.Karlsruher Händel-Festspiele gibt's 2019. Ein paar Eindrücke vom gestrigen Abend:
G. F. Händel: Serse
Serse: Franco Fagioli
Arsamene: Max Emanuel Cencic
Ariodate: Pavel Kudinov
Romilda: Lauren Snouffer
Atalanta: Katherine Manley
Amastre: Ariana Lucas
Elviro: Yang Xu
Musikalische Leitung: George Petrou
Regie: Max Emanuel Cencic
Händel-Festspielchor
Deutsche Händel-Solisten
Zunächst zum Musikalischen: Das Gesangsensemble und das Orchester (HIP) fand ich ausgezeichnet! Schwer beeindruckend die beiden männlichen Soprane F. Fagioli und M. E. Cencic mit viel Spiellaune und Lust an ausgedehnten Kadenzen mit vielen Verzierungen, auch die übrigen wunderbar! Mich persönlich beeindruckte besonders die schöne Stimme von Lauren Snouffer. Auch das Orchester: kraftvoll, schwungvoll, alles bestens!
Die Inszenierung bildete einen grellen Kontrast zur historisch orientierten Musik: Die Handlung spielte nicht in Babylon, sondern im Las Vegas der 1980/90er. Im Programmbuch verwies M. E. Cencic, der auch Regie führte, darauf, daß es ihm darauf ankam, den symbolischen Kontext ins Heutige zu übertragen: Wurde Babylon in der christlichen Welt des 18. Jahrhunderts noch allgemeinverständlich als "Sündenbabel" verstanden, bietet sich heute eben eine Welt an, die die Sieben Todsünden (die den 7 Akteuren zugeordnet waren, vom Librettisten - evt. Händel selbst - oder vom Regisseur als dessen Interpretation?) in die grelle Glitzerwelt des amerikanischen Showgeschäfts übersetzen. Klingt vielleicht aufgesetzt, aber ich fand das Konzept, so wie es vorgeführt wurde, überzeugend und stimmig.
Die Musik blieb im historischen Rahmen, nur die berühmte Arie "Ombra mai fù" wurde hemmungslos verkitscht; In "The Serse Show" begleitete der Titelheld, hier als Las-Vegas-Star, sich selbst am Flügel. Weitere Schauplätze: Zentrale eines Plattenkonzerns, Einkaufsstraße, Rotlichtviertel, am Ende eine große Medienhochzeit.
Spannendes und witziges Musiktheater über (einschl. Pausen) vier Stunden!
Vielleicht 2020 wieder?