01 - Bläserserenaden: KV 361, KV 375 und KV 388: Einspielungen (opi)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Travinius

    ich bin, wie schon im Beitrag über die Serenaden erwähnt, in einem modernen Holzbläserensemble sozialisiert worden, deshalb ist das der Klang, den ich bei den Serenaden erwarte und schätze. Tut mir leid. Den opi-Thread müssen dann bitte andere schreiben.

    Das will ich gerne zum Anlass nehmen, ein paar Einspielungen 'on period instruments' anzuzeigen. Mir liegt dieser knarzige Klang mehr als der sterile (weil zu saubere) bei Verwendung von modernem Instrumentarium. Besonders bemerkbar macht sich dies im durch den Film Amadeus berühmt(er) gewordenen Adagio der Gran Partita KV 370a (ex 361) - der quetschkommodige Klang ist hier für mich ein MUSS.

    Philippe Herreweghe hat aus seinem Orchestre des Champs Elysees ein Harmonie-Ensemble rekrutiert:

    Enthalten sind die 'Gran Partita' KV 370a (ex 361) und die Nacht Musique c-moll KV 384a (ex 388).

    Die Einspielung ist sicher gut (es fehlt KV 375), ist aber nicht die von mir favorisierte, welche die nämliche ist:

    Hier sind alle drei 'großen' Bläser-Serenaden enthalten, KV 361 hier allerdings in einer (nur) viersätzigen Nonettfassung eines Unbekannten. Es spielt das Amphion Wind Octet, das meiner bescheidenen Meinung nach live aber noch weitaus besser klingt: die gelegentlich live übertragen Konzerte sind noch weitaus lebendiger als die etwas steril und manchmal (im live-Vergleich!) zu brav wirkende Aufnahme.

    :wink:

  • Guten Abend

    neben der erwähnten Aufnahme mit dem Harmonie-Ensemble des Orchestre des Champs Elysees habe ich noch diese

    Einspielung der Bläserserenaden KK 361, KV 375 u. KV 388 von 1985/87 mit dem Amadeus Winds Ensemble. Es wird gediegen musiziert; in der "Gran Partita" spielt ein Contrabass mit, die Hörner klingen dezent.


    Gruß :wink:

    aus der Kurpfalz

    Bernhard

    «Es ist wurscht, ob das jemand versteht, aber es muss gesagt werden» (Samuel Beckett)

  • Die Herreweghe Einspielung habe ich ebenfalls, war aber nicht so ganz damit zufrieden.
    Richtig umgehauen hat mich dagegen das Ensemble Zefiro:



    Preiswerte Schmuckbox mit 2 CDs

    auf der einen befindet sich die Gran Partita

    sieht einzeln dann so aus:

    als besondere Zugabe gibt es noch Harmonienmusiken aus "Le nozze di Figaro" "Cosi fan tutte" und "Don Giovanni"

    diese Aufnahme der Gran Partita hat für mich bisher alles in den Schatten gestellt.

    :jubel::jubel::jubel:

    • Offizieller Beitrag

    Das Amphion-Bläseroktett ist aktuell im SWR2-Musikstück der Woche mit KV 375 zu hören.

    *yepp*

    Mir gefällt die Live-Performance nachwievor sehr viel besser als die CD-Produktion, die mir im Direktvergleich einfach zu brav ist:

    Live haben die acht Musiker einfach mehr Drive und es knackt mehr im HIP-Getriebe. Man muß ihnen natürlich zugestehen, daß die CD-Produktion auch vier oder fünf Jahre älter ist...

    :wink:

  • Nicht erwähnt wurde bisher die Einspielung der "Gran Partita" von Nachtmusique beim Label Glossa. Ich kenne nur diese eine Einspielung, und hat mir sehr gut gefallen:

    LG
    Tamás
    :wink:

    Alle Wege führen zum Bach,
    .................................... wo der kleine Biber lebt!

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe heute ein wenig die eingangs gezeigten Einspielungen des Amphion Oktetts und der outgesourcten Orchestre des Champs Elysées-Harmoniker untereinander verglichen. Die "Gran Partita" ist, wie eingangs erwähnt, in einer verkürzten viersätzigen Fassung bei den Amphions enthalten; zudem ist das Blasorchester vom Bearbeiter um die beiden charakteristischen Bassetthörner beraubt worden - deren Stimmen werden wechselweise von den Fagotten und Clarinetten übernommen; überhaupt wurden einige Stimmen untereinander verschoben, so daß insgesamt aber ein stimmiges Ergebnis herrauskommt.

    Während im Stirnsatz von KV 388 von Mozart die Vorschläge ausgeschrieben wurden, so daß es faktisch keine Mißverständnisse gibt, fangen die Probleme in Takt 5 des Menuetts von KV 361 an... hier wird das Kopf-Motiv wieder aufgenommen, allerdings in der Variation mit Vorschlag. Ich habe diese Stelle nur beispielhaft herausgegriffen, weil sie doch recht markant ist; keins der hier (auch von anderen Mitstreitern) gezeigten Ensembles spielt es so.

    *wait*

    Und einmal mehr sind es die Holländer, die es richtig machen (naja, bis auf das Coverbildchen):

    NBE - Nederlands Blazers Ensemble *yepp*

    Schade bloß, daß die Scheibe nur die "Gran Partita" zu bieten hat; ich werde sie mir trotzdem ziehen...

    • Offizieller Beitrag

    ich werde sie mir trotzdem ziehen...


    Done. Und gehört. Und des g'hört g'hört!

    Zunächst war ich allerdings doch etwas enttäuscht, daß die Vorschläge nicht durchweg kurz gespielt werden: man hat sich offenbar "geeinigt", gewisse Phrasen glatt zu spielen (z.B. vorletzter Takt des Variationensatzes und vergleichbare Stellen), aber an den entscheidenen Stellen wird ganz markant kurz gespielt, u.a. im bereits erwähnten Menuett I oder auch im Finalsatz (T. 6 und weitere). Möglicher Weise ist der Irrtum darin begründet, daß an besagter Stelle bereits 32tel-Noten mit 32-tel-Vorschlag versehen sind; lt. Quantz ist es aber egal, wie oft eine Vorschlagsnote "geschwänzt" ist: ein Vorschlag ist und bleibt ein Vorschlag, der kürzer als die Hauptnote zu spielen ist.

    Außerdem ist die Interpretation überaus beglückend: nicht nur, daß die beiden Clarinettisten offenbar einen Clown gefrühstückt hatten (sie zieren im Menuetto II, der Romanze und im Finalsatz auflockernd bei den Wiederholungen aus, was den Eindruck einer ziemlich freien jazzigen Improvisation erweckt und wodurch die Sätze wirklich in einem neuen Gewand erscheinen). Dazu wird die Dynamik sehr exakt umgesetzt, fast überspitze Sforzati, enorme Pianissimi, welche die Takte 15ff. der fünften Variation sehr sphärisch erklingen lassen (ich habe nie so ein thaumaturgisches Murmeln gehört). Akkurat wird auch zwischen Staccato und senkrechtem Strich (') unterschieden.

    Die Interpreten haben sich dazu entschieden, Takt 111 der Romance nicht zu spielen. Hierzu sei angemerkt, daß es nicht ganz eindeutig ist, ob der Takt gespielt werden soll oder nicht, denn die Eins-zu-Eins-Wiederholungen hat Mozart nicht ausnotiert, sondern durch da-capo-Vermerke kenntlich gemacht; Takt 111 ist identisch mit T. 24 (vor Beginn des Allegrettos) und mit einer Klammer versehen, die (auch meiner Meinung nach) zu bedeuten hat, daß die an T. 110 anschließende Coda unmittelbar ohne Wiederholung dieses Taktes gespielt werden soll.

    Zur Unterstützung der Combo wird, wie autograph verlangt, ein "Contrabbasso" eingesetzt; auch dessen Wichtigkeit wird durch präsente Pizzikati unterstrichen.

    All dies verleiht dieser Interpretation ein deutlich "türkisches Colorit" und unterstreicht die Herkunft solcher Harmoniewerke; besonders deutlich wird dies im Finalsatz, der am Schluß ziemlich an die Martern-Arie aus der "Entführung" erinnert und auch von der Komposition her zeitlich ganz in der Nähe zu verorten ist.

    Insgesamt ein wirklich großartige Partita!

    :jubel::jubel::jubel:

  • Gestern gesehen; sei daher hier aufgelistet. Habe nur kurz hineingehört: Klingt gut, aber spontan keinen besonders auffallenden Aspekt festgestellt.

    "erhaben, schön, alles was sie wollen – allein – zu übertrieben schwülstig für meine feinen ohren"
    W. A. Mozart (28.12.1782)