Knappertsbusch, Hans (1888-1965)

  • Knappertsbusch’s Dirigierkunst oder die Freiheit des dialogisierenden Monologs

    Es >nußknackert<, während ich über einen außergewöhnlichen Dirigenten beginne zu schreiben, den manche in der Tat für einen >Nussknacker (Typ)< hielten, oder noch halten. Andere haben ihn als Eigenbrödler bezeichnet, knorrigen Kauz, Urgestein, K & K – Monarchist, oder vielleicht auch nur als DIE personifizerte eigentümlichste Musikernatur unter den Dirigenten schlechthin (neben Celibidache).

    Fakt ist, dass ich von seiner wundersamen Interpretation der Nussknackersuite sehr begeistert bin (01.02.1950 LIVE Berliner Philharmoniker). Ich mag diesen zwar fast buchstabierten und zeitweise dreifach unterstrichenen Dirigier-Erzählstil der Märchenballettstory. Es dürfte zwar sehr schwer für einen Tänzer/in sein, zu KNA’s Tempi zu tanzen, ... es sei denn eine Parodie in Slow Motion würde zum choreographischen Konzept gehören. Fast lapidar fließt die Musik dahin, doch an fast jeder Partiturecke gibt es von einem Instrument / Instrumentengruppe einen Kommentar mit ganz unterschiedlichem Charakter: von flüsternd, säuselnd, grinsend bis kräftig draufhauend. SPIELWITZ , wenn auch von deutsch-derber Natur. Es tut diesem arg strapazierten Musikstück gut. Ich jedenfalls kann mich wie ein kleines Kind an diesem süffisanten Musizierstil ergötzen und erfreuen.

    Der vermeintliche K & K – Monarchist ist 1888 in Wuppertal-Elberfeld geboren, so daß dieser unvergleichlich >kantige Kopf< in jedem Falle auch westfälische Dickschädelwurzeln aufweist. Folgendes Zitat schickte mir gestern ein Mitglied unseres EROICA-Forums: "Neulich haben Sie mich gegrüßt und ich habe sie leider nicht gleich erkannt. Das nächste Mal, wenn ich Sie wieder nicht erkenne, treten Sie mir in den Arsch. Großartiger Jochanaan übrigens, neulich." (Hans Knappertsbusch zu Hans Hotter)

    Auf meiner mitlaufenden CD kommt nach 2maligem Hören des Tschaikowsky-Stückes jetzt die Ouvertüre zur Fledermaus. Ich, als gebrandmarktes Operettenkind, (denn von Leo Fall bis zum Schwarzwaldmädl dröhnte es fast täglich operettenschmachtend in meine Kinderohren) höre seit einigen Jahren mit zunehmender Begeisterung diese „leichte Musik“ in Interpretationen unverwechselbarer Art. Neben Furtwängler gehört Knappertsbusch eine Krone für die Veredelung von Walzern und Ouvertüren von Johann Strauss und Kollegen. Heutzutage sind es --in der Post-Carlos-Kleiber-Ära-- Größen wie Gielen, Hanoncourt und Abbado, die unorthodoxe Deutungen der Walzer-Ära (teilweise auch in Fassungen von Schönberg u.a.) zu besondere Hörerlebnissen veredeln.

    Auch wenn mich KNA’s „Fledermaus“ manchmal an einen „Schuhplattler-Tanz erinnert hat, bin ich „ermust“... wie auch jetzt bei der burschikos-verschmitzten Pizzicato-Polka, mit Karacho... im Moment höre ich bereits die „Badner Madln“ mit einem >mit den Händen greifenden Schmelz<, das knallt und schmunzelt zugleich, wunderbar........und dirigieren tut der Mann, mit dem Ruf des >Wagner-Teutonen<.

    Beim Abendessen habe ich mich mit KNA-Interpretationen der 8. Beethoven und dem 1. Satz der 3. Brahms-Sinfonie auf diesen Artikel eingestimmt. Der letzten Satz der Achten zeigt eine kapellMEISTERLICHE Hingabe, deren Ergebnis einer mit narrativem Schwung präsentierten variationsreichen Palette von kräftigen Farben gleichkommt. Ich kenne viele beeindruckende Wagner-Aufnahmen von ihm. RING, PARSIFAL, MEISTERSINGER etc. Die sind für jeden Sammler eine Bereicherung, zumindest Ergänzung. Mir geht es so, dass ich nach viel KNA-Einmaligkeit auch mal ein Wagner-Dirigat von ganz anderer Couleur, wie von Gielen, Boulez, Mitropoulos, Leinsdorf etc brauche.

    Auf der 5 CD-Audite Box mit den Berliner Philharmonikern, kann man vor allem einen Bruckner (8 + 9) von beeindruckender Detaibesessenheit hören, die aber völlig unangestrengt rüberkommt.
    Deshalb können die immensen Spannungsbögen so überzeugen und beeindrucken. Man wird nicht müde bei so viel Brucknerhöhenzügen, denn diese sind wunderbar differenziert ausmusiziert.

    Mir ist aus einem Artikel über >das Deutschen Kapellmeister-Vorbild Knappertsbusch< folgender Satz in Erinnerung: „Der Begriff topographisch und inhaltlich fest umrissen, ist Resultat Deutscher Kultur- und Musikgeschichte.“ Dies gilt für KNA in exemplarischer Weise, denn seine Kunst fußte auf solchen Prinzipien, z.B. wenn er Haydn und Beethoven dirigierte, kamen solchen Gestaltungsmerkmalen ein besonderer Stellenwert zu. Die häufig breiten Tempi dienen bei ihm der Verständlichkeit... dazu gehören auch eine wuchtige Formengliederung, eine fast buchstabierte Phrasierung und eine unglaubliche Differenzierung dynamischer Kontraste.

    Bei soooooooooo viel Begeisterung will ich nicht verhehlen, dass mir sein Brahms nicht gefällt, da dieser für mich eine abgrenzendere, strengere Struktur benötigt (Bsp. 2./3.Sinf.).

    Ohne KNA wäre das Deutsche Repertoire in Sinfonik und Oper ÄRMER.

    Arnulfus




  • Liebe EROICAeaner/innen,

    kaum bekannt ist die EROICA aus Bremen von 1950... sie ist eine Anti-Perfektions-Aufnahme, mit etlichen Schwierigkeiten zu Beginn (da geht recht wenig zusammen)... und umso mehr Meriten in der urmusikalisch-buchstabierten Deutung.... ein Knappertsbusch-Dokument in vielfacher Hinsicht, was Stärken und Schwächen zugleich zeigt.

    Arnulfus

    • Offizieller Beitrag

    Schade, dass mir hierzu niemand etwas sagen kann ...

    Symphonien Nr.3-5,7-9 (1944-1956)

    Bayerisches Staatsopernorchester, Berliner Philharmoniker, Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker, Hans Knappertsbusch

    Symphonien Nr.3-5,7-9 (1944-1959)

    Bayerisches Staatsorchester, Berliner Philharmoniker, Münchner Philharmoniker, Hans Knappertsbusch

    • Offizieller Beitrag

    Und jenes juckt mich schon lange ...

    Hans Knappertsbusch - Complete RIAS Recordings (1950-52)

    Bruckner: Symphonien Nr. 8 & 9 (2 Versionen von Nr. 9)
    +Schubert: Symphonie Nr. 8 (2 Versionen)
    +Beethoven: Symphonie Nr. 8
    +J. Strauss II: Intermezzo aus "Tausendundeine Nacht"; Die Fledermaus-Ouvertüre; Pizzicato Polka op. 447
    +Haydn: Symphonie Nr. 94
    +Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor-Ouvertüre
    +Karel Komzak II: Bad'ner Mad'ln
    +Tschaikowsky: Der Nußknacker-Suite op. 71a

    • Offizieller Beitrag

    A Tribute to Hans Knappertsbusch, 1962/1963

    Wagner: Vorspiel & Isoldes Liebestod aus "Tristan und Isolde"; Die Walküre (1. Aufzug)
    +Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4; Leonore Ouvertüre Nr. 3

    Birgit Nilsson, Claire Watson, Fritz Uhl, Josef Greindl, Wilhelm Backhaus, Wiener Philharmoniker, Hans Knappertsbusch

    Bin gespannt, was Blue-ray hier aus mono rausholt!

    • Offizieller Beitrag

    Hans Knappertsbusch, 1963

    Kurt Böhme
    Hans Hopf
    Ingrid Bjoner
    Hans Günther Nöcker
    Astrid Varnay
    Josef Metternich
    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Bayerisches Staatsorchester
    Hans Knappertsbusch

    • Offizieller Beitrag

    Hans Knappertsbusch, 1960

    Josef Greindl
    Wolfgang Windgassen
    Elisabeth Grümmer
    Karl Schmitt-Walter
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch

    • Offizieller Beitrag

    Parsifal WWV 111 (1882): Diskographie (CD)

    Die ersten 11 gehören ihm! :love:

    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1951)

    Ludwig Weber
    Werner Faulhaber
    Martha Mödl
    George London
    Wolfgang Windgassen
    Bayreuther Festspiel Orchester
    Hans Knappertsbusch



    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1952)

    Martha Mödl
    Wolfgang Windgassen
    George London
    Ludwig Weber
    Kurt Böhme
    Hermann Uhde
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1954)

    Martha Mödl
    Wolfgang Windgassen
    Hans Hotter
    Josef Greindl
    Gustav Neidlinger
    Theo Adam
    Chor der Bayreuther Festspiele
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1956)

    Martha Mödl
    Ramon Vinay
    Dietrich Fischer-Dieskau
    Josef Greindl
    Toni Blankenheim
    Hans Hotter
    Chor der Bayreuther Festspiele
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1957)

    Martha Mödl
    Ramon Vinay
    George London
    Josef Greindl
    Toni Blankenheim
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch



    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1958)

    Regine Crespin
    Hans Beirer
    Eberhard Waechter
    Jerome Hines
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1959)

    Hans Beirer
    Martha Mödl
    Eberhard Waechter
    Josef Greindl
    Jerome Hines
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1960)



    Hans Beirer
    Regine Crespin
    Josef Greindl
    Gustav Neidlinger
    Thomas Stewart
    David Ward
    Gundula Janowitz
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1961)


    Jess Thomas
    Irene Dalis
    George London
    Ludwig Weber
    Gustav Neidlinger
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1962)

    Irene Dalis
    Anja Silja
    Hans Hotter
    Martti Talvela
    George London
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch


    Hans Knappertsbusch (Bayreuth 1964)

    Jon Vickers
    Barbro Ericson
    Thomas Stewart
    Hans Hotter
    Orchester der Bayreuther Festspiele
    Hans Knappertsbusch

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    Amazon-Rezensentin Edelraute13

    Zitat

    Knappertsbusch ist den meisten Musikliebhabern der jüngeren Generation hauptsächlich als Wagner-Dirigent der "alten Schule" bekannt, vor allem die Aufnahmen seiner diversen "Parsifal"-Aufführungen aus Bayreuth haben diesen Ruf zementiert. Sprichwörtlich war seine Abneigung gegen intensive Probenarbeit ("... Sie kennen die Sinfonie, ich kenne sie auch. Wir sehen uns morgen im Konzert! ..."). Wer allerdings glaubt, aus solchen Anekdoten Rückschlüsse bezüglich der musikalischen und handwerklichen Qualität seiner Aufführungen ziehen zu können, unterschätzt diesen Dirigenten maßlos!

    Ich selber war überrascht, als ich vor einigen Jahren in einem der erhaltenen Filmdokumente erkannte, mit welcher seismographischen Genauigkeit und Kontrolle er z.B. das "Tristan"-Vorspiel dirigierte, dabei enorme Spannungsbögen aufbauend (und haltend), oder mit welcher Subtilität er den Pianisten Wilhelm Backhaus in Beethovens 4. Klavierkonzert begleitete: ein hochmusikalischer und sensibler Interpret, der ein Orchester mit Autorität zu führen verstand.

    Ich weiß nun nicht, welches Filmdokument gemeint ist, youtube hat zum Beispiel dieses im Angebot:

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    • Offizieller Beitrag

    Hier ein kurzes Interview zu seiner Zusammenarbeit mit den Wienern Philharmonikern.

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    Köstlich, wie der snobistische Interviewer durch den bodenständigen Kna konterkariert wird. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hans Knappertsbusch Edition (Hänssler): Brahms und Bruckner

    Tracklist

    Knappertsbusch dirigiert Brahms und Bruckner bei Hänssler Profil Drei und Sechs und ein FakeKnappertsbusch dirigiert Brahms und Bruckner bei Hänssler Profil

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    Hans Knappertsbusch - The Orchestral Edition (Decca / Polydor / Westminster) 1927-1963

    Anton Bruckner: Symphonien Nr. 3, 4, 5, 9
    +Carl Maria von Weber: Aufforderung zum Tanz op. 65
    +Carl Michael Ziehrer: Wiener Bürger
    +Franz Schubert: Marche Militaire op. 51 Nr. 1
    +Johann Strauss I: Radetzky-Marsch
    +Johann Strauss II: Annen-Polka; Accelerationen; Tritsch-Tratsch-Polka; Leichtes Blut; Geschichten aus dem Wienerwald
    +Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2; Klavierkonzert Nr. 2; Akademische Festouvertüre; Tragische Ouvertüre; Haydn-Variationen op. 56a; Alt-Rhapsodie op. 53
    +Karel Komzak II: Bad'ner Mad'ln
    +Ludwig van Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 4 & 5
    +Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor-Ouvertüre
    +Peter Iljitsch Tschaikowsky: Nußknacker-Suite op. 71a
    +Richard Strauss: Don Juan op. 20; Tod und Verklärung op. 24
    +Richard Wagner: Siegried-Idyll (2 Versionen); Instrumentalstücke aus Götterdämmerung, Meistersinger, Walküre, Parsifal, Tannhäuser, Holländer, Rienzi, Lohengrin, Siegfried, Tristan und Isolde

    Clifford Curzon, Lucretia West, Franz Lechleitner, Günther Treptow, Wiener Akademie-Chor, Wiener Philharmoniker, Orchestre de la Suisse Romande, Münchner Philharmoniker, Orchestre de la Societe des Concerts du Conservatoire, Berliner Philharmoniker, London Philharmonic Orchestra, Tonhalle Orchester Zürich, Hans Knappertsbusch

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    Hans Knappertsbusch - The Opera Edition (Decca / Philips / Westminster) 1947-1962

    Ludwig van Beethoven: Fidelio (Jan Peerce, Sena Jurinac, Maria Stader, Bayerisches Staatsorchester / 1962)
    +Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg (Paul Schöffler, Otto Edelmann, Alfred Poell, Hilde Gueden, Wiener Philharmoniker / 1950-1951); Parsifal (2 Einspielungen: Wolfgang Windgassen, George London, Martha Mödl, Orchester der Bayreuther Festspiele /1951 und Jess Thomas, George London, Hans Hotter, Gustav Neidlinger, Orchester der Bayreuther Festspiele / 1962); Auszüge aus Tristan und Isolde, Walküre, Lohengrin, Holländer, Meistersinger, Tannhäuser; Wesendonk-Lieder
    +Richard Strauss: Der Rosenkavalier (Ausz.)

    Jan Peerce, Sena Jurinac, Maria Stader, Dezsö Ernster, Birgit Nilsson, Kirsten Flagstad, Set Svanholm, Paul Schöffler, Otto Edelmann, Alfred Poell, Hilde Güden, Wolfgang Windgassen, George London, Martha Mödl, Jess Thomas, Hans Hotter, Gustav Neidlinger, Maria Reining, Bayerisches Staatsorchester, Wiener Philharmoniker, Orchester der Bayreuther Festspiele, Tonhalle Orchester Zürich, Hans Knappertsbusch