- Offizieller Beitrag
Gewohnt unorthodox beginne ich einen Solistenthread mit einem Konzertbericht:
~ Schloßkonzerte Bad Krozingen ~
Konzert vom 11. Dezember 2010
Part I
Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791)
Sechs Variationen g-moll KV 374b (ex 360) über Au bord d'une fontaine
(auch: Hélas, j'ai perdu mon amant)
Sonatensatz für Clavier und Violine c-moll KV 385f (ex 396)
in der durch Maximilian Stadler (1748-1833) ergänzten Fassung als Fantasie für Clavier solo
Sonate G-Dur für Clavier und Violine op. II Nr. 5 KV 373a (ex 379)
Midori Seiler, Barockvioline (Barockbogen)
Jos van Immerseel, Hammerflügel von Johann André Stein (Augsburg, c1780/1790)
Part II
Franz Peter Seraph Schubert (1797-1828)
Sonate für Clavier und Violine g-moll op. post. 137, 3 D 408
Scherzo B-Dur D 593, 1
Ungarische Melodie h-moll D 817
Sechszehn Deutsche Tänze op. 33 D 783
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sonate für Clavier und Violine a-moll op. 23
Midori Seiler, Barockvioline (romantischer Bogen englischer Herstellung / Nachbau)
Jos van Immerseel, Hammerflügel Michael Rosenberger (Wien, c1810)
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Dieses gnadenlos herrliche und wie auf mich abgestimmte Programm wurde mir erst etwa eine Stunde vor Konzertbeginn bekannt gegeben; zuvor wusste ich lediglich um die Interpreten und die zu interpretierenden Komponisten. Die Zeit vor dem Konzert nutze ich im Beisein meiner mich eingeladen habenden Tante zur Besichtigung der recht ansehnlichen Sammlung historischer Tasteninstrumente, derer es geschätze 25 bis 30 an der Zahl waren.
Teil I des Konzertes war sehr intensiv und ich amüsierte mich köstlich über den Tatbestand, daß Immerseel offenbar an den gleichen Stellen Schwierigkeiten wie ich sie beim Spielen der betreffenden Werke hatte, z.B. die unsäglichen Es-Dur-Terzparallelen in KV 385f. Meine Nachsicht war daher groß. Möglicherweise war er aber auch noch nicht eingespielt und die imo unzureichende technische Reife resp. der aufgrund des Alters nicht mehr ganz taufrische Zustand des Johann André Steinschen Hammerflügels, der ja aus der Stein-Zeit stammt, wird das übrige dazu beigetragen haben. Das Instrument verfügte über sogenannte Kniedämpfer, die eine relativ farbenreiche Interpretation ermöglichten. Insgesamt muß ich zugeben, daß Mozarts Werke trotz etlicher Vorbehalte auf einem Stein doch – zumindest live – wirklich sehr viel besser zur Geltung kommen als auf einem Mein-Gott-Walter. Midori Seiler spielte ebenfalls den Umständen entsprechend (eigentlich gaben die Interpreten schon beinahe ein Klaviertrio ab, aber eben nur fast...) sehr sinnlich und werkgerecht mit wohldosiertem Vibratoeinsatz und tief atmend.
Während der Pause wurde das Steinsche Instrument in die Ecke geschoben und wirkte dann im zweiten Teil auch abgeschoben und sehr klein gegenüber dem nun zur Verwendung kommenden Rosenbergerinstrument, das vergleichsweise kernig und irden im Klang war. Auch Mozarts Musik verblasste durch die nachfolgenden Programminhalte zu meiner Überraschung deutlich – Mozarts Musik wirkte lediglich während ihrer Präsenz großartig und intim und war – wie ein flüchtiger Glücksmoment – schnell verflogen und nur noch traurige Erinnerung. Das nun verwendete Instrument verfügte neben dem, was heute als 'Pedal' gilt (also Aufhebung der Dämpfung), über fünf weitere durch jeweils ein Pedal zu bedienende Gimmicks, die auch alle zur Anwendung kamen: Im Menuett der von mir sogenannten Maditasonate (wegen der im Finale anklingenden Ähnlichkeit zur Titelmusik ('
Zugaben wurden nicht gegeben, waren aber auch ob der vielen gehörten Töne überhaupt nicht notwendig.