Ich möchte mal einige Lieder von Mozart einbringen, die unterschiedlicher nicht sein können.
Am 7.5.1785 komponierte Mozart drei Lieder, davon eins „Der Zauberer“, KV 472,
Ein junges Mädchen berichtet ihren Freundinnen über ein Erlebnis, welches sie mit Damöten hatte und warnt sie zugleich diesem „Zauberer“ ja aus dem Wege zu gehen. Eine Verwirrung der Gefühle des Mädchens, das sie bisher nicht kannte und nicht einzuschätzen wusste. Stottern, Erröten, Schüchternheit aber auch Leidenschaft, das alles steigert sich bis zur Erlösung, als ihre Mutter sie aus den Händen des Zauberers durch ihr Erscheinen befreite.
Ihr Mädchen, flieht Damöten ja!
Als ich zum ersten Mal ihn sah,
Da fühlt' ich, so was fühlt' ich nie,
Mir ward, mir ward, ich weiß nicht wie,
Ich seufze, zitterte, und schien mich doch zu freu'n;
Glaubt mir, er muss ein Zaubrer sein.
2. Sah ich ihn an, so ward mir heiß,
Bald ward ich rot, bald ward ich weiß,
Zuletzt nahm er mich bei der Hand;
Wer sagt mir, was ich da empfand?
Ich sah, ich hörte nichts, sprach nichts als ja und nein;
Glaubt mir, er muss ein Zaubrer sein.
3. Er führte mich in dies Gesträuch,
Ich wollt' ihm flieh'n und folgt' ihm gleich;
Er setzte sich, ich setzte mich;
Er sprach, nur Silben stammelt' ich;
Die Augen starrten ihm, die meinen wurden klein;
Glaubt mir, er muss ein Zaub'rer sein.
4. Entbrannt drückt' er mich an sein Herz,
Was fühlt' ich Welch ein süßer Schmerz!
Ich schluchzt', ich atmete sehr schwer,
Da kam zum Glück die Mutter her;
Was würd', o Götter, sonst nach so viel Zauberei,
Aus mir zuletzt geworden sein!
Wie gegensächlich ist das Lied „Die Verschweigung“, KV518, das Mozart 1787 komponierte. Auch hier ist es Damöten, doch dieses Mal ein schüchterner Mann der versucht seiner Angebeteten Chloen näher zu kommen. Er sucht sie, wartet auf sie und versucht mit schüchternen Worten seine Liebe zu ihr auszudrücken, schenkt ihr Blumen und sie genießt die Schüchternheit, Er beobachtet sie beim Baden und wie das Lied nun ausgeht….und er ist jung und sie ist schön, ich will nichts weiter sagen.
1.Sobald Damötas Chloën sieht,
So sucht er mit beredten Blicken
Ihr seine Klagen auszudrücken
Und ihre Wange glüht.
2. Sie scheinet seine stillen Klagen
Mehr als zur Hälfte zu versteh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nicht weiter sagen.
3. Vermisst er Chloën auf der Flur,
Betrübt wird er von dannen scheiden;
Dann aber hüpft er voller Freuden,
Entdeckt er Chloën nur.
4. Er küsst ihr unter tausend Fragen
Die Hand, und Chloë lässt's gescheh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
5. Sie hat an Blumen ihre Lust,
Er stillet täglich ihr Verlangen;
Sie klopfet schmeichelnd ihm die Wangen,
Und steckt sie an die Brust.
6. Der Busen bläht sich sie zu tragen.
Er triumphiert sie hier zu seh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
7. Wenn sie ein kühler, heitrer Bach,
Beschützt von Büschen, eingeladen,
In seinen Wellen sich zu baden,
So schleicht er listig nach.
8. In diesen schwülen Sommertagen
Hat er ihr oftmals zu geseh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
Ein anderes Lied, eines von 8 Liedern, das Mozart 1787 komponierte, „Die kleine Spinnerin“ KV 531, ein neckisches Lied in dem der junge Fritz das Mädchen zu überreden versucht ihre Arbeit, das Spinnen, doch zu lassen und lieber mit zum Spielen zu gehen. Doch das naive Mädchen weiß um die Versuche der jungen Männer den Mädchen Gefühle zu machen, die dann doch letztendlich dann das Weite suchen. Sie weiß noch nicht mit diesen Gefühlen umzugehen und lässt Fritz praktisch abblitzen. Lieber möchte sie weiter ihrer Arbeit nachgehen, denn die Mädchen sind nicht nur zum Spaße der Männer da.
1. Was spinnst du? fragte Nachbars Fritz,
Als er uns jüngst besuchte.
Dein Rädchen läuft ja wie der Blitz,
Sag an, wozu dies fruchte;
Komm lieber her in unser Spiel!
Herr Fritz, das lass ich bleiben,
Ich kann mir, wenn er's wissen will,
So auch die Zeit vertreiben.
2. Was hätt' ich auch von euch, ihr Herrn?
Man kennt ja eure Weise,
Ihr neckt und scherzt und dreht euch gern
Mit Mädchen um im Kreise,
Erhitzt ihr Blut, macht ihr Gefühl
In allen Adern rege,
Und treibt, so bunt ihr könnt, das Spiel,
Dann geht ihr eurer Wege!
3. Schier ist's, als wären in der Welt
Zum Spaße nur die Mädchen.
Drum geht und spaßt, wo's euch gefällt,
Ich lobe mir mein Rädchen.
Geht, eure Weise ist kein nütz!
Wenn ich soll Seide spinnen,
So will ich, merk's er sich!, Herr Fritz,
Nicht Werg dabei gewinnen.
Ganz anders ist das Lied die „Alte“, KV 517 das auch zu diesen 8 Liedern gehört. Sie hält Rückschau auf ihr Leben, ihrer Jugendzeit, die doch ganz anders war als heute. Ist die Erzählung listig gemeint oder ist es mit ihrer Erzählung wirklich so, dass sie sich vielleicht nach der früheren Zeit zurücksehnt? Die Interpretation diese Liedes kann mit erhobenen Zeigefinger gesungen werden oder mit dem Schalk im Nacken, was ich bevorzuge.
1. Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Bestand noch Recht und Billigkeit.
Da wurden auch aus Kindern Leute,
Aus tugendhaften Mädchen Bräute;
Doch alles mit Bescheidenheit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
Es ward kein Jüngling zum Verräter,
Und unsre Jungfern freiten später,
Sie reizten nicht der Mütter Neid.
O gute, Zeit, o gute Zeit!
2. Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Befliss man sich der Heimlichkeit.
Genoss der Jüngling ein Vergnügen,
So war er dankbar und verschwiegen;
Doch jetzt entdeckt er's ungescheut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Die Regung mütterlicher Triebe,
Der Vorwitz und der Geist der Liebe
Fährt jetzt oft schon in's Flügelkleid.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
3. Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Ward Pflicht und Ordnung nicht entweiht.
Der Mann ward, wie es sich gebühret,
Von einer lieben Frau regieret,
Trotz seiner stolzen Männlichkeit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
Die Fromme herrschte nur gelinder,
Uns blieb der Hut und ihm die Kinder;
Das war die Mode weit und breit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
4. Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
War noch in Ehen Einigkeit.
Jetzt darf der Mann uns fast gebieten,
Uns widersprechen und uns hüten,
Wo man mit Freunden sich erfreut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Mit dieser Neuerung im Lande,
Mit diesem Fluch im Ehestande
Hat ein Komet uns längst bedräut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!