Beiträge von Deio

    Andreas Hammerschmidt, aus sächsischer und lutheranischer Abstammung, wurde 1611 oder 1612 im böhmischen Brix als Sohn eines Sattlers geboren. Über seine Jugend und musikalische Ausbildung ist nichts überliefert. 1626 zieht die Familie nach Freiberg/Sachsen, dort könnten Chrisoph Schreiber, Organist an St. Petri oder der Domkantor Chrisoph Demantius seine Lehrer gewesen sein. 1633 wird er als Hoforganist des Grafen Rudolf von Bünau in Weesenstein erwähnt, der dortige Kantor Stephan Otto war sein Freund und vermutlich ebenfalls sein Lehrer, 1635 wurde er als Organist mit großer Stimmenmehrheit an die St. Petrikirche zu Freiberg berufen. Hammerschmidt hatte das städtische Privileg alleinig in Zittau Clavierunterricht zu geben; weiterhin übte er Ämter als Dorf-, Forst- und Grundstücksverwalter aus. 1637 heiratet Hammerschmidt, von seinen sechs Kindern überlebten nur drei Töchter. 1639 bewirbt er sich erfolgreich als Nachfolger von Christian Schreiber um die Organistenstelle der Johanneskirche in Zittau, die er bis zu seinem Tode am 29. Oktober 1675 inne hat.




    Nur wenige Dokumente über Hammerschmidts Leben in Zittau sind erhalten. In Zittau begann er ein reges kompositorisches Schaffen. Größere Reisen sind nicht bekannt, Kontakte zu Dichtern und Musikern nach Coburg, Dresden, Görlitz und Breslau sind aber belegt. In einem Gedicht lobte ihn der Dichter Heinrich Rist:



    Aus vielen, die wir zwar von solchen Künstlern kennen,
    muss Herren Hammerschmidt zum erstenmall ich nennen,
    den hochbegabten Schmidt. Seht, unser Hammerschmidt, der Orpheus dieser Zeit,
    wird leben, euch zum Trutz nun, und in Ewigkeit !
    Immittels zweifle ich nicht, ich werde sein und bleiben,
    Dein hochverbundner Rist; dein Lob will ich beschreiben !


    Heinrich Schütz, der von Hammerschmidt um eine Beurteilung eines seiner Werke - „…weil denn zu spüren, daß die vornehmsten italienischen und deutschen Komponisten mit lieblichen Interventionen, Fugen und Contrafugen rühmlich erweisen, und mir des hochberühmten Schützen Meinung in seiner Chormusik an den Leser wohlgefallen…“ - gebeten wurde, lobte seinen Komponistenkollegen mit folgenden Versen:



    Ich ließ auch meinen Chor im Anfang also spielen, mein Hammerschmidt, als ich die Musik vor mich nahm.
    Daher gelang es mir, dass ich darauf bei vielen (ich rühme mich zwar nicht) doch auch ein Lob bekam.
    Und wollte Gott, dass die, die wollten Meister heißen, in solcher Musikart erst wären abgericht,
    was gilt`s wir würden uns auf besseren Ruf befleissen, als sonst mit schlechten Lob zum Nachteil oft geschickt.
    Fahr fort, als wie ihr tut, der Weg ist schon getroffen, die Bahn ist aufgespert, ihr habt den Zweck erblickt.
    Es wird in`s Künftige mehr von euch noch sein zu hoffen, weil ihr schon allbreit so manchen Geist erquickt.
    Wer diesen nimmt in acht, der wird nach vielen Zeiten noch bleiben, wenn die Welt auch schon in Trümmern geht,
    und sich in der Musik ein wahres Lob bereiten, denn diesen ist der Grund, darauf der andre steht.


    Aus guter Affection und Freundschaft gestellet
    von Heinrich Schützen.


    Trotz unseliger Zeiten in den Wirren des 30jährigen Krieges gelangte Hammerschmidt als angesehener Bürger Zittaus zu Wohlstand und gesellschaftlichem Ansehen. Er zählte zum Kreise mitteldeutscher Komponisten unter dem Einfluss des gut eine Generation älteren Heinrich Schütz.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Juan Bautista José Cabanilles wurde im September 1644 im Dorf Algemesí in der spanischen Provinz Valencia als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Über seine musikalische Ausbildung, wie über sein ganzes Leben sind nur spärliche, teils widersprüchliche Angaben überliefert, er durchlief nachweislich jedenfalls eine Ausbildung und Weihe zum Priester. 1665 wurde er an der Kathedrale zu Valencia zum zweiten Organisten ernannt, das Amt des ersten und einzigen Organisten begleitete er ab 1666 dort 45 Jahre lang. An der Kathedrale fanden zu dieser Zeit neben den sonn- und feiertäglichen Gottesdiensten eine große Menge geistlicher Morgenandachten und feierlicher Vespern statt, die einen immensen Musikbedarf erforderten. Cabanilles wurde mehrmals nach Frankreich eingeladen, um bei feierlichen liturgischen Zeremonien mitzuwirken. Zwischen 1675 und 1677 war er zusätzlich mit der Ausbildung der Chorknaben betraut, ob er auch das Amt des Kapellmeisters der Kathedrale innehatte, ist nicht bekannt. Cabanilles komponierte einige mehrchörige Werke, darunter ein Villancico für fünf Chöre. Ab 1703 wurde ihn ein Assistent zur Seite gestellt, 1712 starb Cabanilles und wurde im Dom zu Valencia beigesetzt.


    Erhalten haben sich von seinen Kompositionen rund 200 Werke mittleren Ausmaßes sowie etwa 1000 Verso, das sind kleine Stücke für den Gottdienst, und ein umfangreiches Orgelschaffen (Tientos, Tocatas, Pasacalles sowie weitere Werke). Seine zahlreichen Orgelwerke – erhalten in vielen Abschriften seiner Schüler - bestätigen in ihrer Qualität und Virtuosität den besonders in Spanien häufig zu lesenden Beinamen „Cabanilles - Der spanische Bach“. Viele von Cabanilles Kompostionen sind virtuos und zukunftsweisend geschrieben, eine Mischung aus Tradition und Innovation.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Abend


    höre jetzt unterhaltsame und orginelle Hofkapellmeistermusik:


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    Johann Pfeiffer


    " Overtures & Concertos "


    Von der Batzdorfer Hofkapelle mit viel Empfinden gespielt, schön die Pastorale der Overtüre in D-Dur.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag



    " Tientos, Pasacalles y Gallardas "


    Gespielt von dem im Zeitstil bewanderten und ausgezeichneten Organisten Leon Berben an der Lorenzo de Arrázola Orgel von 1761 in der Kirche San Martín de Tours in Ataun. An Formenreichtum und Ausdruckskraft steht Cabanilles seinem Zeitgenossen Buxtehude nichts nach.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Abend


    " Dulcis Amor Iesu - Motetten zu 1 bis 4 Stimmen "



    Vom jungen Brüsseler Ensemble Scherzi Musicali farbig und klangschön aufgenommen. Die fünf Vokalisten werden abwechslungsreich von Harfen, Lirone, Violen, Lauten Orgel, Cembalo und Zinken begleitet, die Instrumentierung des Basso continuo wurde dem jeweiligen Stück angepasst. Kurze Instrumentalstücke von G. Kapsberger und M. Rossi lockern die kurzweilige CD auf. Ein Höhepunkt das bekannte "Stabat Mater" hier durch den Ensembleleiter N. Achten selbst, einem Bariton, gesungen.


    Sances "Stabat mater dolorosa " habe ich noch in diesen Einspielungen vorliegen:



    Philippe Jaroussky mit dem Ensemble Artaserse





    Carlos Mena mit dem Ricercar Consort





    Nuria Rial mit L'Arpeggiata


    (Demnächst mehr dazu)


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz

    Giovanni Felice Sances, wurde um 1600 vermutlich in Rom geboren, sein Vater Orazio sowie sein Bruder Lorenzo waren Sänger. Er war von 1609 bis 1614 Schüler am bekannten Collegium Germanicum in seiner Geburtsstadt. Ab 1614 als Sänger erstmals bei Opernaufführungen in Rom - dort singt der 14-Jährige die Rolle des Marottas in „Amor Pudico“ - aufgetreten. Danach erst in Bologna und Padua, später in Venedig, dort im Dienst des späteren venezianischen Botschafters am Wiener Kaiserhof, tätig. In der Wiener Hofkapelle ist er ab 1636 als Tenor und ab 1649 als Vizekapellmeister zu finden, 1669 übernahm er als Nachfolger von Bertali die Führung der Hofkapelle. Sances nahm am Hof eine privilegierte Stellung ein, er wurde in den Adelsstand erhoben und gehörte zu den bestbezahlten Musikern am Hof. Neben seiner Kompositionstätigkeit war er noch als Lehrer tätig, seine eigenen Söhne zählten mit zu seinen Schülern. Sances komponierte neben verschieden geistlichen Werken - darunter mehr als 50 Messen, zwei Sammlungen mit Pslamvertonungen (Venedig 1643 und 1648)drei Totenmessen und drei Te Deums -, auch umfangreiche weltliche Kompositionen wie Instrumentalsonaten, drei Sammlungen Motetten (Venedig, 1638, 1638, 1642), mehrere Sammlungen mit weltlichen Kantaten und acht Bühnenwerke, letztere teils in Zusammenarbeit mit Johann Heinrich Schmelzer und Antonio Draghi. Allerdings konnte Sances aufgrund seines hohen Alters nicht mehr allen Obliegenheiten als Hofkapellmeister nachkommen, sein Nachfolger J. H. Schmelzer musste ihm zur Hand gehen. Wegen der schwierigen finanziellen Verhältnisse am Wiener Hof bat Sances Kaiser Leopold I. - dessen Hofkapelle zeitweise nicht weniger als 50 Instrumentalisten und 40 Sänger (!) umfasste - seinen Dienstherrn um eine Gehaltsaufbesserung: " Wolhte Ihme, wegen sein, wie auch seines weibs, und Khündter, Erlichen villfeltigen Khrankheiten, und allerhandt Zueständt, Zuegestandten miesfall, auch auf der vergangenen Prager und Regenpurger Rays, aufgewendte grossen uncosten" um 300 Gulden, damit "seiner gegenwerdigen noth in Etwas abhelffen möge". Sances war zu seinen Lebzeiten einer der bekanntesten Komponisten Europas, seine Werke wurden auch außerhalb des Wiener Hofes aufgeführt und häufig kopiert. J. J. Fux schrieb noch 1715 über ihn: „Ich kenne keinen Kapellmeister, der so viel geschrieben hat wie Sances; ein Großteil der Kapelle ist immer er noch mit seinen Kompositionen angefüllt !“ Er starb 1679 und wurde in der Wiener Augustinerkirche bestattet.


    Seinen Nachfolger Schmelzer raffte die Pest, wie Tausende anderer Menschen, nach nur einem halben Jahr Amtszeit 1680 dahin.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag


    Zitat

    Gewidmet ist die Sammlung Eleonore Gonzaga, der Tochter seines früheren Brotherrn Vincenzo I und verwittwete Gattin des Kaisers Ferdinand II.

    Monteverdi widmete womöglich mit Bedacht diese Sammlung der Wiener Kaiserin Eleonora Gonzaga, und nicht, wie viele seiner Kollegen der "Serenissima" oder der "Chiesa di san Marco". Angesichts Monteverdis Biografie, seiner persönlichen Bekanntschaft mit der Kaiserin noch von Mantua her und seiner genauen Kenntnis der musikalischen Gegebenheiten am Wiener Kaiserhof, kann man unter der Selva durchaus eine Geschenksammlung an den Wiener Hof und die musikalischen Bedürfnisse seiner ehemalischen Dienstherrin ansehen. Monteverdi pflegte bereits seit seinen Mantuaner Jahren eine enge Beziehung zum Habsburger Kaiserhof, er pflegte diese später auch als Kapellmeister in Venedig weiter. 1615 erschien z.B. seine Motette Cantate Domino canticum novum in Bonomettis Parnassus Musicus Ferdinadaeus, 1622 war er an der musikalischen Ausgestaltung der feierlichen Verlobung - u.a. durch die Komposition von Intermedien zur Komödie Le tre costanti - zwischen dem Habsburgerkaiser und Eleonora Gonzaga beteiligt. Die Selva kann durchaus in unmittelbare Verbindung zu den kirchenmusikalischen Bedürfnissen der Kaiserin gebracht werden, wäre die Selva als Geschenkband für Eleonora Gonzaga konzipiert, entspräche ihr Inhalt dem liturgischen Repertoire der Kaiserin.


    Zitat

    Die Stücke sind offenbar nicht zur Publikation geschrieben worden


    Die Selva verbreitete sich Europaweit, Drucke finden sich in Bologna, Wien, Breslau, Brüsssel und Malta; zahlreiche Einzelkompositionen wurden in Sammelhandschriften und Drucke aufgenommen, die St. Michealsschule in Lüneburg bestellte daraus zwischen 1656 und 1666 mehrmals Werke für ihre Kirchenmusiksammlung.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag


    höre jetzt:


    Antonio Salieri



    " Ouvertüren & Bühnenmusik "


    Vom Mannheimer Mozartorchester scharf und zackig, teils mit viel Blech- und Schlagzeuggeschepper, lebendig musiziert. Thomas Fey und sein Mannheimer Orchester ( mit Ausnahme der Blechbläser und Pauken ) auf modernen Instrumenten, aber historisch informiert spielend, haben ein feines Gespür für diese unterhaltsame Musik.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag


    Johann Christian Innocenz Bonaventura Cannabich, 1731 in Mannheim geboren, trat bereits mit zwölf Jahren in die berühmte Mannheimer Hofkapelle - zuerst in die Geigenklasse - ein; sein Lehrer war kein geringerer als Johann Stamitz (1717-1757). Schon früh erlangte er die Position als Konzertmeister. Zwischen 1750 und 1753 weilte er zu Studien in Italien. Nach dem Tode Johann Stamitz' übernahm er 1757 die Kapellmeisterstelle als Direktor der Instrumentalmusik im Kurpfälzer Hoforchester. Durch seine Heirat mit einer Kammerdienerin der Herzogin von Pfalz-Zweibrücken 1759 bekam er Kontakte nach Frankreich, Cannabich wirkte zeitweise in Paris, etliche seiner Werke erschienen dort im Druck. Mit der Verlegung des Kurpfälzer Hofes 1778 nach München zog Cannabich mit einem Großteil der Hofkapelle nach Bayern. Mozart besuchte ihn dort mehrmals und gab auch seiner Tochter Klavierunterricht, er schrieb über ihn: „Ich kann nicht beschreiben welch ein guter Freund Cannabich für mich ist“; über seinen Einsatz in der Orchesterleitung bemerkte er: „…bey der letzten Probe war er waschnass vom Schwitzen…“. Ab 1790 unternahm er mehrere Konzertreisen um sein Gehalt aufzubessern. 1798 verstarb er in Frankfurt/M.



    C.D. Schubart schrieb über ihn: „ ...von Natur selbst zum Concertmeister gebildet! Mann kann die Pflicht des Ripienisten nicht vollkommener verstehen als Cannabich. Sein Strich ist ganz original. Er hat ganz neue Bogenlenkung erfunden, und besitzt die Gabe, mit blossen Nicken des Kopfes, und Zucken des Ellenbogens, das grösste Orchester in Ordnung zu halten. Er ist eigentlich der Schöpfer des gleichen Vortrags, welcher im Pflätzischen Orchester herrscht. Er hat alle Zauberreyen erfunden, die jetzt in Europa bewundert !“ . Cannabich gilt als typischer Vertreter der jüngeren Mannheimer Schule, er übte großen Einfluss auf Mozart und seine Zeitgenossen aus.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag



    jetzt im Player:



    Friedrich Wilhelm Zachow / Georg Friedrich Händel (?)


    " Osterkantaten "


    Das Ensemble Cantus & Capella Thuringia bringt diese vergessenenen Werke geschmackvoll zur Aufführung, die Vokalisten halten allerdings nicht das Niveau der Instrumentalisten. Die Zuschreibung zweier Kantaten an den jungen Händel ist etwas zweifelhaft begründet.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag


    Ignaz Jacob Holzbauer wurde am 18. September 1711in Wien getauft, er schrieb in seiner Lebensbeschreibung „Ich ward in Wien geboren 1711. Mein Vater war ein Lederhändler in Gossen. Meine Mutter war eine sehr vernünftige Frau, sie starb als ich kaum das siebte Jahr erreicht hatte.“ . Auf väterlichen Wunsch studierte er erst Jura und Theologie, Holzbauer zog es aber mehr zur Musik, „allein ich fühlte immer einen unwiderstehlichen Hang zur Musik, und wo ich eine freie Stunde fand, war ich damit beschäftigt“. Heimlich lernte er bei den Chorknaben des Stephansdom verschiedene Instrumente spielen, Kompostitionskenntnisse und musikalische Studien brachte er sich im Selbststudium bei, Fux Lehrwerk „Gradus ad parnassum“ war eine seiner Lektüren. Über eine Begegnung mit dem greisen Fux schrieb er “Ich bat ihn, mich zum Schüler anzunehmen. ``Ja, sagte er, aber können Sie denn schon etwas Musik ?´´; `` O ja,´´ antwortete ich ``auch schon etwas schreiben´´ - ``Gut, nehmen Sie ein Blättchen von meinem Papier, das auf dem Clavier liegt, und schreiben Sie mir einige Zeilen Note gegen Note´´ - Ich that es, und überreichte es ihm aufs Bett, er sah es an, und sagte ganz erstaunt: ``Das können sie schon ? Nun, so kann ich Sie nichts mehr lehren. Gehen sie nach Italien, damit Ihnen der Kopf von den überflüssigen Idee gereinigt werde, dann werden sie ein grosser Mann werden. Sie sind ein geborenes Genie !´´“. Anfang der frühen 1730-ziger Jahre unternahm Holzbauer als Sekretär des Grafen von Thurn eine Studienreise nach Italien. Dort lernte er – neben den venezianischen Großmeistern Vivaldi, Albinoni und Lotti - durch Galuppi auch Hasse und Porpora und somit den neapolitanischen Stil kennen. In Italien besuchte Holzbauer neben Opern und Kirchenmusiken auch die Konservatorien.


    Nach seinen Studien brachte ihn seine wechselvolle berufliche Laufbahn über Böhmen und Mähren – seine erste musikalische Anstellung war am Hof des Grafen Rottal im mährischen Holleschau - als Operndirektor an das Wiener Burgtheater. 1737 heiratete Holzbauer die Sopranistin Rosalie Andreides, mit seiner Ehegattin lebte er drei weitere Jahre in Italien, darüber schrieb er „Meine Frau hatte da drei der vornehmsten Theater; wir hielten uns also wechselweise in Mayland, Venedig und anderen grossen Städten auf. Da wir aber immer einen Hof vorzogen, gingen wir wieder zurück nach Wien“. In den anschließenden Wiener Jahren komponierte Holzbauer Opern, Kirchen- und Instrumentalwerke. 1751 wechselte er besser bezahlt als „Ober-Capell-Meister des Herrn Hertzog von Wuertenberg“ nach Stuttgart, seine Frau musste sich allerdings wegen einer intriganten Kollegin an der dortigen Oper nur mit Nebenrollen begnügen. Nach 18 Monaten entließ man ihn ungnädig aus den Stuttgarter Diensten an den kurfürstlichen Hof nach Mannheim, Holzbauer nahm dort eine gut dotierte Position, zunächst als zweiter Hofkapellmeister hinter Grua, an. Zuvor hatte er schon vom Kurfürsten Karl-Theodor den Kompositionsauftrag zu der Favola pastorale „il Figlio delle Selve“ erhalten, sie wurde am 15. Juni 1753 im neuerbauten Schwetzinger Schloßtheater „mit höchsten Beyfall der kurfürstlichen Herrschaft und des Publicums“ uraufgeführt. Holzbauer nutzte diese Gelegenheit, sich für den Kapellmeisterposten in Mannheim zu empfehlen und wurde tatsächlich einen Monat später zum Kurpfälzer Hofkapellmeister ernannt. Laut seines Anstellungsdekrets vom 26. Juli 1753 gehörte zu Holzbauers Pflichten das Komponieren, die Einstudierung und Leitung der Kirchenmusik sowie der Opernaufführungen. Ihm oblagen auch die alleinige Direktion und Organisation des Orchesters: „ Dass derselbe über die ihme, etwa in Componierung deren musicalischen MeßÄmbteren, obliegenden Dienst-Verrichtungen zugleich undt hauptsächlich angewiesen seyn solle, die Sang undt Jnstrumenten Music bey denen Opera und Pastorelles forth anderen dergleichen musicalischen Spectatacles, auff jedes mahlige gnädigstes Anbefehlen, zu verferttigen undt, als Endts, ihme die alleinge Direktion des Orquestre zu überlassen.“. Kurfürst Karl-Theodor gelang mit Holzbauer ein Glücksgriff, er zählte zusammen mit Johann Christian Bach, Nicolo Jommelli und Johann Adolf Hasse zu den namhaftesten Opernkomponisten seiner Zeit. Im Jahresabstand führte Holzbauer immer am 15. Juni –es war der Geburtstag der Schwester der Kurfürstin Elisabeth Auguste, der Pfalzgräfin Maria Franziska Dorothea von Sulzbach- in Schwetzingen Opern auf, 1754 „Lísola disabitata“ und 1755 „il Don Chiscotte“.


    1777 führte Holzbauer sein epochemachendes Singspiel in deutscher Sprache und in drei Aufzügen, die Oper „Günther von Schwarzburg“, erstmals auf. Der Bassist Ludwig Fischer, der die Rolle des Pfalzgrafen und Kurfürsten Rudolf sang, berichtete darüber: „Das folgende Jahr ward in Mannheim Der Gunther von Schwarzenburg, von Professor Klein u. dem Kapell Meister Holzbauer –der schon starck in den 60 war, geschrieben- gegeben. Ein wahres Meisterwerk! Wenn ich nach meinem Gewissen reden soll, mus ich sagen: ich habe nie was schöneres gesehen noch gehört. Raaff spielte den Günther u wie göttlich sang Er ! Harding den Sohn der böhmischen Königin Asberta nachmaligen König Carl. Dem. Danzy Tochter des Pfalz Grafen Rudolf L. Fischer… Es spielte in Frankfurt am M. welches zuletzt gesturmt wurde. Die Decorationen von dem berühmten Quaglio der Zug der Kayer Krönung, der Römer, mit all denen Fürsten, ich sang dem Kaiser den Glückwunsch diese arie war für Raaff eine Favorite. Die Asberta hätte keine andere so geben können“. Als 1778 der kurfürstliche Hof mit dem größten Teil der Hofkapelle nach München übersiedelte, verblieb Holzbauer mit den kläglichen Resten der Hofkapelle in Mannheim. Weiterhin komponierte er Werke für kurfürstlichen Hof in München, aber auch für die in Mannheimer gebliebenen Musiker. In seinen späten Lebensjahren ertaubte er, sein Schicksal beschrieb er so: „Dafür Gott gelobt und gesegnet, dass er mich, sein unnützes Geschöpf, in diesem Leben zu züchtigen beginnet.“ Am 7. April 1783 verstarb er in Mannheim. Ein Zeitgenosse schrieb über ihn: „Er war nicht nur ein ungemein gründlicher und fleissiger Künstler, der die Tonkunst tief und gründlich studiert hatte; sondern ein trefflicher Kopf, dessen Musik einen eigenen Stempel hatte, wenn er gleich darin nicht eigensinnig war, auch Gold aus fremden Ländern zu holen. Deutschheit mit welcher Anmuth coloriert, war ungefähr sein musikalischer Hauptcharakter. Durch jene wirkte er auf den Verstand, durch diese auf das Herz – und so traf er den ganzen Menschen….“.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Tag


    Nicht vergessen darf man die Leipziger Oper, das erste bürgerliche Opernhaus Mitteldeutschlands, in dem von 1693 bis 1720, allerdings nur während der dreimal jährlich abgehaltenen Handelsmessen, deutsche Opern aufgeführt wurden. Zeitgenossen verglichen deren musikalisches Niveau mit dem der Hamburger Gänsemarktoper. Berühmte Komponisten wie Nikolaus Strungk, Johann Kuhnau, Johann Davis Heinichen, Melchior Hoffmann und Georg Philipp Telemann – er schrieb nach eigener Aussage „etliche und zwanzig Opern“ für das Haus - komponierten 74 Opern für Leipzig. Berühmte Musiker wie Johann Friedrich Fasch, Christoph Graupner, Gottfried Heinrich Stötzel und Johann Georg Pisendel saßen als Studenten im Orchestergraben; Georg Friedrich Händel wird wohl keine Gelegenheit versäumt haben, in Leipzig Opern seines Jugendfreundes Telemann zu hören. Nach einem beispiellosen Bankrott musste das Opernhaus 1720 seine Pforten schließen, Leipzigs Beitrag zur deutschen Barockoperngeschichte geriet in Vergessenheit.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Anton Fils (weitere Schreibweisen: Filtz, Fieltz, Filsl, Filz, Fitz ) wurde am 22. September 1733 in Eichstätt als Sohn eines Violoncellisten und Cammer Portier am dortigen Fürstbischöflichen Hof geboren. Fils besuchte das Gymnasium und studierte anschließend Theologie und Jura, über seine musikalische Ausbildung ist allerdings nichts bekannt. Im Mai wurde 1754 er offiziell an der Mannheimer Hofkapelle als Violoncellist angestellt. 1757 heiratete er in Mannheim Elisabeth Range, im Quadrat F 4 kauften sich die jungvermählten Eheleute ein Haus. Das junge Glück hielt jedoch nicht lange, mit nur 27 Jahren verstarb Fils am 14.03.1760 in Mannheim. Eine kurze Würdigung Fils erschien in einer Hamburger Zeitung:


    „Eines Fitz wäre ein längeres Leben zu wünschen gewesen. Dieser junge Komponist ist voller Geist und Feuer in seinen Sinfonien, seine langsamen Sätze sind voller Reiz und Harmonien“


    Sein frühes Ableben gab zu allerlei Spekulationen Anlass, es wurden auch Parallelen zu Pergolesi gezogen:


    „Herr Fils, ein Mann, der sich in seinen Arbeiten nicht gleich ist, hat einige Concerte für Flöte gesetzt, an denen Kenner vieles loben und vieles tadeln; er war, wie Pergolesi, ein Genie das der Tod nicht zur Reife kommen ließ“ (Johann Adam Hiller).


    Und Christian Daniel Schubart schrieb:


    „Schade, dass dieser vortreffliche Kopf wegen seines bizarren Einfalls Spinnen zu essen vor der Zeit verblüht ist..[…] Ueberhaupt besass Filz einen ganzbesonderen musikalischen und physikalischen Charakter. Er hatte viel Brittisches in seiner Physiognomie, und in seinem Seelenzuschnitt“



    Obwohl nicht zur Komposition verpflichtet, komponierte Fils zwischen 1754 und 1760 rund 30 Sinfonien.
    Fils selbst betrachtete seine Schöpfungen als gering an und verwendete angeblich seine Manuskripte zum Feueranzünden, weder ein Notenautograph noch sonst ein Schriftstück aus seiner Hand hat sich erhalten.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

    Guten Abend


    höre jetzt jetzt lebendige Musik einens interessanten Komponisten:




    Anton Reichenauer


    " Concertos "


    Das Ensemble Collegium 1704 -bisher kannte ich es nur durch seine Aufnahmen mit geistlicher Musik (z.B. Zelenka)- musiziert die teils rustikalen Werke des wenig bekannten böhmischen Barockkomponisten sehr vital und energiegeladen. Ein großes Lob dem Fagottisten Segio Azzolini, der in den Fagottkonzerten eine Virtuosität sondergleichen an den Tag legt, auch nicht weniger Spielfreude verbreitet die Oboistin Xenia Löffler.


    Gruß :wink:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard