WWV 096 - Die Meistersinger von Nürnberg oder: die unendliche Geschichte unserer bürgerlich-spießigen Gesinnung

  • Die "Meistersinger"... ODER die unendliche Geschichte unser bürgerlich-spießigen Gesinnung

    In Zusammenhang mit der auch kurz auf dem EROICA-Forum aufflackernden Diskussion, über subjektive Zugänge und Meinungen zur Musik und einer Art (moralischen ? ) Verpflichtung, auch >objektivierbare< Kriterien bezüglich der Qualität einer Partitur, also quasi >Ehre dem Meister(+)Werk, dem Ehre gebühret, zu berücksichtigen, oder gar sich solchen Kriterien gegenüber verpflichtet zu fühlen, passt die Oper >Die Meistersinger von Nürnberg< wunderbar in diese Diskussion hinein/dazu.

    Dieses Werk hat sehr viele verschiedene Facetten und eignet sich wegen des Stoffes/Handlung geradezu IDEAL dazu, es in eine (z.B. unsere eigene) Schublade zu packen, wie auch dazu >Verwirrung zu schaffen<. Das subjektive Moment kommt zum Tragen, wenn die eigene lebensphilosophische Richtung, z.B. Elemente von Tradition und konservativer oder nationaler Gesinnung enthält...

    ODER: wenn einer wie ich, erst 47 Jahre alt werden musste, um langsam einen Zugang zu dieser Oper zu bekommen, weil Vorurteile und bestimmte Überlieferungen über DIE DEUTSCHE „Nationaloper“, (Lieblingsoper Hitlers) teils „unbewusst“ in mir entstanden/gewachsen sind und ich lange Zeit deswegen zu kämpfen hatte. Aus meiner persönlichen Betrachtung kann man entnehmen, dass ich eher im Sinne der "Marschallin" aus dem Rosenkavalier sage: (leicht abgewandelt) >die Musik ist ein wunderbar Ding< ...und ein einzigartig SUBJEKTIVES dazu.

    Über die Dimensionen, Qualität, Eigenarten dieses Stückes, welches in Nürnberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts spielt, kann man sich fast tausend Quellen heranziehen und viel, sehr viel lesen (lernen und staunen) und Interessantes finden, wenn’s teils auch befremdlich wirken mag. Es sind vor allem Bücher der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die dem Geiste des nationalen Findungsprozesses (ab 1848) oder der Nazi-Ideologie nahe stehen, die unser Bild über diese Oper geprägt haben, uns eventuell ideologisch beeinflußt oder uns auch vergrault, bzw. negativ oder voreingenommen haben werden lassen / geprägt haben.

    Fest steht, die Geschichte der >Meistersinger von Nürnberg< ist keine historische Begebenheit, ist keine wahre Geschichte über die Stände im mittelalterlichen Nürnberg und deren „Meister“, kein Stück über >wirkliche Personen< Deutscher Geschichte. Vor der 10 jährigen Entstehungszeit des Werkes, interessierte sich Wagner bereits ab 1845 für >diesen Stoff< . Er studierte Franz Deinhardstein’s Schauspiel „Hans Sachs“, Lortzings gleichnamige Oper und wohl insbesondere des Georg Gottfried Gervinus’ >Geschichte der Deutschen Nationalliteratur<, die sich ausführlich mit „Hans Sachs und dem Meistergesang“ befasst.

    Wagner hatte einen wichtigen Ausgangspunkt, dem sein Hauptinteresses galt: >Das Beharrungsvermögen meistersingerlicher Spießbürger, die längst in ihrem dogmatischen Regelwerk erstarrt sind<, in einer Oper zu verarbeiten......und zwar eine „komische Oper“ darüber zu komponieren.

    Eigentlich ist Wagners Ansatzpunkt –ganz im Sinne der >Aufklärung< -- ein Art Ideen-Drama, welches den politischen Konflikt zwischen Progressiven (hier, Stolzing, dem Adligen) und den Konservativen, den Handwerksmeistern, den „Ständen“, an einem >aestethischen Konflikt< gespiegelt wird. Gegenspieler ist Beckmesser, der Stadtschreiber (Typ des an der Vorschrift klebenden „Beamten“).

    Da es sich um eine OPER handelt, gibt es einen >Sängerwettbewerb< und es geht natürlich um überlieferte Traditionen des sogenannten >Meistergesangs<... denn da passt Stolzings >ELVIS-Mentalität< natürlich überhaupt nicht rein... SACHS, die tragende, teils tragische Figur (alternder Mann verzichtet zugunsten des jugendlichen Siegertyps >weise< auf das „Evchen“). Gleichzeitig ist er >derTyp< eines >Meisters<, der gesellschaftlichen Wandel reflektieren kann, der Erneuerung und Tradition zusammenführen möchte.

    Als der >Neuerer< STOLZING sein Evchen im Sängerstreit zum Schluß gewonnen hat und dem konservativen Vereins-Haufen den Rücken kehren will, treffender gesagt: >Ihr könnt mich mal < denkt... und sich folgerichtig davon machen will... singt der Schuster-Meister Hans Sachs:

    „Verachtet mir die Meister nicht
    und ehrt mir ihre Kunst.
    Was Ihnen hoch zum Lobe spricht,
    fiel reichlich Euch zur Gunst...

    was deutsch und echt, wüßt keiner mehr,
    lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr.“

    JA und bei solch einem Text MUSS man ja (persönlich) Stellung beziehen... Die Frage ist, da es sich um eine Oper mit aufklärerischem Ansatz handelt und nicht um eine, die dem spießbürgerlichen Klüngel Deutscher Provinienz huldigen wollte, WAS dieses Werk doch (lange Zeit, oder z.T. bis heute) für einen >Ruf< hat(te), WAS es bei vielen Leuten (die es nicht wirklich kennen) bis heute auslöst.

    Der Dirigent der hier vorgestellten Aufnahme ist Franz Konwitschny, (1901-1962) Nachfolger von Hermann Abendroth beim Leipziger Gewandhaus, auch Leiter der Semper Oper...und ab 1955 für 3 Jahre zusätzlich Chef der Staatsoper unter den Linden. Diese Aufnahme der "Meistersinger" ist der Mitschnitt der Wiedereröffnung des Berliner Hauses im Jahre 1955.

    Ich habe die Aufnahme unter F.Konwitschny heute (gestern)erstmalig ganz gehört, (genau 260 Minuten lang).

    In einer Hamburger Inszenierung dieses Werkes, die vor ca 10 Jahren herauskam, hat der Sohn des Dirigenten, Peter Konwitschny ( Jahrgang 1944), sich kühn mit den oben zitierten Aussagen über das >Deutschtum< auseinandergesetzt. Ich würde sagen, dass er im Sinne Wagners inszeniert hat, der den Missbrauch seiner MEISTERSINGER durch die Nazis glücklicherweise nicht erleben musste... Im Sinne Wagners deswegen, weil durch einen, in der Partitur nicht vorgesehenen Kunstgriff, in Form der Infragestellung >Deutscher Werte< , der Regisseur dem politischen Ansatz Wagners Rechnung getragen hat. Der Hintergrund dieser Unterbrechung des Schlussmonologs von "Sachs" geschah durch eine entrüstete Frage wegen der Pervertierung >Deutscher Werte< durch die damalige Ideologie. Diese Frage eines Meistersingers steht in Zusammenhang mit der bewussten Korrumpierung gerade dieser Oper im 3. Reich, da Wagners aufklärerischer Ansatz wirklich pervertiert wurde, einer nationalistischen Ideologie einverleibt wurde.

    Die Aufnahme unter Franz Kontwitschny gefällt mir sehr. Die stupende und lebendige Dirigierkunst ist durch sehr am Wort orientierte, narrative Manier charakterisiert, folglich eher langsame Tempi, in keinem Falle aber deshalb spannungsarm.

    Schaut man sich die wichtigen SACHS-Sänger zwischen 1940 und 1970 an, so liest man immer wieder die selben Namen. Josef Herrmann ist nicht bei diesen durch Plattenaufnahmen bekannten Sängern, obwohl er zu den führenden Interpreten dieser Rolle gehört hat. (wie Edelmann, Frantz, Schorr, Nissen, Schöffler, Hotter, Adam und ab 1970 dann Dieskau, Bailey u. James Stewart, die häufiger auf verschiedenen Plattenaufnahmen zu hören sind).

    Herrmann ist eher ein Bariton als ein Bass, aber einer mit großer Differenziertheit und einem wohltuendem „Sprech-GESANG“, denn es ist jedes Wort zu verstehen. Mit dem „Stolzing“ von Erich Witte habe ich ein bisschen Probleme, da ihm das jugendlich -heldenhafte, die Frische, fehlt. Zwar meistert er die Höhen und schwierigen Passagen durchaus, doch kennt man ihn zur damaligen Zeit bereits als Typus des „Loge“-Sängers (oder „Mime“)...und >SO< singt er m.E. auch. Theo Adam ist 1955 natürlich eine Luxus-Besetzung für den Pogner. Die anderen Rollen sind –für meinen Geschmack- passend besetzt.

    Ich freue mich auf den neuen Sachs in Bayreuth, der letztes Jahr erstmalig und sensationell dort gesungen hat. (im Moment ist mir der Name des jungen Briten entfallen... (Burrows ?)... ich werde Mitte August in Bayreuth sein).

    Gruß................Arnulfus

    • Offizieller Beitrag

    Ich freue mich auf den neuen Sachs in Bayreuth, der letztes Jahr erstmalig und sensationell dort gesungen hat. (im Moment ist mir der Name des jungen Briten entfallen... (Burrows ?) ...ich werde Mitte August in Bayreuth sein)

    James Rutherford heißt der tatsächlich relativ junge und sehr beeindruckende Baßbariton. Ich hatte Gelegenheit, ihn Ende Februar im Herkulessaal der Münchner Residenz zu hören....

    :wink:

  • James Rutherford heißt der tatsächlich relativ junge und sehr beeindruckende Baßbariton. Ich hatte Gelegenheit, ihn Ende Februar im Herkulessaal der Münchner Residenz zu hören....

    :wink:


    Samstag 7. Januar 2012, RADIOÜBERTRAGUNG auf SR 2 Kultur einer MEISTERSINGER-Aufführung vom 1.1.2012 Covent Garden, London

    Ich nehme Bezug auf die Vorstellung im August in Bayreuth (Inszenierung Katharina Wagner). James Rutherford war gut, er hat die richtige Stimme für den SACHS. Wolfgang Koch, den ich im Moment höre, "mit Wahn, Wahn, überall Wahn..." gefällt mir allerdings ein ganzes Stück besser. Bei Rutherford stimmt das Timbre, sein Baß ist wärmer und tiefer als der von W. Koch, aber ich habe nicht verstanden was er gesungen hat. Heute abend habe ich das Textbuch auf dem Tisch liegen gelassen. Die Männerstimmen versteht man allesamt. Nur Beckmesser mit Einschränkungen (Peter Coleman-Wright).

    Das IDIOMATISCHE der Figur ist bei Koch fast sensationell gut umgesetzt. Vor 2 Jahren hatte ich bei Wolfgang Brendel in Kassel eine ähnliche Zufriedenheit. Koch allerdings singt im 3. Aufzug noch völlig ohne Verschleißerscheinungen, ist ja auch gut 20 Jahre jünger als W. Brendel. Papano's Wagner Dirigate hatten mich bis jetzt nicht so gefesselt. Heute, bei den Meistersingern, ist es anders. Ein schön fließender >Erzählduktus<, ein sehr sängerfreundliches Dirigat, zu keiner Sekunde >steht< die Musik, ein spannendes Musizieren. Toby Spence als David (ein wunderbarer Don Ottavio übrigens), Simon O'Neill als Stolzing, Tomlinson als Pogner, auch der Beckmesser (mit geringen Abstrichen) sind auch alle sehr gut. Die "Eva" derEmma Bell hat zu viel Spannung im Kiefer, sie "beißt", singt auch nicht schön fokussiert , sie "plärrt" manchmal.

    Fazit:
    EINE WUNDERBARE MEISTERSINGER INTERPRETATION... hoffe, es bleibt so die letzten 40 min.(Sendeschluß 0.30)

    Arnulfus

    P.S. gerade erklingt das wunderbare Sextett (?) oder Septett(?)... großartig gesungen (jetzt auch die Frauenstimmen)

  • Leider ist der Text zu den beiden neuesten MEISTERSINGER-Produktionen wieder auf dem weiten Weg....verlorengegangen.

    Beide Aufnahmen sind brandneue.
    JANOWSKI , der alle Wagner Opern konzertant in der Berliner Philharmonie aufführt und : Marcus Bosch, neuer GMD in Nürnberg, auch erst ein paar Wochen alt.


    Arnulfus

  • „Verachtet mir die Meister nicht
    und ehrt mir ihre Kunst.
    Was Ihnen hoch zum Lobe spricht,
    fiel reichlich Euch zur Gunst...

    was deutsch und echt, wüßt keiner mehr,
    lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr.“

    JA und bei solch einem Text MUSS man ja (persönlich) Stellung beziehen


    Sehe ich nicht so.
    :wink:

  • Hört ihr Leut und laßt euch sagen, die Uhr hat 5 vor 12 geschlagen, denn der Sachs will’s Evchen über die Schwelle tragen,... und ich bin ein rechter Dichter nicht, drum glaubet nicht mir bösem Wicht, ...lobet Gott den Herrn (das Lied des Nachtwächters, frei nach Arnulfus)

    Zum „Hans Sachs“: auch wenn ich die „Meistersinger“ erst mit Mitte Vierzig entdeckt habe, und inzwischen nicht nur sehr schätze, sondern für ein absolutes Meisterwerk halte, quasi einen Geniestreich des Meisters... So gibt es doch einige Aufführungen, die ich nicht missen möchte, der Sänger und z.T. auch der Inszenierung wegen:

    Wolfgang Schöne’s „Sachs“ habe ich zwei Mal in Hamburg (Dirigent Ingo Metzmacher) und 1 x in Essen gehört.(Dirigent Stefan Soltesz) Über die Hamburger Inszenierung von Peter Konwitschny habe ich schon berichtet. Sie ist die beste Inszenierung, die ich bis jetzt gesehen habe, das Gleiche gilt für das Dirigat. Nur Franz Welser-Möst’s Interpretation in Zürich hat mir genauso gut gefallen. Alle Aufführungen waren zwischen 2002 und 2004. Ich bin nach Zürich gereist um Jose van Dam als „Sachs“ und Peter Seiffert als „Stolzing“ zu hören. Beide sangen nicht. Eine positive Überraschung war der „Sachs“ von Oskar Hillebrandt. Das ist (vor allem) einer wichtigsten, ja herausragenden Sängerdarsteller des „Alberich“ (RING) in den achtziger und neunziger Jahren. Als „Wotan“ und „Sachs“ kam er leider nur vereinzelt zum Einsatz.

    Ein paar herausragende Aufnahmen möchte ich noch nennen:

    Erstens:eine musikalisch herausragende Aufführung der RAI Turino unter L. von Matacic, zwar in italienisch gesungen... aber dafür mit Sängern wie Taddei, Christoff, Capecchi.

    Zweitens: meine als erstes erworbene CD-Gesamtaufnahme (Wiedereröffnung des Bayr Nationaltheaters) 1963 unter Joseph Keilberth, mit einem tollen Jess Thomas als Stolzing.

    Drittens: Karajan’s Bayreuther Aufführung von 1951, musikalisch viel besser als die von (ca) 1975. Mit Otto Edelmann hört man einen „Sachs“ auf dem Zenit seiner Laufbahn und mit der Schwarzkopf eine Edel-Eva.

    Viertens: von ganz anderem Charakter ist das „Evchen“ der Nina Stemme (2002 Turin) mit dem guten Sachs von Alan Held. Vor 10 Jahren sang übrigens Thomas Moser (Jahrgang 1942) den Stolzing und ein gewisser Jonas Kaufmann den „David“, etwas zäh das Dirigat von Jeffrey Tate.

    Fünftens: zwei Aufnahmen aus den USA von 2001: MET unter Levine, SF Opera unter Runnicles, beide Male mit dem Trio Morris / Pape / Allen, als „Sachs“, „Pogner“ und Beckmesser....an der MET die Mattila und Ben Heppner, in SF Janice Watson und Robert Dean Smith (Eva u. Stolzing) Die sehr unterschiedlichen Dirigate sind auffällig, elegisch der Jimmy und eher dramatisch der Schotte (Deutscher Kapellmeister-Typ)

    Sechtens: Toscanini’s Bayreuther Aufführung von 1937. DIE muß man gehört haben: wegen dem energischen und trotzdem nicht forcierten Dirigat, wie auch dem wunderbaren „Sachs“ von Hans Hermann Nissen.

    Siebtens: Roland Böer, unter Carignagni in Frankfurt 1. Kapellmeister, hat seinem GMD gezeigt wie man die Meistersinger „narrativ“ zum Glänzen bringt, ganz schlicht, ohne Drücker. Das war 2006 und wohl eine der ersten „Sachs“, die Wolfgang Koch gesungen hat. Als ich heute reingehört habe, fand ich doch, dass die Stimme vor gut 5 Jahren doch frischer, ja etwas bassiger klang (nicht unbedingt „besser als am 1.1. 2012 in London). Die Eva der Juliane Banse war ebenfalls erstklassig.

    Achtens: Zweimal London: 16.04.1990 Covent Garden, ein schlankes, wunderbar durchsichtiges Dirigat von Christoph von Dohnanyi, mit Bernd Weikl, Heppner, Lott... 8 Jahre zuvor: Dirigent Colin Davis, mit dem grandiosen Norman Bailey („Sachs“), Lucia Popp und dem so selten zu hörenden Tenor von Rainer Goldberg, der diesmal keine Nerven zeigte, (wie leider so oft)dafür um so mehr strahlte.

    Neuntens: Zwei MET-Mitschnitte unter Fritz Reiner. (1952 + 1953) Seine Tempi sind deutlich schneller als die von Toscanini (!) Ich mag den „Drive“ seiner Interpretation und das „burlesk-bedrohliche“ des 2. Aufzugs... allerdings braucht es in den Erzählungen mehrRuhe. Paul Schöffler singt beide Male, ihn zähle ich ebenfalls zu den außergewöhnlichen Interpreten des „Sachs“, ebenso beide Male Hans Hopf („Stolzing“) etwas in der Deutschen Tenor-Stemm-Tradition, was ich nicht unbedingt negativ meine, wenn es nicht „gebrüllt“ ist. Die Besonderheit der 53ziger Produktion ist die „Eva“ eines der schönsten Sopranstimmen überhaupt und sehr selten im Deutschen Fach zu hören: Victoria de los Angeles. Was nicht heißt, dass Walburga Wegner (1952) nicht ihre Meriten hat.

    Zehntens: Kubelik, Bayr Rdfk 1967. Wie zu erwarten, mit Esprit, fast spannend. Ob das gediegen Narrative etwas zu kurz kommt, kann man diskutieren. Allerdings singt mit Thomas Stewart ein Amerikanischer Sänger den „Sachs“, dessen Schwerpunkt weder das >Liedhafte< noch das >Deklamatorische< ist... und deswegen ist dieser „melodiöse Sachs“ durchaus interessant. Das Gleiche (Schwerpunkt: MELODIÖS) gilt für den „Stolzing“ des Sandor Konya. Dafür gibt es feinnervig-deutsche „Eva“ von der Janowitz.

    Elftens: Wieder eine RAI-Aufnahme, von 1955 mit Hans Rosbaud. Ihm gelingt das Kunststück, dem >Deutschen Michel< mozartsche Leichtigkeit zu verpassen. Absolut hörenswert!, auch wegen Edelmann, Kunz (Beckmesser) und der Schwarzkopf als „Eva“.

    Das Dutzend macht voll: der stupende Ferdinand Leiter. Wie immer ruhig, besonnen, eher zügige Tempi, einfach wunderbar, aus einem Guß. Gustav Neidlinger (wie Hillebrand, nur 20 Jahre früher, DER „Alberich“ vom Dienst) singt einen unspektakulären, durchaus chaktervollen „Sachs“. Wer sich noch an den jahrelang an der DOR singenden Carlos Alexander erinnert, wird ihn dieser Produktion vom „Teatro Colon“ hier als excellenten „Beckmesser“ hören können.

    Es folgen später noch ein paar COVERS der vorgestellten Aufnahmen.

    Arnulfus




  • später mehr, denn ich habe noch 2 KNA-Aufnahmen gefunden + DVD mit Tozzi als "Sachs" aus Hamburg unterLeopold Ludwig(meinem 1. GMD, ab dem 18. Lebensjahr)

    Arnulfus

  • Die Meistersinger von Nürnberg ist meine Lieblingsoper. Ich möchte Arnulfus' Auflistung noch um eine Aufnahme ergänzen: Die Berliner Philharmoniker unter Kempe mit Ferdinand Frantz als Sachs, Rudolf Schock als Stolzing, Elisabeth Grümmer als Eva, Gottlob Frick als Pogner, Benno Kusche als Beckmesser....auch sehr zu empfehlen!

    Die quicklebendige Aufnahme von Toscanini von 1937 aus Salzburg ist bei mir (Grammophon 2000)aufnahmetechnisch so miserabel, dass man die Musik eher ahnt als hört. Gibt es da bessere bzw. überarbeitete Aufnahmen?

    Die neuerschienene Meistersinger-DVD gab es Ende Dezember auf BR alpha. Ich sah diese Aufführung im November vor Ort. Im Gegensatz zur aufgezeichneten Premiere scheiterte Michael Putsch in der von mir besuchten Aufführung beim Preislied des Stolzing. Ich finde, er ist der Schwachpunkt dieser Produktion auch auf DVD. Das Orchester unter Marcos Bosch ist dagegen sehr gut. Die Sänger überzeugen ansonsten auch (besonders Albert Pesendorfer als Sachs, Jochen Kupfer als Beckmesser, Tilman Lichdi als David). Die Inszenierung, die an Shakespeares Sommernachtstraum angelehnt ist, ist gefällig, rutscht aber mit dem Auftauchen von Fußballfans bei der Festwiesenszene ins Banale ab. Leider kann man den Mitschnitt nun nicht mehr wie bis vor ein paar Tagen auf der Nürnberger Opern-Website oder arte-liveweb sehen.