Beiträge von Josquin Dufay

    Das Canticum ist ein Text aus der Bibel, der nicht aus den Psalmen stammt; er übernimmt aber dessen Position in der Liturgie, da er sich auf Texte gleicher Machart bezieht, die aus dem Neuen Testament stammen. Bekannte Cantica sind das Benedictus, das Magnificat oder das Nunc dimittis.

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    Der Psalm ist in erster Linie ein religiöser Text mit liturgischer Funktion; im Choral wird er zumeist rezitiert. Die Vortragsart - das Psalmodieren - ist eine der zentralen Gesangsarten im Choral und zieht sich durch alle Liturgien. Die Texte stammen grundsätzlich aus dem Buch der Psalmen, können aber auch andere Gedichte oder Gebete gleicher Machart sein (siehe auch Canticum). In der mehrstimmigen Musik sind die Psalmen sehr häufig vertont worden, im 16. Jahrhundert z.B. von Thomas Tallis (1505-1585) oder Orlando di Lasso (1532-1594). In späteren Epochen (Barock, Klassik usw.) entstanden unzählige Vertonungen in verschiedenen Gattungen.

    In der Liturgie werden sehr häufig nur einzelne Verse der Psalmen verwendet. Sie werden zumeist von Antiphonen oder Responsorien umrahmt.

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    Psalm
    Psalmodie
    Psalmvertonung


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    Die Praefatio ist Teil des Propriums und leitet das Hochgebet ein. Sie wird im Rezitationston gesungen oder gesprochen. Es handelt sich um eine formelle Zwiesprache zwischen Zelebrant und Gemeinde. Der Aufbau ist stets gleich: nach der feierlichen Nennung Gottes preist der Zelebrant ihn für das Heil, welches durch Christus zu ihnen gelangt sei; die Gemeinde folgt dann den Weg der Preisung.


    Doch zunächst gibt es eine Acclamatio :

    Z: Dominus vobiscum.
    G: Et cum spiritu tuo.
    Z: Sursum corda.
    G: Habemus ad Dominum.
    Z: Gratias agamus Domino Deo nostro.
    G: Dignum et iustum est.

    Z: Der Herr sei mit euch.
    G: Und mit deinem Geiste.
    Z: Erhebet die Herzen. (Erhebet eure Herzen!)
    G: Wir haben sie beim Herrn. (Wir erheben sie zum Herren.)
    Z: Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott. (Lasset uns Dank sagen dem Herren, unserm Gotte.)
    G: Das ist würdig und recht.


    Darauf folgt die eigentliche Praefatio, die z.B. mit den Worten beginnen kann:

    Vere dignum et iustum est, aequum et salutare nos tibi, sancte Pater, semper et ubique gratias agere per Filium dilectionis tuae Iesum Christum...

    "In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus..."


    Es gibt mehrere Praefationes für unterschiedliche Anlässe - inzwischen 85 Stück für Feste zur Kirchweihe oder für Heiligenfeste. Danach folgt das Sanctus.


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    Die Lectio ist Teil des Propriums und bedeutet Lesung. Innerhalb der Liturgie werden Texte aus der Bibel vom Zelebranten im Rezitationston vorgetragen, um sie in den Kontext des jeweiligen Tages und Festes zu bringen. In der Frühzeit wurden die Evangelien und Apostelbriefe noch fortlaufend vorgetragen, ohne einen Bezug zu bestimmten Ereignissen im Kirchenjahr zu ziehen; ab dem 5. Jahrhundert änderte sich das, indem man dazu überging, nur bestimmte Abschnitte vorzutragen. Diese Abschnitte werden Perikope genannt.

    Um die Abschnitte leichter zu finden, erstellte man Verzeichnisse, sogenannte Kapitularien, die die Perikopen für jeden Tag im Kirchenjahr festlegten und dem Bibeltext beigefügt wurden; später im 7. Jahrhundert erstellte man eigene Handschriften, die die Perikopen für jeden Tag komplett ausschrieben, so daß man die kompletten Bibeltexte nicht mehr durchsuchten mußte - diese Bücher nannte man Lektionare.

    Ein Lektionar teilt sich in zwei Verzeichnisse auf: das eine ist das Evangelistar, welches sämtliche Evangelienperikope vereint, das andere das Epistolar, das die Epistel enthält. Mit Epistel war ursprünglich eine Perikope aus den Apostelbriefen gemeint, doch erweiterte sich später der Begriff auch auf Textstellen aus dem Alten Testament, die während der normalen Wochentage gelesen wurden.


    In einer Sonntags- und Feiertagsmesse werden drei Lesungen gehalten:

    • Lesung: Perikope aus dem Alten Testament (Epistel) - nach der Collecta
    • Lesung: Perikope aus den Apostelbriefen (Epistel) - nach dem Graduale
    • Lesung: Perikope aus den Evangelien (Evangelium) - nach dem Alleluia bzw. der Sequenz


    Alle Lesungen finden im Wortgottesdienst statt. Während der Woche fällt die 2. Lesung weg. In der Osterzeit wird für die 1. Lesung eine Perikope aus dem Neuen Testament genommen. An Hochfesten (z.B. an den Kartagen) kann es auch mehr als drei Lesungen geben. Dazu später mehr.

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    Die Oratio ist Teil des Propriums und ist eine besondere Form des Gebets. Sie wird nur im Rezitationston abgehalten. Der Zelebrant beginnt sie mit den Worten "Oremus" und bittet im Namen der Gemeinde um die Gnade Gottes. Gebete werden in allen Liturgieformen abgehalten und sind praktisch nie vertont worden.


    Die Messe weist drei solcher Gebete auf:

    • die Collecta (Tagesgebet) folgt dem Gloria und schließt die Eröffnung ab
    • die Oratio super oblata (Gabengebet) folgt dem Offertorium und schließt die Gabenbereitung ab
    • die Postcommunio (Schlußgebet) folgt der Communio und schließt die Eucharistiefeier ab


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    Die Sequenz ist ursprünglich ein Tropus gewesen, der sich auf die letzte Silbe des Alleluia gebildet hatte. Dieses -a wurde melismatisch reich ausgestattet und wird auch als Jubilus bezeichnet. Um 850 wurde damit begonnen, dem Melisma einen Text zu unterlegen. Es entstand daraus ein hymnenartiger Gesang, der syllabisch realisiert wurde. Im Laufe des späten Mittelalters wurde die Sequenz extrem beliebt: es entstanden um die 5000 Reimsequenzen, die vielfältig alle textlichen Möglichkeiten ausschöpften. Nach dem Konzil von Trient (1545-1563) blieben aber nur noch vier Sequenzen in der Meßliturgie übrig:

    • Victimae paschali laudes (Ostern)
    • Veni Sancte Spiritus (Pfingsten)
    • Lauda Sion Salvatorem (Fronleichnam)
    • Dies irae (Totenmesse)


    Im Jahr 1727 fügte man noch als fünfte hinzu:

    • Stabat Mater (Gedächtnis der Schmerzen Mariens - 15. September)


    Die Sequenzen gehören grundsätzlich der Gattung der Hymnen an und werden dem Proprium zugeordnet. Auch heute ist ihr angestammter Platz hinter dem letzten Alleluia.

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    Der Tractus gehört zum Proprium und ist ein psalmodischer Gesang. Er ist nur in der Fastenzeit oder in der Totenmesse zu hören, wo er den Platz des Alleluia einnimmt. Inhaltlich werden Themen wie Buße und Trauer behandelt, aber auch Gedanken zur Freude, Hoffnung oder Zuversicht tauchen auf.

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    Das Offertorium gehört zum Proprium und wird während der Gabenbereitung in der Messe gesungen. Es ist ein Antiphon, die der Chor intoniert. Währenddessen wird Brot und Wein zum Altar gebracht und die Kollekte eingesammelt. Die Choräle sind sehr häufig melismatisch realisiert und geben der Eucharistiefeier einen würdigen Beginn.

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    Das Graduale ist Teil des Propriums und gehört zur Gattung des Responsoriums. Es ist ein Zwischengesang, der die Lesungen im Wortgottesdienst voneinander trennt. Im Choral hat es eine feststehende Form: der Kantor beginnt mit 1-2 Worten das Responsorium, der Chor singt dann mit; der Solo-Vers (meist ein Psalmvers) übernimmt der Kantor, das Responsorium wird von Chor wiederholt.

    Die Gradualien sind sehr häufig melismatisch umgesetzt. In ihnen wird der Inhalt der Lesungen nochmals vertieft und verinnerlicht. In der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten entfällt es und wird durch ein Alleluia ersetzt. Wird die erste Lesung aus dem Alten Testament weggelassen, verschiebt sich das Graduale hinter die zweite Lesung mit den neutestamentlichen Versen.

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    Der Introitus ist ein Einzugsgesang, der jede Messe eröffnet. Er gehört zum Proprium und war ursprünglich ein Psalm mit Antiphon, der zum Einzug des Zelebranten gesungen wurde. Seit dem 5. Jahrhundert wurde er in der Liturgie verwendet und bereitet jeden Gottesdienst inhaltlich vor. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich das Verhältnis Psalm/Antiphon: letztere wurde verlängert und ausgeschmückt, während sich der Psalm auf einzelne Verse reduzierte. Inzwischen hat sich der Aufbau Antiphon - Psalmvers(e) - Antiphon - Gloria Patri - Antiphon herausgeschält.

    Inhaltlich handelt es sich um eine Sammlung unterschiedlichster Stücke, die je nach Fest und Anlaß wechseln. In der Messe zur Osternacht entfällt der Introitus.

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    Das Benedicamus Domino ist das letzte Stück des Ordinariums. Es handelt sich um einen weiteren Entlassungsruf neben dem Ite, missa est , den der Priester am Ende der Messe an die Gemeinde richtet; diese antwortet darauf mit: "Deo gratias." Er stammt aus dem Gallikanischen Ritus und ist nach 1000 in den Römischen Ritus gelangt. Heute ersetzt er das Ite in der Advents- und Fastenzeit; außerdem schließt er die Horen in den Stundengebeten ab.

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    Das Ite, missa est ist das letzte Stück des Ordinariums. Es handelt sich um den Entlassungsruf, den der Priester am Ende der Messe an die Gemeinde richtet; diese antwortet darauf mit: "Deo gratias." Bereits Ende des 4. Jahrhunderts wurde es als Abschluß des Gottesdienstes üblich und verdrängte andere Formeln. Für die Advents- und Fastenzeit wurde es später durch das Benedicamus Domino ersetzt, welches aus dem Gallikanischen Ritus stammt.

    Polyphone Vertonungen des Ite sind nicht häufig, da es sich um eine kurze melodische Phrase handelt. Die Messe de Notre Dame von Guillaume de Machaut ist eine der wenigen Werke, die auch ein Ite aufweist.

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    Das Agnus Dei ist das fünfte Stück des Ordinariums. Es handelt sich um eine Litanei, die während des Brotbrechens gesungen wird. Mit diesem Stück schließt jede vollständige Messevertonung ab. Es ist seit dem 7. Jahrhundert in der Liturgie aufgenommen und wird auch als Schluß anderer Litaneien (z.B. der Litania Sanctorum) verwendet.

    Der Text lautet:


    Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
    Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
    Agnus Dei qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.

    "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns deinen Frieden."


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    Das Sanctus/Benedictus ist das vierte Stück des Ordinariums. Es ist Teil des Hochgebets und wird nach der Praefatio gesungen. Es bekräftigt die Heiligkeit Gottes und ruft den Messias an. Das Benedictus ist in der Liturgie vom Sanctus abgetrennt und folgt der Elevation (dem Zeigen der Gaben durch den Zelebranten, wobei auch die Altarschellen geläutet werden), doch bilden beide Teile eigentlich eine Einheit. Viele polyphone Vertonungen behandeln es getrennt voneinander, auch wenn die Aufnahmen zumeist beide Teile aufeinander folgen lassen.

    Wenn ich hier vom "Sanctus" spreche, schließe ich das Benedictus immer mit ein!


    Der Text lautet:


    Sanctus, sanctus, sanctus
    Dominus Deus Sabaoth.
    Pleni sunt coeli et terra gloria tua.
    Hosanna in excelsis.
    Benedictus qui venit in nomine Domini.
    Hosanna in excelsis.

    "Heilig, heilig, heilig
    Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.
    Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit.
    Hosanna in der Höhe.
    Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.
    Hosanna in der Höhe."


    Das Sanctus stammt eigentlich aus den Ostkirchen in Syrien, Palästina oder Ägypten und gelangte über Byzanz nach Rom. Im 4. Jahrhundert befand es sich bereits in der westlichen Liturgie.

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    Das Credo ist das dritte Stück des Ordinariums. Es handelt sich um das Glaubensbekenntnis der christlichen Gemeinde. Es existieren mehrere Bekenntisse, wobei das sogennante Nicäno-Konstantinopolitanum als das wichtigste gilt. Es wurde auf dem Konzil von Chalcedon (451) zum ersten Mal verlesen und ist bis heute für die römisch-katholische Kirche verbindlich. Allerdings wurde es erst spät - nach 1000 - in die Messe aufgenommen.

    Der Text lautet:


    Credo in unum Deum,
    Patrem omnipotentem,
    factorem caeli et terrae,
    visibilium omnium et invisibilium. [...]

    "Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
    die sichtbare und die unsichtbare Welt."
    [...]


    Das Credo erklingt auch bei Sakramentsfeiern wie der Taufe.

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    Das Gloria ist das zweite Stück des Ordinariums. Es handelt sich um einen Hymnus, der in seiner ursprünglichen griechischen Textform bereits seit dem späten Altertum bestand. Die älteste lateinische Textform ist auf das 7. Jahrhundert datierbar (Antiphonar von Bangor/Nordirand). In der Liturgie war es anfangs nur Bestandteil einiger Feste, aber noch nicht für alle Messen verwendet worden; Priester sangen es z.B. zu ihrer eigenen Priesterweihe oder nur an Sonntagen. Erst gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde es zum festen Bestandteil jeder Messe. Seitdem wird es nur an Sonntagen außerhalb der Advents- und Fastenzeit sowie an besonderen Festen gesungen.

    Der Text lautet:


    Gloria in excelsis Deo
    et in terra pax hominibus bonae voluntatis.
    Laudamus te,
    benedicimus te,
    adoramus te,
    glorificamus te. [...]

    "Ehre sei Gott in der Höhe
    und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.
    Wir loben dich,
    wir preisen dich,
    wir beten dich an,
    wir rühmen dich."
    [...]

    Man nennt das Gloria auch Hymnus angelicus, da hier Gottes Herrlichkeit von den Engeln gepriesen wird.

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