Arthur Schoonderwoerd bei EROICA (2012): Diskussion

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    Liebe Eroikesen,
    werte Mitleserinnen und Mitleser,

    zu unserem Schoonderwoerd-Projekt 2012 habe ich an dieser Stelle einen Diskussionsthread eingerichtet. Im verlinkten Thread, in dem wir Euch auf dem Laufenden halten werden, sind bereits einige Teaser kostenlos zu hören. Ich werde die bisherigen Resonanzen hierher verschieben und den Ankündigungsthread schließen, da dieser nur rein informell sein soll.

    :wink:

    Ulli

    • Offizieller Beitrag

    Donnerwetter.

    Das sind viele neue Informationen auf einmal.

    Ich glaube, schon die Idee von kostenpflichtigen Exklusiv-Downloads innerhalb eines Klassikforums ist mir bisher neu. Gab es das schon mal?
    Jedenfalls finde ich schon die Vorstellung all der rechtlichen und bürokratischen Fragen, die sich um so etwas ranken, so überwältigend, dass ich nur sagen kann: Respekt, was Ihr Euch da vorgenommen habt!

    Vielleicht könnt Ihr ja ein paar Stationen des Entstehens dieses Projekts auch online Dokumentieren, als Videos oder Bilder, das fände ich furchtbar spannend.

    Jetzt müssen wir nur noch Werbung machen! Ich hoffe, dass man uns in Capriccio dafür nicht steinigen wird....

  • Unglaublich. Und wieso macht Schoonderwoerd das hier, und nicht zum Beispiel bei Amazon?- Ich bin schwer beeindruckt. (Allerdings wären mir die Schubert-Sonaten lieber gewesen *flöt* *hide* )

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    . .. ... .... Durch so viele Formen geschritten .... ... .. .

  • Super - einfach klasse - das ist doch eine Bestätigung dafür, dass wir hier ziemlich viel richtig machen, oder? *hüpf*

    "Nichts gleicht der Trägheit, Dummheit, Dumpfheit vieler deutscher Geiger."
    Max Bruch (1838-1920)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich stelle mir übrigens vor, daß wir nach dem Start des Projektes Ende Januar 2012 die einzelnen Sonaten als solche und die Schoonderwoerdschen Interpretationen im Vergleich zu anderen diskutieren werden. Da die Sonaten nach derzeitigem Stand der Dinge alle zwei Monate im Dreierpack auftreten werden, sollte dies Zeit genug sein für solch ein Besprechungsvorhaben.

    Würde da zufällig jemand mitmachen wollen?

    :)

    Ulli

  • Würde da zufällig jemand mitmachen wollen?


    Selbst natürlich. Unbedingt. *yes*

    :wink:

    "erhaben, schön, alles was sie wollen – allein – zu übertrieben schwülstig für meine feinen ohren"
    W. A. Mozart (28.12.1782)

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe wenig zu vergleichen (nur eine alte Aufnahme mit Clara Würtz), aber über die Sonaten an sich würde ich schon mitreden, oder, wie Du so schön zu sagen pflegst, moutardieren. ;)

  • Hach - endlich mal ein alla turca, was nicht vom ersten Ton nervt, weil es *schon wieder* gespielt wird, sondern eher vom ersten (Vorhalte-)Ton an neugierig macht!

    Den ersten Satz finde ich - soweit hörbar - sehr gefühlvoll gespielt - bin sehr gespannt auf den Rest!!
    *yepp* *bunny*

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe wenig zu vergleichen


    An Einspielungen Mozartscher Klavier- (omi) und Claviersonaten (opi) mangelt es ja nun wirklich nicht. Ich würde mich jedenfalls über eine rege Beteiligung an dieser Diskussion sehr freuen.

    An dieser Stelle auch sehr herzlichen Dank an die Kollegen von Capriccio für die Bekanntmachung unseres Projektes!

    :)

  • Danke für die neugierig machende Einspielung der K280.

    Das Allegro - so schön und kraftvoll und die Transparenz der Tonfolgen
    Das Adagio - der Beginn so klar, wie ich ihn vorher noch nicht so gehört habe - gefällt mir außerordentlich - macht Appetit auf mehr
    Das Presto - untermalt das bisherige Thema schön

    Wann gibt es mehr - die ganze Länge *wirds*

    Herzlichst
    detlef

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die positive Resonanz!

    Mir gefällt es auch außerordentlich, abgesehen von dem für meinen Geschmack etwas zu viel Hall (dies wird aber noch nachgebessert).

    Wann gibt es mehr - die ganze Länge


    Wenn unsere Stricke halten, starten wir an Mozarts 255. Geburtstag, also am 27. Januar ... bis dahin ist noch einiges zu tun für uns!

    :wink:

  • Langsam wird es ernst, nur noch weniger Tage *hüpf* in jedem Fall hauen mich allein die Teaser schon vom Stuhl.
    Wunderbar finde ich auch die Entscheidung, nicht für alle Sonaten das gleiche Instrument zu verwenden - das finde ich extrem gut.
    Vor allem die KV 545 auf dem Clavichord ist der Brüller :thumbup:

    Zwar bin ich nicht der Typ, der mit der Partitur neben den Boxen hockt, für mich zählt nur, ob der Funke überspringt - und das tut er.
    Ich kann es kaum noch abwarten und es ist für mich eine umso größere Ehre, für diese genialen Aufnahmen die Cover gemacht zu haben.

    • Offizieller Beitrag

    Die Cover sind auch ausnehmend schlicht, sauber und übersichtlich gestaltet. Kein Schnickschnack, das Wesentliche, sehr ansprechend. Kompliment.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    mich persönlich haben Einspielungen Mozartscher Clavier-Sonaten (und -konzerte) auf Waltherflügeln oder deren Nachbauten nie so richtig überzeugen können. Zugegeben: ich habe sie selbst auch eher seltener gehört als gespielt. Ich empfand diese Angeblich-Originalen-Walther-Instrumente stets als Diskrepanz zum dem, was man von Mozart weiß: nämlich daß er selbst seinen Walther-Flügel sehr schätzte. Und ich hatte nie eine Erklärung dafür. Wie unser Mitglied Bill dies andernorts ausgeführt hatte, ist aber der heute überlieferte Waltherflügel aus dem ehemaligen Besitz Mozarts kaum mehr identisch mit dem Instrument, das der Komponist verwendet hatte. Ich hatte schon Zweifel an Mozart und mir selbst... insofern ist auch meine obige Anmerkung "Florian Birsak auf Mozarts originalem Walter-Flügel" arg in Zweifel zu ziehen - er spielt jedenfalls auf dem Instrument, das Mozart einst besessen hatte (oder dem, was davon übrig geblieben ist).

    Inzwischen haben wir erfreulicher Weise unser Projekt mit Arthur Schoonderwoerd starten können. Schoonderwoerd spielt die 18 Clavier-Sonaten auf verschiedenen Instrumententypen der damaligen Zeit, vom Clavichord über Tangentenflügel bis zum Hammerflügel. Alles Instrumente, die Mozart sozusagen "unter die Finger" kamen (zur Komposition der Zauberflöte bediente sich Mozart seines Clavichordes, man mag es kaum glauben). Seit Freitag, den 27.01.2012 (Mozarts 256. Geburtstag) können die ersten drei Sonaten KV 279, 280 und 281 bei uns im EROICA MusikLaden als Download bezogen werden. Die Hörproben entsprechen dabei nicht ganz dem Standard der Aufnahmen, die wir letztendlich anbieten (ich werde versuchen, dies kurzfristig nachzubessern... Danke an Serafino für den Hinweis):


    Sonate C-Dur KV 279


    Sonate F-Dur KV 280


    Sonate B-Dur KV 281

    Mir haben die Sonaten früher eher wenig gesagt. Ich habe sie alle einmal selbst gespielt, aber auf einem modernen Klavier nie so recht Freude dafür empfunden und die Walthereinspielungen, wie gesagt... auf meinem Clavierchord war das schon wieder eine ganz andere Erfahrung, aber auch wiederum nicht pauschal auf alle 18 Sonaten anwendbar. Hier erklingt nun ein Tangentenflügel, gebaut von unserem Mitglied Bill Jurgenson (Facsimile nach Spaeth und Schmahl, Regensburg ca. 1770), und die Werke erscheinen in einem völlig anderen Licht: sie sind hier wirklich hell, gar lichtdurchflutet und frisch und wirken nicht so naiv wie auf einem modernen Klavier und nicht so altbacken wie auf den Vergewaltherungen. Das f-moll-Adagio der F-Dur-Sonate ist einer jener wenigen Sätze, die mich schon immer faszinierten, u.a. wegen dessen Nähe zum 2. Satz des Clavierkonzertes A-Dur KV 488 und wegen der teilweise sehr gewagten harmonischen Struktur.

    Schoonderwoerds Spiel muß man dabei allerdings schon mögen: nicht selten setzt er Rubato ein und ziert stellenweise aus, damit es nicht langweilig wird. Mozarts Schwester, das "Nannerl", hat vom Componisten selbst für einige der Clavier-Sonaten Auszierungen verlangt (und auch erhalten, z.B. KV 332, II) - zum einen, weil sie es sich wohl selbst nicht zutraute, solche "zu erfinden" - zum anderen, weil es wohl niemand besser konnte, als Mozart selbst. Schoonderwoerd improvisiert seine Auszierungen und entspricht damit den Gepflogenheiten des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Für mich beweist dies nur eines: diese Clavier-Sonaten sind alles andere als langweilig, sie sind lebendig, wenn man sie so unakademisch spielt, wie Arthur Schoonderwoerd.

    :jubel::jubel::jubel:

    Da wir ja nun bereits einige Abonnenten dieser Sonaten haben, wäre es sehr erfreulich, wenn wir an dieser Stelle darüber diskutieren könnten. Ich bin von der ganzen Sache jedenfalls mehr als nur positiv überrascht.

    :wink:

    • Offizieller Beitrag

    Mit KV 279 gespielt von Schoonderwoerd habe ich mich heute mal etwas intensiver befasst.

    Also: das Hörerlebnis war auf jeden Fall überraschend. Technisch absolut wettbewerbsfähig (weiß nicht, ob das hier schon mal angemessen betont wurde). Ansonsten bestätige ich das, was Ulli schrieb. An das Rubato muss man sich erstmal gewöhnen, macht die Wiedergabe aber auch ausgesprochen lebendig. Die Auszierungen finde ich nicht so wild, er hält das schwer im Rahmen.
    Schwieriger finde ich schon die kurzen Vorschläge, mein inneres Ohr erwartet immer vier Sechzehntel statt des Vorschlags. Hörgewohnheiten halt, die Schoonderwoerd hier etwas gegen den Strich bürstet. Er hat dafür sicher einen Grund, müsste ich mal das Booklet studieren.

    Durch die Rubati hatte ich einige Schwierigkeiten, den Rhythmus des Rondos mitzufühlen.

    Insgesamt aber eine sehr lebendige Interpretation der Sonate, voller Lebenslust und Spielfreude.

    • Offizieller Beitrag

    Schwieriger finde ich schon die kurzen Vorschläge, mein inneres Ohr erwartet immer vier Sechzehntel statt des Vorschlags. Hörgewohnheiten halt, die Schoonderwoerd hier etwas gegen den Strich bürstet. Er hat dafür sicher einen Grund, müsste ich mal das Booklet studieren.


    Im Booklet haben wir diesen Aspekt (noch) nicht näher vertieft - aber Danke für die Anregung. Wir könnten das Thema in einem der nächsten Booklets aufnehmen. Inzwischen kannst du Dich hier damit befassen. Ich war selber erstaunt, daß Schoonderwoerd - ohne, daß wir zuvor darüber gesprochen hätten - offenkundig ganz meiner Meinung ist.

    :wink:

  • Ich hab vorhin auch die Sonate KV 279 mir aufmerksam (mit Noten) angehört... ich muss gestehen, dass ich im Falle der Klaviersonaten Mozarts noch eine Jungfrau bin, und wie man sagt für einen Neugeborenen ist jeder Witz neu: da ich also ohne Hörgewohnheiten an das Werk rangehen konnte, habe ich nichts "gegen den Strich gebürstet" empfunden, ganz im Gegensatz: für mich klang alles absolut überzeugend. Das Rubato ist tatsächlich auffallend, mir hat es gefallen, da ich ohnehin ausdruckstarkes Spiel schätze (überrascht haben mich einige Triolen im zweiten Satz, wo ich den zweiten Viertel (Drittel? :D ) betont fühlte; klang aber auch suuuper). Das Andante ist einfach himmlisch, vor allem, wie der zweite Teil anfängt... :love: Noch ein Wort zum Instrument: das Booklet habe ich noch nicht gelesen, aber dieser Klang! :jubel::umfall::love::love: Die Stellen - vor allem im Andante, die wie auf einem Hackbrett gespielt vorkommen, um dann mit voller Kraft in ein fremdartiges, zwischen Cembalo, Fortepiano und Hackbrett ansiedelbare Klangwelt hineinzubrechen: Boah! Fantastisch! :umfall:

    ICH WILL MEHR! :jubel:

    LG
    Tamás
    :wink:

    Alle Wege führen zum Bach,
    .................................... wo der kleine Biber lebt!

    • Offizieller Beitrag


    Heute vor dem Seminar, um mich geistig ein wenig einzustimmen.

    Manchmal würde ich mir ausgeprägtere Dynamikkontraste wünschen. Ist das eine Eigenart des Instruments, des Stücks oder der historischen Aufführungspraxis?


    Hm. Ein Tangentenflügel ist im wahrsten Wortsinn (noch) kein Fortepiano... das FP hatte sich zu jener Zeit noch nicht durchgesetzt, somit waren auch dynamische Kontraste noch nicht so umsetzbar. Zwar gab es den Hammerflügel seit rund 70 Jahren (nicht in der finalen Form, sofern man davon überhaupt sprechen sollte), jedoch war er noch nicht so verbreitet, daß gezielt auf "Endkunden" hin komponiert wurde... Nichtsdestotrotz kann man aber auch auf Tangentenflügeln und Clavichorden durchaus sehr ausdrucksstark spielen. Davon abgesehen finde ich gerade die F-Dur-Sonate hier überaus gelungen, besonders den mittleren Satz!

    Zitat von Tscha

    Ich hab vorhin auch die Sonate KV 279 mir aufmerksam (mit Noten) angehört... ich muss gestehen, dass ich im Falle der Klaviersonaten Mozarts noch eine Jungfrau bin, und wie man sagt für einen Neugeborenen ist jeder Witz neu: da ich also ohne Hörgewohnheiten an das Werk rangehen konnte, habe ich nichts "gegen den Strich gebürstet" empfunden, ganz im Gegensatz: für mich klang alles absolut überzeugend.

    Das finde ich zum einen sehr beeindruckend, allerdings unterstelle ich Dir, daß Dir die Art der Interpretation - wenn auch nicht dieser Werke - durchaus vertraut ist. Umgekehrt würde es einem Hörer der Sonaten auf einem modernen Instrument mit moderner Spielweise auch niemals in den Sinn kommen, daß etwas "anders" zu spielen sei (Hörgewohnheit).

    :wink: