Beiträge von Travinius

    Wir waren gestern in Düssdeldorf, in der Tonhalle.

    Im Rahmen der Abokonzerte ("Sternzeichen") gab es einen böhmischen Abend.

    Es spielte Sophia Jaffé (Violine), Zdeněk Mácal dirigierte die Düsseldorfer Symphoniker.

    Es gab ein recht buntes Programm, das andererseits auch die Gelegenheitskonzertbesucher mitgenommen hat:

    • Macha — Variationen auf das Thema und den Tod von Jan Rychlik
    • Dvořák — Violinkonzert a-moll, op.53
    • Smetana — Vyšehrad, Vltava, Šárka aus Má vlast

    Zu den meisten Stücken brauche ich inhaltlich wohl nichts zu sagen.

    Begeistert hat mich der Otmar Mácha (1922-2006). Die Variationen auf das Thema und den Tod von Jan Rychlik (Originaltitel: Variace na téma a smrt Jana Rychlíka pro orchestr) von 1964 (Uraufführung in Prag 15. 3. 1966) ließ viele im Auditorium ratlos zurück. Von anderen hörten wir im Vorfeld 'Dvořák und Smetana sind prima, der Macha geht vorbei'. Ich glaube, meine Frau und ich sind vom 20. Jahrhundert verdorben, denn das Stück hat mich vom ersten Takt an begeistert und gefesselt.
    Besetzt für ein großes Symphonieorchester (mit zusätzlichem E-Baß laut Programmheft, sehen konnte ich ihn nicht; gehört habe ich Klänge, die ich nicht anders zuordnen könnte). Zugrunde liegt ein Flötenstück von Máchas Freund Rychlik; die Flöte hat deshalb ausgedehnte Soli, und die Düsseldorfer Bläser enttäuschen einen eigentlich nie. Auch dieses Mal: zu Recht tosender Applaus für die Soloflöte. Das Stück erlebt eine grandiose Steigerung bis zu einem Höhepunkt in der Mitte. Nach einem heftigen Tam-Tam-Schlag verstummt der 'Lärm', und das Stück verklingt ruhig, wieder geprägt von Flötenklängen. Ich habe die CD importieren lassen... sollte ich zum nächsten Sternzeichen eigentlich bekommen.
    *hüpf*

    Der Dvořák war feurig, Sophia Jaffe meistert das Konzert mit Bravour, mit Musikalität und Souveränität. Das Publikum versuchte verunsichert am Ende des langsamen Satzes zu applaudieren, wurde aber vom Dirigenten zur Raison gebracht. Bravorufe für die Solistin, und das zu Recht. Als Encore gab es Eugene Ysaÿes "Morgenröte" aus der 5.Solosonate. Eigentlich hätte man jetzt heimgehen können...

    Nach der Pause dann noch leichte Kost zum Sonntagmittag; nett, aber nicht unentbehrlich. Anekdötchen zwischendurch: zwei Verspätete, die erst kamen, als die Harfen bereits die wunderschöne Einleitung zu Vyšehrad spielten (auch ganz ausgezeichnete Musikerleistung!) wurden ganz in Mahler-Manier vom Dirigenten fixiert und ermahnt. Das gefiel mir. Ansonsten fand ich persönlich den Smetana nicht aufregend. Nicht schlecht, wirklich nicht, aber eher konventionell, solide und sicher dargeboten. Die Moldau hatte mir bisweilen witterungsbedingt zu wenig Wasser und kam im Mittelteil etwas träge daher.

    Das erste Stück, das ich jemals von dem an anderer Stelle oft gelobten Pietari Inkinen hörte, war Šárka mit den Neuseeländern in Düsseldorf als Einleitung zum Sibelius-Konzert mit Hilary Hahn. Das war irgendwie... mitreißender.

    Gewünscht hätte ich mir allenfalls den ganzen Zyklus 'Ma vlast', gerade die letzten beiden Nummern werden viel zu selten dargeboten.

    Kurz und gut: Zdeněk Mácal ist ein Meister Böhmischer Musik, vielleicht nicht der Mann für die große Klangrevolution, aber dafür ein Könner, ein Meister.

    Heute gleich nochmal die Zehnte unter Bernstein, und dann gleich noch die Achte hinterher:

    Kann es sein, dass Herr Bernstein ab und an aufs Podium stampft, um seinen Orchestern Beine zu machen...?

    Die Achte ist wohl ein Live-Mitschnitt der Salzburger Festspiele aus den Siebzigern (habe mein Booklet gerade nicht zur Hand, liegt 40km weit weg...)

    Heute mal in meiner persönlichen Reihe 'Mahlers Adagio aus der Zehnten' die Aufnahme von Leonard Bernstein aus Wien, 1974:

    Bemerkenswerte Einspielung. Leider verursacht die Live-Athmosphäre auch einige athmosphärische Störungen, die meinen Genuss doch nachhaltig trüben. :(

    Anschließend noch eine Zugabe: Sibelius — Finlandia, in meiner neuen Einspielung mit Pietari Inkinen.

    Ich war heute in Essen bei Proust... und konnte nicht widerstehen:

    Die ersten Hörproben, die ich da vor Ort vornehmen konnte (da kann man nämlich noch richtig in die CDs reinhören, nicht nur in irgendwelche technisch mangelhafte Samples von wenigen Sekunden!) haben mich begeistert.

    Dazu kommt ein interessantes Gesamtkonzept: Ragna Schirmer ist auf Liszts Pfaden gewandelt und dokumentiert das in einem sehr persönlichen Booklet, das eine ausgezeichnete Begleitung zu dem Zyklus darstellt. Außerdem streut sie an verschiedenen Stellen immer wieder italienische Madrigale ein.

    Alles zu sammen ist ein hochinteressantes Gesamtkonzept, und das noch auf musikalisch höchstem Niveau, wie ich finde.

    Diese schöne Box enthält im Übrigen sämtliche Bläserkonzerte Mozarts (inkl. der zweifelhaften Sinfonia Concertante KV 297b) und war lange Zeit nur von Übersee zu bekommen. KV 412 II erklingt hier noch in der "falschen" aber (wenn auch unbeabsichtigt) genialeren Süßmayr-Fassung. Bei dieser Intrpretation der Hornkonzerte entwickeln sich bei mir unglaubliche Sehnsuchtsgefühle... seufz...


    Diese Box habe ich kurz vor dem Umbau des Saturn Köln dort erworben und liebe sie heiß und innig. Momentan kommen mir keine anderen Mozart-Bläserkonzerte auf'n Poddi.

    Verarmt ist ein gutes Stichwort.... Mein Stammsaturn in Düsseldorf auf der Kö hat wieder eröffnet — und nicht so arg gelitten wir befürchtet... Das Sortiment muss erst wieder vernünftig aufgebaut werden, aber trotzdem wurde ich fündig:

    Meine Mahlermania wieder befriedigt:

    Und dann noch, nachdem ich sie selbst empfahl, diese Symphonien, damit ich sie auch mal in Ruhe durchhören kann:

    Weiter gehts mit der VIII. Mahler aus dieser Box:

    Mit der Symphonie werde ich nicht recht warm, gleich in welcher Einspielung...

    ...und gleich noch die VI. hinterher.

    Schon der Anfang ist unglaublich drängend, zupackend; Soltis VI. kann eigentlich niemanden kaltlassen.