Ich hatte vor einiger Zeit ja schon einmal bei capriccio einen Bericht über das Papiertheater von Herrn Schauerte-Lüke eingestellt.
Letztes Wochenende nun waren mein Mann, meine Eltern und ich in der Aufführung der "Zauberflöte" (für meine Eltern war es das erste Mal). Nachdem wir und noch ein paar andere Gäste in dem kleinen, gemütlichen Theater mit der charmanten Wohzimmeratmosphäre Platz genommen hatten, gab uns Herr Schauerte-Lüke, Intendant, Regisseur, Bühnentechniker, Moderator und Sänger in einer Person, eine fundierte Einführung in die Geschichte des Papiertheaters des 19. Jh., als die Menschen sich das Theater und die Oper nämlich in ihre Häuser holten.
Dann ging auch schon das Licht aus und es erklang die Ouvertüre (vom Band und in einer reinen Holzbläserbesetzung, was ein sehr interessantes Klangerlebnis bot.) Die Handlung wurde insgesamt auf das Wichtigste reduziert, wie es wohl auch im 19. Jh. üblich war, denn "weder die Sänger noch die Zuschauer hätten drei Stunden Zauberflöte im Papiertheater ertragen". Herr Schauerte-Lüke nahm es sich nicht, fast alle Rollen selbst (an) zu singen, selbst die Königin der Nacht brachte er fulminant zu Gehör (ein absolutes Highlight des Abends, wir haben Tränen gelacht ) Nur chorische Stellen kamen vom Band, zu dem er auch Duette mitsang, eine Leistung, die nicht zu verachten ist. Die Inszenierung war eher klassisch-traditionell, wenn es auch einige behutsame Änderungen im Text gab
Wie schon bei der letzten Aufführung, die wir im Herbst besuchten, waren es wieder die kleinen Ecken und Kanten, dieses "Unperfekte", welches der Aufführung ihr ganz besonderes Flair verliehen. Und man bekommt wirklich einen kleinen Eindruck davon, wie die Menschen früher sich die "große weite Welt" in ihre eigenen vier Wände geholt haben (und die Tochter die Königin der Nacht singen musste, ob sie nun konnte oder nicht, während die Frau Mama und der Herr Papa ganz stolz dabei saßen).
In uns hat das Papiertheater auf jeden Fall neue Fans gefunden. Ich hoffe sehr, mir irgndwann noch den Freischützen, Don Giovanni und evtl. auch den Fliegenden Holländer anzusehen. Ein wahrer Spaß für Groß und Klein.
Mehr Infos unter "http://www.burgtheater.org/"
Liebe Grüße
Vitellia