• Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort...


    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
    Sie sprechen alles so deutlich aus:
    Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
    und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

    Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
    sie wissen alles, was wird und war;
    kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
    ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

    Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
    Die Dinge singen hör ich so gern.
    Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
    Ihr bringt mir alle die Dinge um.


    Rainer Maria Rilke (1875-1926)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Herbst im Fluß


    Der Strom trug das ins Wasser gestreute
    Laub der Bäume fort. -
    Ich dachte an alte Leute,
    Die auswandern ohne ein Klagewort.

    Die Blätter treiben und trudeln,
    Gewendet von Winden und Strudeln
    Gefügig, und sinken dann still. - -

    Wie jeder, der Großes erlebte,
    Als er an Größerem bebte,
    Schließlich tief ausruhen will.

    Joachim Ringelnatz (1883-1934)


    in Erinnerung an Frank-Georg Bechyna
    er möge seine Ruhe finden.


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Die Hochfliegenden


    Schwebt immer auf im Adlerflug,
    Ihr Geister, stark und hehr!
    Mir ist mein stilles Thal genug:
    Ich wünsche mir nicht mehr.

    Ihr kreiset schwindelnd durch die Luft
    Und schaut herunter stolz;
    Das Thal erscheint vor euch als Kluft,
    Der Wald als Häuflein Holz.

    Die schönen Blumen seht ihr nicht;
    Der Strom, so voll und reich,
    Der silbern sich durch Auen flicht,
    Bedünkt ein Streiflein euch!

    Der Vöglein recht aufs Menschenherz
    Berechnete Gesang,
    Wird, eh er steiget wolkenwärts,
    Ein dumpfverworrner Klang.

    Was frommt's euch, daß ihr Nachbarn seid
    Dem Früh- und Abendroth?
    Schweigt unter euch doch, tief und weit,
    Das Leben gleich dem Tod!

    Da lob' ich mir mein stilles Thal,
    In dem der Friede liegt,
    In dem sich Alles allzumal
    So traulich an mich schmiegt.

    Dort hab' ich, was man haben kann,
    In kleinem Raum verwebt;
    Dort steht die Welt mich freundlich an,
    Und was mich ansieht — lebt!


    Johann Gabriel Seidl (1804-1875)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Für Musik


    Nun die Schatten dunkeln,
    Stern an Stern erwacht:
    Welch ein Hauch der Sehnsucht
    Flutet in der Nacht!

    Durch das Meer der Träume
    Steuert ohne Ruh,
    Steuert meine Seele
    Deiner Seele zu.

    Die sich dir ergeben,
    Nimm sie ganz dahin!
    Ach, du weißt, daß nimmer
    Ich mein eigen bin.


    Emanuel Geibel (1815-1884)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • An das Herz


    Willst du nicht dich schließen,
    Herz, du offnes Haus!
    Worin Freund' und Feinde
    Gehen ein und aus?

    Schau, wie sie verletzen
    Dir das Hausrecht stets!
    Fühllos auf und nieder,
    Polternd, lärmend geht's.

    Keiner putzt die Schuhe,
    Keiner sieht sich um,
    Staubig brechen alle
    Dir ins Heiligtum;

    Trinken aus den goldnen
    Kelchen des Altars,
    Schänden Müh' und Segen
    Dir des ganzen Jahrs:

    Werfen die Penaten
    Wild vom Herde dir,
    Pflanzen drauf mit Prahlen
    Ihr entfärbt Panier.

    Und wenn zu verwüsten
    Nichts sie finden mehr,
    Lassen sie im Scheiden
    Dich, mein Herz, so leer!

    Nein! und wenn nun alles
    Still und tot in dir,
    O, noch halt dich offen,
    Offen für und für!

    Laß die Sonne scheinen
    Heiß in dich hinein,
    Stürme dich durchfahren
    Und den Wetterschein!

    Wenn durch deine Kammern
    So die Windsbraut zieht,
    Laß dein Glöcklein stürmen,
    Schallen Lied um Lied!

    Denn noch kann's geschehen,
    Daß auf irrer Flucht
    Eine treue Seele
    Bei dir Obdach sucht!


    Gottfried Keller (1819-1890)

    ( an Z.)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Hab mich lieb!


    Jetzt bist du da, dann bist du dort,
    Jetzt bist du nah, dann bist du fort,
    Kannst du´s fassen? Und über eine Zeit
    gehen wir beide in die Ewigkeit
    dahin - dorthin. Und was blieb?
    Komm, schließ die Augen und hab mich lieb.


    Christian Morgenstern (1871-1914)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Im Nebel


    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Einsam ist jeder Busch und Stein,
    Kein Baum sieht den andern,
    Jeder ist allein.

    Voll von Freunden war mir die Welt,
    Als noch mein Leben licht war;
    Nun, da der Nebel fällt,
    Ist keiner mehr sichtbar.

    Wahrlich, keiner ist weise,
    Der nicht das Dunkel kennt,
    Das unentrinnbar und leise
    Von allen ihn trennt.

    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Leben ist Einsamsein.
    Kein Mensch kennt den andern,
    Jeder ist allein.


    Hermann Hesse (1877-1962)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Oktoberlied


    Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
    Schenk ein den Wein, den holden!
    Wir wollen uns den grauen Tag
    Vergolden, ja vergolden!

    Und geht es draußen noch so toll,
    Unchristlich oder christlich,
    Ist doch die Welt, die schöne Welt,
    So gänzlich unverwüstlich!

    Und wimmert auch einmal das Herz, -
    Stoß an und lass es klingen!
    Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
    Ist gar nicht umzubringen.

    Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
    Schenkt ein den Wein, den holden!
    Wir wollen uns den grauen Tag
    Vergolden, ja vergolden!

    Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
    Doch warte nur ein Weilchen!
    Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
    Es steht die Welt in Veilchen.

    Die blauen Tage brechen an,
    Und ehe sie verfließen,
    Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
    Genießen, ja genießen.


    Hans Theodor Woldsen Storm (1817-1888)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Wer wird auch am Tage

    Wer wird auch am Tage
    Goldenes Sterngefunkel,
    Und die Blumen des Feldes
    Suchen im Abenddunkel?

    Wer wird seiner Liebsten
    Im Traum viel Holdes sagen,
    Und tagüber sie nimmer
    Anzureden wagen?


    Richard Leander (1830-1889)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Gruß aus der Fremde


    Du liebes frommes Wesen,
    An dem dies Herz genas,
    Das ich mir nicht erlesen,
    Das mir mein Gott erlas.

    Du Holde, Schöne, Süße,
    Du meines Lebens Stern,
    Ich grüße dich, ich grüße
    Aus weiter, weiter Fern.

    Zwei Jahre sind verronnen,
    Seit uns Ein Name nennt;
    Wer zählet ihre Wonnen,
    Wer mißt das Firmament?

    Sind wir auch fern geschieden,
    Die Lieb' hat süßen Brauch,
    Ich fühle deinen Frieden
    Und athme deinen Hauch.

    Ein Schatz wohnt mir im Innern,
    Ein Himmel in der Brust,
    Ein seliges Erinnern
    Vergangner Liebeslust.

    Die Zukunft auch liegt offen
    Vor meinem frommen Blick,
    Da spielt ein weites Hoffen,
    Ein unbegrenztes Glück.

    In solchen Liebsgedanken
    Verliert er sich so süß;
    Einst brechen alle Schranken,
    Wir ziehn ins Paradies.

    Dann sollst du ganz erkennen
    Mein Glück und meinen Schmerz;
    Wie werd' ich dann dich nennen,
    Mein Schatz, mein Licht, mein Herz.


    Max von Schenkendorf (1783-1817)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Herbststimmung


    Blätter fallen von den Bäumen,
    Durch die herbstlich frische Luft
    Schaukeln sie. Ein Heller Duft
    Zittert in den Waldesräumen.
    Abends, wenn aus Wolkenballen
    Sonne glüht auf Strauch und Baum,
    Ist’s, als ob der Waldessaum
    Lodernd flamme in den Strahlen.
    Herrlich so versinkt die Sonne.
    Einsam nur ein Vogel schreit
    Und man ahnt der Ruhezeit
    Unaussprechlich süße Wonne.
    Du auch, Herz, wirst ruhig werden,
    Wirst vergessen alles Leid,
    Wirst entsagen aller Freud; —
    Aber nicht auf dieser Erden!


    Franz Th. Bayer


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • An eine Freundin


    Du saßest oft an dem Klavier,
    Ich hielt die Geige in der Hand
    Und niemals konnt’ ich’s sagen dir,
    Wie sich mein Herz zu deinem fand.

    Doch wenn die Töne klangen dann
    In hehrer, edler, Konsonanz,
    Wenn unser leises Lied erklang,
    Da fühlt’ ich’s: Du verstehst mich ganz.


    Franz Th. Bayer

    für Yorick, die Ausnahme - zweites Gedicht am selben Tag. Aber wenn es so gut gefällt..


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Hab Sonne im Herzen...


    Hab Sonne im Herzen,
    ob's stürmt oder schneit,
    ob der Himmel voll Wolken,
    die Erde voll Streit -
    hab Sonne im Herzen,
    dann komme, was mag,
    das leuchtet voll Licht dir
    den dunkelsten Tag!

    Hab ein Lied auf den Lippen
    mit fröhlichem Klang,
    und macht auch des Alltags
    Gedränge dich bang -
    hab ein Lied auf den Lippen,
    dann komme, was mag,
    das hilft dir verwinden
    den einsamsten Tag!

    Hab ein Wort auch für andre
    in Sorg und in Pein
    und sag, was dich selber
    so frohgemut läßt sein:
    Hab ein Lied auf den Lippen,
    verlier nie den Mut,
    hab Sonne im Herzen,
    und alles wird gut!


    Cäsar Otto Hugo Flaischlen (1864-1920)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Schlaflied für Mirjam


    Schlaf mein Kind - schlaf, es ist spät!
    Sieh wie die Sonne zur Ruhe dort geht,
    Hinter den Bergen stirbt sie in Rot.
    Du - weißt nichts von Sonne und Tod,
    Wendest die Augen zum Licht und zum Schein -
    Schlaf, es sind so viel Sonnen noch dein,
    Schlaf mein Kind - mein Kind schlaf ein!

    Schlaf mein Kind - der Abendwind weht.
    Weiß man, woher er kommt, wohin er geht?
    Dunkel, verborgen die Wege hier sind,
    Dir, und auch mir, und uns allen, mein Kind!
    Blinde - so gehn wir und gehen allein,
    Keiner kann Keinem Gefährte hier sein -
    Schlaf mein Kind - mein Kind schlaf ein!

    Schlaf mein Kind, und horch nicht auf mich!
    Sinn hats für mich nur, und Schall ists für dich.
    Schall nur, wie Windeswehn, Wassergerinn,
    Worte - vielleicht eines Lebens Gewinn!
    Was ich gewonnen, gräbt mit mir man ein.
    Keiner kann Keinem ein Erbe hier sein -
    Schlaf mein Kind - mein Kind schlaf ein!

    Schläfst du, Mirjam? - Mirjam, mein Kind,
    Ufer nur sind wir, und tief in uns rinnt
    Blut von Gewesenen - zu Kommenden rollts,
    Blut unsrer Väter, voll Unruh und Stolz.
    In uns sind Alle. Wer fühlt sich allein?
    Du bist ihr Leben - ihr Leben ist dein - -
    Mirjam, mein Leben, mein Kind - schlaf ein.


    Richard Beer-Hofmann (1866-1945)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Morgen, Kinder, wird’s nichts geben


    Morgen, Kinder, wird’s nichts geben
    Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
    Mutter schenkte euch das Leben.
    Das genügt wenn man`s bedenkt.
    Einmal kommt auch eure Zeit.
    Morgen ist`s noch nicht so weit.

    Doch ihr dürft nicht traurig werden.
    Reiche haben Armut gern.
    Gänsebraten macht Beschwerden.
    Puppen sind nicht mehr modern.
    Morgen kommt der Weihnachtsmann.
    Allerdings nur nebenan.

    Lauft ein bisschen durch die Straßen!
    Dort gibt`s Weihnachtsfest genug.
    Christentum vom Turm geblasen,
    macht die kleinsten Kinder klug.
    Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
    Ohne Christbaum geht es auch.

    Tannengrün mit Osrambirnen –
    Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
    Reißt die Bretter von den Stirnen,
    denn im Ofen fehlt`s an Holz!
    Stille Nacht und heil`ge Nacht –
    Weint, wenn`s geht, nicht! Sondern lacht!

    Morgen, Kinder wird`s nichts geben!
    Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
    Morgen Kinder lernt für`s Leben!
    Gott ist nicht allein dran schuld.
    Gottes Güte reicht soweit…
    Ach, du liebe Weihnachtszeit!


    Erich Kästner (1899-1974)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Die Worte, das Wort


    Worte, hohlstes Ausdrucksmittel,
    Des´wir Menschen uns bedienen, -
    Heute sind sie mir wie immer
    Unzugänglich, arm erschienen.

    Wort, das du vom Weltbeginne
    Machtvoll herrschtest überall,
    Künderin der Tat, dir beugt sich
    Heute noch der Erdenball.

    Worte möchte ich nicht machen,
    Weil sie gar so billig sind -
    >>Leute<< speist man ab mit Worten,
    Die verwehn wie Spreu im Wind;

    Doch das Wort, das erzgegossen
    Nur dem Menschen hörbar ist,
    Das gebrauche ich, weil niemand
    Dieses wahre Wort vergißt.

    Unaufhörlich fließen Worte -
    Mancher ward durch sie verstummt;
    Doch das Wort, das ich dir sage
    Zwingt die Herzen und - verstummt.


    Johann Friedrich Cotta (1764-1832)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Wir gehen am Meer im tiefen Sand


    Wir gehen am Meer im tiefen Sand,
    Die Schritte schwer und Hand in Hand.
    Das Meer geht ungeheuer mit,
    Wir werden kleiner mit jedem Schritt.
    Wir werden endlich winzig klein
    Und treten in eine Muschel ein.
    Hier wollen wir tief wie Perlen ruhn,
    Und werden stets schöner, wie die Perlen tun.


    Max Dauthendey (1867-1918)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Geh’ ich an dem Bach entlang


    Der Bach, der rinnt wie helles Glas,
    Als habe meines Mädchens Hand
    Den Himmel, der im Herz ihr saß,
    Ins Wiesengras hell ausgegossen,
    Und heimliche Gedanken schossen
    Als Fischlein fort mit schlanken Flossen.

    Drum, geh' ich an dem Bach entlang,
    Mein Blut stets Liebeslieder sang.
    Es denkt bei jedem Schritt ans Minnen
    Und will wie's Bächlein mir entrinnen.


    Max Dauthendey (1867-1918)

    für Daniel, der mich fand als er dem Bach entlang ging...


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Kein Lied fällt mir mehr ein


    Locktest mich in dein Herz hinein,
    Mir ist die Luft ausgegangen,
    Meine Stimme liegt bei dir gefangen,
    Kein Lied fällt mir mehr ein.

    Und rings hör' ich doch Lieder genug,
    Es fingen beim Nesterbauen
    Die Vögel im Grünen und Blauen
    Und haben noch Lieder im Flug.

    Nur ich muß schweigen und geh' herum,
    Als fürcht' ich die Vögel zu stören,
    Und ließ mich do gern vor dir hören, —
    Doch atemlos bin ich und stumm.


    Max Dauthendey (1867-1918)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)

  • Du bist die Ruh


    Du bist die Ruh,
    Der Friede mild,
    Die Sehnsucht du
    Und was sie stillt.

    Ich weihe dir
    Voll Lust und Schmerz
    Zur Wohnung hier
    Mein Aug und Herz.

    Kehr ein bei mir,
    Und schließe du
    Still hinter dir
    Die Pforten zu.

    Treib andern Schmerz
    Aus dieser Brust!
    Voll sei dies Herz
    Von deiner Lust.

    Dies Augenzelt
    Von deinem Glanz
    Allein erhellt,
    O füll es ganz!


    Friedrich Johann Michael Rückert (1788-1866)


    "Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt."
    (Lessing)