Debütant Gustavo Dudamel begrüßte das neue Jahr mit gut disponierten Wiener Philharmonikern sehr respektabel.« (Der Standard, Januar 2017)



    :wink: LT



  • Riccardo Muti 1993, 1997, 2000, 2004, 2018, 2021


    Es war ein überaus gelungener und ein ganz besonderer musikalischer Auftakt in das neue Jahr 2021, der in die Geschichte eingehen wird. Die Wiener Philharmoniker, für dieses Repertoire unstrittig das beste Orchester der Welt, präsentierten unter der Leitung von Riccardo Muti im Wiener Musikverein zum Jahreswechsel wieder ein heiteres und zugleich besinnliches Programm mit Walzern, Tänzen und Polkas aus dem reichen Repertoire der Johann Strauss-Dynastie und deren Zeitgenossen - den Umständen entsprechend für dieses Jahr ohne Publikum. Die Wiener Philharmoniker und Riccardo Muti sorgten im festlich geschmückten Goldenen Saal für höchstes musikalisches Niveau.




    Künstler: Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti

    Label: Sony, DDD/LA, 2021

    Rezensionen: »Die Wiener Philharmoniker spielten in einem leeren Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Die gute Laune ließ sich Dirigent Riccardo Muti dadurch aber nicht nehmen.« (ORF)

    »Zwischen der ›Ohne Sorgen‹-Polka und der seligen ›blauen Donau‹ durfte man das Pandemiejahr gepflegt hinter sich lassen und auf den Trost der Tradition in ungewöhnlichen Zeiten vertrauen.« (vienna.at)

    »Muti und die Wiener Philharmoniker sind eine absolute Einheit, … ein Ohrenschmaus der Superlative. Das Neujahrskonzert wird in künstlerischer wie historischer Sicht in die Annalen eingehen.« (Der Kurier)




    :wink:  LT

  • Franz Welser-Möst 2011, 2013, 2023


    Nach eher zwei belanglosen Auftritten bei den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker landete er mit seinem Konzert 2023 einen Volltreffer.




    Künstler: Wiener Sängerknaben, Wiener Chormädchen, Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst

    Label: Sony, DDD, 2023


    So begeistert schrieb der „Wiener Kurier“ über das Neujahrskonzert 2023: „Das Neujahrskonzert 2023 war eines der besten und schönsten überhaupt!“


    :wink: LT




  • Lorin Maazel leitete die Konzerte 1980 bis 1986 als Musikdirektor der Wiener Staatsoper. Damals gab es die Einladungen zu den Konzerten noch nicht. Er wurde aber später noch öfter eingeladen, weil er in der Tat ein herausragender Dirigent bei den Werken der Strauß-Dynastie war. Auch er griff vor dem Orchester zur Geige.... - Das macht schon was her.


    :wink: LT